Ingolstadt
Die letzte Stele bekommt ein Gesicht

Im Luitpoldpark wird künftig auch an das NS-Opfer Marie Herzenberger erinnert

17.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:49 Uhr
Ein sechstes Opferporträt: An der Erinnerungssttätte für Ingolstädter NS-Opfer im Luitpoldpark bei der Glacisbrücke (im Hintergrund) wird künftig auch an Marie Herzenberger erinnert, die als Angehörige der Gruppe der Sinti und Roma in Auschwitz ermordet wurde. −Foto: Hauser

Ingolstadt (DK) Unter dem Terror der Nazis hatten zwischen 1933 und 1945 auch viele Angehörige der Sinti und Roma zu leiden.

Etliche wurden in Konzentrationslagern ermordet. Künftig wird auch in Ingolstadt daran erinnert - mit einem weiteren Stelen-Porträt an der Gedenkstätte im Luitpoldpark, wo in Kürze auch die Vita von Marie Herzenberger aufscheinen wird. Ihre Enkelin hat an der Erforschung ihrer traurigen Geschichte mitgewirkt.

Das Stadtmuseum lädt anlässlich der Präsentation dieses neuen Stücks Ingolstädter Erinnerungskultur am Sonntag, 27.Januar, ab 15 Uhr zunächst zu einer Gedenkstunde in den Barocksaal des Stadtmuseums im Kavalier Hepp ein. Oberbürgermeister Christian Lösel wird dort Gäste begrüßen, die sich gemeinsam mit der Stadtspitze an die besondere Situation der Sinti und Roma in der NS-Zeit erinnern wollen. Eine Einführung in diese Thematik geben der Vorsitzende des Zentralrates der Sinti und Roma, Romani Rose, und Marie Herzenbergers Enkelin Serina Roché. Das Duo des berühmten Geigers Sandro Roy begleitet die Gedenkstunde musikalisch.

Im Anschluss trifft man sich im Luitpoldpark (dort, wo jedes Jahr die zentrale Veranstaltung zum Volkstrauertag stattfindet) bei der neu gestalteten Stele. Im Jahr 1999 waren im Luitpoldpark sowie an fünf Orten im Stadtgebiet blaue Stelen aufgestellt worden. Die Landshuter Künstlerin Dagmar Pachtner hatte einen Wettbewerb für ein Mahnmal für die Opfer des Nationalsozialismus gewonnen. Das neue Ehrenmal kombiniert altbekannte Erinnerungsmale aus der Stadt mit mehreren Stelen, mittels derer einigen hiesigen NS-Opfern ein Gesicht gegeben wurde - auch stellvertretend für andere. Mittels einer Lichtschranke wird hier von Besuchern jeweils die Beleuchtung von Porträtfotos der Betroffenen ausgelöst. Eine zugehörige Beschreibung informiert über den Todeszeitpunkt der jeweiligen Person und die Zugehörigkeit zu bestimmten, damals besonders vom NS-Terror bedrohten Gruppen - z. B. der katholische Klerus, politische Parteien oder das jüdische Bürgertum. Solche Stelen gibt es aber nicht nur im Luitpoldpark, sondern auch in der Altstadt und am Auwaldsee, wo sich während der NS-Zeit ein Exekutionsplatz befand.

Eine Stele im Luitpoldpark hatte 1999 kein Porträtfoto erhalten. Sie sollte Namen und Opfergruppen gewidmet sein, die erst im Zuge weiterer Forschungen ermittelt werden können. Das Stadtarchiv hat nun in Zusammenarbeit mit Serina Roché das Schicksal ihrer Großmutter Marie Herzenberger für die freie Stele im Luitpoldpark vorgeschlagen. Marie Herzenberger ist als Angehörige der Sinti und Roma am 11. Juni 1943 in Auschwitz ermordet worden.