Ingolstadt
Die Genehmigung ist erteilt

Trotz Unterschriftenliste und Pendelverfahren: Am Graßlweg entstehen zwei Sechsfamilienhäuser

18.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:20 Uhr

Ingolstadt - "Exklusive Lage im alten Ingolstädter Westviertel": So wirbt die Firma SB-Bau auf ihrer Homepage für eines ihrer aktuellen Projekte.

Dabei handelt es sich um zwei geplante Mehrfamilienhäuser am Graßlweg, gegen die fast 200 Nachbarn in Form einer Unterschriftenliste Front gemacht hatten (DK berichtete). Doch das Recht liegt eindeutig beim Bauwerber, die Genehmigung ist mittlerweile erteilt. Der genaue Baubeginn ist noch offen, aber der Bauträger will auf jeden Fall noch heuer anfangen. "Das Grundstück kostet jeden Monat Zinsen", so Markus Heindl von SB-Bau.

Bereits in der Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses Anfang Februar war der Graßlweg ein Thema gewesen. Doch schon damals nahm der Stadtrat das Vorhaben lediglich zur Kenntnis, die Genehmigungsfähig des Antrags lag auch aus der juristischen Sicht der Regierung von Oberbayern vor, wie Stadtbaurätin Renate Preßlein-Lehle bestätigt: "Die Rechte liegen beim Bauwerber. "

Nachverdichtung ja, argumentierten die Anwohner, doch die Intensität auf dem 1300 Quadratmeter großen Areal in bester Lage fiel nach ihrer Ansicht völlig aus dem Rahmen. Sie schlugen vor, sich am Nachbargrundstück zu orientieren, das einige Jahre zuvor mit zwei Fünffamilienhäusern bebaut worden war. Nachdem direkte Verhandlungen nicht fruchteten, nahm auf Vorstoß der Nachbarn hin der frühere OB Christian Lösel ein Pendelverfahren auf, um zwischen den Parteien zu vermitteln, sprach aber selber von "schwierigen Gesprächen".

SB-Bau zeigte sich nach eigenem Bekunden kompromissbereit. Es ging dann hin und her, freilich ohne Erfolg. Bis dann die Kommunalwahl mit dem Wechsel an der Spitze kam. Kurz darauf beantragte SB-Bau die Baugenehmigung. "Wir wollten nicht noch mehr Zeit verlieren", sagte Heindl. Denn man wisse nicht, was zu Zeiten der Corona-Pandemie noch alles kommt. Und so große Grundstücke seien generell schwierig. Geplant sind nun zwei Sechsfamilienhäuser mit gemeinsamer Tiefgarage und einer Geschossflächenzahl von 0,73, so der Investor, und nicht von 1,0, wie von den Anwohnern behauptet. Die Kubatur der Gebäude bleibe, das hintere Haus sei verkleinert worden. Ausgereizt habe man das Grundstück, das in einer Ecke des Alten Westviertels ohne Bebauungsplan liegt, aber nicht. "Es werden vollendete Tatsachen geschaffen", klagte Hans Zech, ein direkter Nachbar, der sich eine Weiterführung des Pendelverfahrens gewünscht hätte. Dabei habe man großzügige Vorschläge unterbreitet. Außerdem gebe es bereits einen Stadtratsbeschluss, im Viertel einen Bebauungsplan aufzustellen. Die einzige Möglichkeit, die den Nachbarn jetzt noch bleibt, ist eine juristische Prüfung der Genehmigung.

peh