Mailing
Heiratsantrag aus der Vogelperspektive

Matthias Meder hält mit einer Botschaft aus Baumstämmen um die Hand seiner Freundin an

24.05.2018 | Stand 23.09.2023, 3:20 Uhr
"Sabine, wuist du mi heiradn" ? so stand es aus Baumstämmen geschrieben auf einer Wiese an der Donau bei Mailing. −Foto: Fotos: privat

Mailing (DK) Matthias Meder und Sabine Vielberth sind seit sieben Jahren ein Paar. Eigentlich sei es da allmählich an der Zeit, in den Bund der Ehe einzutreten, denkt sich Matthias. Doch einfach nur um die Hand seiner Zukünftigen anzuhalten, ist ihm nicht originell genug. Er setzt einen Antrag aus Baumstämmen zusammen.

"Sabine, wuist du mi heiradn" - so stand es vor Kurzem in bestem Bairisch auf einem Damm bei den Pionierbuchten an der Donau bei Mailing zu lesen. Zusammengesetzt war der Schriftzug aus 80 Baumstämmen ohne Rinde, damit die Botschaft aus der Luft gut lesbar ist. Ausgelegt hatte sie Matthias gemeinsam mit sieben weiteren Männern. Ein Kraftakt, der auch noch geheim bleiben musste. Gar nicht so einfach, wie sich herausstellte.

"Ich wollte etwas Besonderes machen, schließlich heiratet man nur einmal im Leben", sagt der 29-jährige Audi-Angestellte und Nebenerwerbslandwirt jetzt im Gespräch mit dem DK. Also forscht er unter dem Suchbegriff "Heiratsanträge aus der Landwirtschaft" im Internet - und wird nicht fündig. "Den Antrag in eine Wiese mähen, aussähen oder in ein Stoppelfeld grubbern, das gab es alles schon einmal, muss er feststellen. "Aber Baumstämme waren noch nicht dabei", sagt er.

Die Idee ist geboren. Die Schwiegermutter skizziert ihm einen "Bauplan", und Matthias besorgt sich sechs Anhängerladungen mit Stämmen bei einem Holzhändler in Ingolstadt. Zwischen vier und etwas mehr als fünf Meter sind sie lang. "Das war wichtig, um alle Buchstaben legen zu können", erklärt er. Einen ganzen Tag lang, von sechs Uhr in der Früh bis sieben Uhr abends, sind die Männer damit beschäftigt, die Worte auf der Wiese auszulegen. Spaziergänger und Radler sind Zeuge der Aktion. Sogar ein Fotograf wird darauf aufmerksam und schießt Bilder. "Ich konnte gerade noch verhindern, dass die im Internet landen", berichtet Matthias. Auch hat er Sorge, dass Witzbolde über Nacht den Schriftzug verändern könnten: "Ich bin bis Mitternacht stündlich hingefahren, um zu kontrollieren."

Trotz aller Vorsicht droht die Überraschung in letzter Minute zu platzen, als ein Bekannter von Sabine ihr am Tag des Antrags ein Foto mit dem Schriftzug über einen Nachrichtendienst zuschickt. "Ich hab es mir aber nicht angesehen, weil ich dachte, das hat Zeit", erzählt sie. Klar ist zu diesem Zeitpunkt längst, dass Sabine die an sie gerichtete Botschaft bei einem Rundflug vom Flugzeug aus entdecken soll. Wie die Familie sie aber zwei Tage nach der Baumstammaktion nichtsahnend in die Propellermaschine des Fliegerclubs in Eichstätt bekommt, fordert ein weiteres Mal die Kreativität aller Beteiligten.

Der Geburtstag der Schwester von Sabine ist schließlich der Schlüssel zum Erfolg. Ihr schenkt das Paar auf Matthias' Vorschlag hin einen Flug über Ingolstadt. Mit an Bord: Matthias und Sabine, die nach wie vor als einzige von nichts weiß. "Schau doch mal runter", bittet Matthias seine Freundin schließlich, als der Flieger bei bestem Wetter die Donau erreicht. Die Reaktion? "Ich war total perplex, kann das gar nicht beschreiben", sagt die 27-jährige Floristin aus Großmehring heute. Die Idee habe sie so toll gefunden, dass ihr der Verzicht auf den ansonsten erhofften Kniefall ihres Zukünftigen nicht schwergefallen sei. Noch während des Fluges nimmt sie den Antrag an. Gefeiert wird gleich anschließend mit einem Grillfest. Für Herbst sei die standesamtliche Hochzeit geplant, verraten die beiden, die mit der zweijährigen Manuela schon eine gemeinsame Tochter haben. Dabei wollen sie dann aber am Boden bleiben.
 

Michael Brandl