Mehr gefühlte Sicherheit

Polizei setzt beim Barthelmarkt auf zusätzliches Personal, Videoüberwachung und Taschenkontrollen

18.08.2016 | Stand 08.08.2018, 9:47 Uhr

Foto: Johannes Hauser

Ingolstadt/Oberstimm (DK) Am Herbstvolksfest werden sich die Besucher auf verstärkte Sicherheitsmaßnahmen einstellen müssen. Wie diese genau aussehen, wird in der Referentenrund erörtert. Am Barthelmarkt ist erstmals eine Videoüberwachung geplant. Die Polizei setzt auf verstärkte Präsenz.

Das Vorgehen Münchens hat Signalwirkung: Wie gestern berichtet, will die Landeshauptstadt mit einem Rucksackverbot, Personenkontrollen und einem mobilen Zaun die Sicherheit auf dem Oktoberfest erhöhen. Obwohl keine konkrete Gefährdung vorliege, könne man nach den blutigen Attacken in Würzburg, München und Ansbach nicht einfach zur Tagesordnung übergehen. In Spitzenzeiten sollen außerdem bis zu 450 Ordnungskräfte auf der Theresienwiese im Einsatz sein.

Manchings Bürgermeister Herbert Nerb hatte sich natürlich bereits im Vorfeld Gedanken um die Sicherheit gemacht, wenn am nächsten Freitag, 26. August, der viertägige Barthelmarkt in Oberstimm mit über 200 000 Besuchern losgeht. Die erste Aktion war ein Brief ans Innenministerium mit der Bitte um mehr Polizeipräsenz. "Es gibt bereits ein weitreichendes Sicherheitskonzept, das müssen wir nun anpassen", sagte Nerb bereits vor knapp vier Wochen zum DK. Einer Einzäunung des kompletten Geländes in Oberstimm erteilte er damals jedoch eine Absage - auch aus Kostengründen. Seine Stellvertreterin Elke Drack, die im Moment die Amtsgeschäfte führt, ergänzt noch mit einem anderen Argument: "Das Sicherheitskonzept setzt im Falle eines Falles auf schnelle Fluchtmöglichkeiten." Daher ist sie gegen einen Zaun.

Polizei und Marktgemeinde haben gestern in einer gemeinsamen Erklärung ihre Sicherheitsmaßnahmen für den bevorstehenden Barthelmarkt erläutert. "Die Polizei reagiert zunächst mit verstärkter uniformierter und ziviler Präsenz auf und im Umfeld des Festgeländes auf die aktuelle Lage. Die Beamten werden verstärkt Kontrollen durchführen. Auch der Markt Manching wird seinen privaten Ordnungsdienst verstärken", heißt es in der vom Ingolstädter Polizeichef Peter Heigl gezeichneten Mitteilung. Wie Vizebürgermeisterin Drack betont, waren die privaten Kräfte bisher an den Bushaltestellen eingesetzt. Jetzt sollen sie zu den Hauptzeiten "deutlich sichtbar" an den Eingängen positioniert werden und auch Kontrollen von Taschen und Rücksäcken übernehmen. "Außerhalb des Geländes dürfen wir nicht kontrollieren", erläutert Drack die rechtliche Situation. Die Besucher werden gebeten, Taschen und Rucksäcke am besten gleich zu Hause zu lassen, wenn man sie nicht benötigt. "Wir sind aber kein normales Volksfest", räumt Drack ein: "Wir haben auch einen großen Warenmarkt." Und wer etwas einkaufen will, braucht halt auch eine Tasche.

Dafür werden Gäste erstmals mit Kameras ins Visier genommen "Um dem Sicherheitsbedürfnis des Veranstalters und der Besucher größtmöglich Rechnung tragen zu können, setzen die Verantwortlichen dieses Jahr auf eine Videoüberwachung", teilt Polizeichef Heigl mit. Die Kameras werden "an neuralgischen Punkten wie zum Beispiel an Ein- und Ausgängen" installiert. "Das wird gehandhabt wie auf dem Gäubodenfest", erläutert Vizebürgermeisterin Drack. Die Aufnahmen werden auf der Polizeistation auf dem Gelände beobachtet.

Eventuell im Umgriff des Festgeländes deponierte Taschen werden laut Polizei "als herrenlose Fundgegenstände" behandelt, entsprechend untersucht und verwahrt. Die Besucher werden gebeten, keine Behältnisse unbeaufsichtigt abzustellen. Wie Elke Drack betont, dienen diese Maßnahmen alle einer noch höheren Sicherheit. Eine konkrete Gefahr bestehe nicht.

Das gilt auch für das Ingolstädter Herbstfest, das am Freitag, 23. September, beginnt wegen des Tags der Deutschen Einheit heuer einen Tag länger - bis Montag, 3. Oktober - dauert. "Was kann aus München bei uns einfließen" ist laut der Stadtpressesprecherin Ingrid Schmutzler die Frage, die sich auch die Ingolstädter Verwaltung stellt. Wie Schmutzler betont, verfüge die Stadt bereits über ein Sicherheitskonzept, das jetzt nach einer Besprechung mit der Polizei und der Entscheidung über die Münchner Wiesn überarbeitet und an die aktuelle Situation angepasst werde. Sollen Rucksäcke und Taschen auf dem Volksfest in Ingolstadt künftig überhaupt erlaubt sein? Am Oktoberfest sind sie mit wenigen Ausnahmen verboten, wenn sie ein Fassungsvermögen von mehr als drei Litern haben, und müssen in Sammelstellen abgegeben werden. Auch Personenkontrollen oder das Aufstellen von Zäunen sind in der Diskussion.

Das überarbeitete Sicherheitskonzept soll Anfang September vorliegen. Dann muss die städtische Referentenrunde im Rathaus darüber entscheiden. Dabei müsse auch geklärt werden, ob dies machbar ist, ob zusätzliches Sicherheitspersonal eingestellt werden muss und wie hoch die Mehrkosten unter Umständen sind.