Ingolstadt
Willkommen in der Innovations-WG

brigk-Makerspace, SAVe und xR DevSpace läuten die Zukunft ein

21.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:09 Uhr
Virtuelles Training gibt es bei Audi bisher noch nicht flächendeckend. Mit dem Projekt xR DevSpace soll diese Schulungsmethode Serienreife erhalten. Unter dem Dach eines früheren Aldi-Marktes im Nordosten sind auch der brigk-Makerspace und das Projekt SAVe untergebracht. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Mit seinen Discountern revolutionierte Aldi vor Jahrzehnten den Lebensmittelmarkt in Deutschland - im ehemaligen Aldi-Markt an der Autobahnausfahrt Ingolstadt-Nord wurde nun am Donnerstagabend eine Art Wohngemeinschaft dreier ähnlich ambitionierter Partner eingeweiht.

Im sogenannten Makerspace des digitalen Gründerzentrums brigk haben Privatleute, Gründer und alle anderen Interessierten auf rund 550 Quadratmetern die Möglichkeit, nach Herzenslust zu basteln und zu tüfteln. Ihnen stehen, gegen eine gewisse Gebühr, 3D-Druck, Fräsen, Lasercutten, Löten, Sandstrahlen, Pulverbeschichten, Sägen und vieles mehr zur Verfügung - vom relativ normalen Werkzeug bis zum Profigerät. Schon 50 Tüftler haben seit dem Soft Opening im August ein Abo für den Makerspace abgeschlossen. Sie nutzen nicht nur die vorhandene Infrastruktur, sondern auch die Möglichkeit, mit anderen Bastlern zusammenzukommen.

Tüfteln ist auch beim ebenfalls in den Räumen untergebrachten Forschungsprojekt SAVe eines der obersten Prinzipien - allerdings mit einem ganz anderen Background. Denn Partner des Projektes sind Audi, weitere Firmen, die Technische Hochschule Ingolstadt, die Katholische Universität Eichstätt-Ingolstadt, die Hochschule München, die Stadt Ingolstadt. Ziel ist die Verbesserung der Verkehrs- und Funktions-Sicherheit im automatisierten und vernetzten Fahren. Dafür schickten die Projektverantwortlichen zuletzt in Ingolstadt ein Fahrzeug herum, das mit Laserscanner einige Straßen und deren Umgebung vermaß. Aus diesen Daten soll nun ein hochauflösendes Simulationsmodell des Verkehrs werden, in dem man virtuell Autonomes Fahren testen kann. Die Ergebnisse sind natürlich auch für andere Verkehrsräume äußerst interessant, deswegen fördert das Bundesverkehrsministerium auch das Projekt. Am Donnerstagabend übergab eine Vertreterin des Ministeriums Förderbescheide in Höhe von 3,9 Millionen Euro - zwei Drittel der Projektkosten.

Dritter Bewohner des Gebäudes ist das Projekt xR DevSpace. Dahinter verbergen sich Experten von Audi-Akademie, Audi-Markenlogistik, das Audi-IT-Center of Comptence und Audi After Sales, die gemeinsam an Projekten arbeiten, die virtuelle Realität, Augmented sowie Mixed Reality betreffen - Ziel ist, die neuen Techniken irgendwann serienmäßig in der Mitarbeiterschulung einzusetzen. So ließe sich beispielsweise gefahrenlos trainieren, wie man bei einem Elektrofahrzeug die Batterie austauscht.

Alle drei Projekte stellten sich am Donnerstagabend den geladenen Gästen aus Wirtschaft, Politik und Wissenschaft vor - die Audi-Vostände Peter Kössler und Wendelin Göbel waren ebenso wie Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Lösel gekommen, obwohl sie zwei Stunden zuvor noch bei der Audi-Feier im ungarischen Györ gewesen waren.

"Wir befinden uns in einem gnadenlosen Wettbewerb", sagte Lösel - und gerade deswegen seien solche Projekte für das Bestehen des Standorts eminent wichtig. Nach den Ansprachen konnten sich die Besucher eingehend informieren und austauschen - und Cocktails trinken sowie Burger essen.
 

Mirrads-Spiegel beim VfL Wolfsburg

Es ist das Vorzeigeprojekt des digitalen Gründerzentrums: Das Start-up Mirrads bietet, wie der Name schon suggeriert, Spiegel an, die Werbebotschaften transportieren können, und zwar digital auf ihre Oberfläche projiziert. 

Damit gewannen sie dieses Jahr auch den Ingolstädter Gründerpreis - und jetzt haben sie den ersten großen Auftrag an Land gezogen: 13 ihrer Spiegel habe der VfL Wolfsburg geordert, erzählte Markus Seit-le, einer der drei Leiter der Firma, am Rande der Eröffnung der Innovations-WG. Die Mirrads-Spiegel kommen in die VIP und Business Lounge des VfL-Stadions. "Die haben was Innovatives gesucht und uns über Google gefunden", sagte Seitle. Die Zusage habe allerdings etwas auf sich warten lassen. Sie hätten sich das zuerst nicht erklären können, sagte Seitle. Als aber am 21. Mai die positive Nachricht kam, sei es ihnen klar geworden: Der Verein hatte die Relegation abgewartet und erst nach dem Erfolg gegen Holstein Kiel zugesagt. Wäre Wolfsburg abgestiegen, hätte es wohl keine Spiegel aus Ingolstadt gegeben.

Thorsten Stark