Ingolstadt
Kontrollgang im Klenzepark

Auch am Wochenende prüfte die Polizei die Einhaltung der Ausgangsbeschränkungen

05.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:30 Uhr
Bei den erneuten Kontrollen im Klenzepark am Wochenende hatte die Polizei wenig zu beanstanden. −Foto: Pehl

Ingolstadt - Die Natur lässt keinen Zweifel aufkommen: Der Lenz ist da.

Mit dem Frühling steigen auch die Temperaturen spürbar an, gerade an einem Wochenende wie dem vergangenen, als wir zudem noch mit strahlendem Sonnenschein verwöhnt wurden. Für die meisten Menschen wohl die ideale Gelegenheit für Gartenarbeit, einen Ausflug, einen Spaziergang oder ein Treffen mit Freunden und Bekannten. Normalerweise zumindest.

Doch in Zeiten der Corona-Krise gelten bekanntlich andere Regeln. "Daheim bleiben" lautet seit 21. März schon das Gebot der Stunde, und daran soll sich bis zum Ende der Osterferien am 19. April in Bayern nichts ändern. Die Infektionskette des Coronavirus soll so verlangsamt werden, bis die entsprechenden medizinischen Kapazitäten für den Krisenfall aufgebaut sind, um das Gesundheitssystem nicht völlig zu überfordern. Immerhin hat das Virus schon über 45000 Tote in Europa gefordert.

Verboten sind im Freien Picknicks, Grillrunden oder sonstige Treffen. Das ist hart, wenn die Sonne lacht und die Temperaturen immer höher klettern. Gerade dann, wenn man keinen eigenen Garten hat und schon nicht mehr weiß, wie man die Kinder beschäftigen soll. Umso verlockender scheint ein Besuch in einem der Ingolstädter Parks oder am Baggersee. Das weiß natürlich auch die Polizei, die auch ein Auge auf diese beliebten Treffpunkte hat. Mit gezielten Kontrollen soll die Einhaltung der Verbote überprüft werden. So wie am vergangenen Samstag im Klenzepark.

Kurz vor 15 Uhr treffen mehrere Polizeifahrzeuge dort ein, ein Mannschaftsbus parkt hinter der Exerzierhalle. Es sind überwiegend junge Beamte der Bereitschaftspolizei, die die örtlichen Kräfte unterstützen, alles in allem wohl über ein Dutzend Männer und Frauen in voller Ausrüstung. Von Anspannung oder gar Aufregung keine Spur, die Stimmung ist gelassen, das schöne Wetter scheint ansteckend zu sein. Die Beamten stehen im Kreis und warten auf die nächsten Anweisungen. "Wir haben Unterstützung durch die Kräfte der Bepo", erklärt Hauptkommissar Holger Galler die Lage. Er hat die meisten Sterne, nämlich vier silberne, und leitet die Aktion. Die Absicht ist eindeutig, die Sicherheitskräfte wollen eine klare Botschaft senden. "Die Leute sollen merken, dass hier auch beobachtet wird. "

Bevor es losgeht, noch eine kurze Besprechung. "Die Kräfte sind nicht aus der Region", erläutert Galler, und im nächsten Augenblick hört man es auch, dass viele von ihnen offenbar aus dem schönen Frankenland kommen. Sie kennen natürlich den Klenzepark nicht und erhalten daher eine Überblick über das gesamte Areal, was schnell passiert ist.

Ein anderes Thema beschäftigt die Polizisten aber wesentlich stärker: Was ist erlaubt und was nicht? Jedem Beamten muss natürlich vor seinem Einsatz klar sein, welche Regeln aktuell gelten. Aber das ist bisweilen offenbar nicht so einfach, wie sich herausstellt. Denn manche Bestimmungen ändern sich, teilweise von einem Tag auf den andern. Obwohl dem ersten Anschein nach alles geklärt scheint, tauchen immer wieder Fragen auf, etwa, ob man mit dem Auto in die Waschstraße darf.

Ein Beispiel, das für den anstehenden Einsatz im Klenzepark von großer Bedeutung ist, ist der Mindestabstand von 1,5 Metern, den man zu anderen Menschen in der Öffentlichkeit einhalten sollte. Das Verbot ist selbstverständlich weiterhin gültig und sollte im eigenen Interesse auch dringend befolgt werden. Aber: "Die 1,5 Meter sind nicht mehr bußgeldbewehrt", sagt Holger Galler. Zunächst fiel auch die Nichteinhaltung des Mindestabstands in den Katalog der Ordnungswidrigkeiten und konnte mit 150 Euro Buße belangt werden. Doch der Verwaltungsgerichtshof in München stellte fest, dass dieses Abstandsgebot gar kein durchsetzbares Gesetz sei. Wie sollte man in der Praxis auch die eineinhalb Meter messen? Fazit: Der Verstoß gegen die Einhaltung des Mindestabstands zwischen zwei Personen könne folglich nicht geahndet werden.

Der nächste Punkt der kurzen Besprechung hat sich von selbst geklärt. Es sind für einen so schönen Frühlingstag äußerst wenige Besucher im Klenzepark. Einzelpersonen auf Parkbänken, Paare, die gemeinsam spazierengehen oder radeln, und einige Familien, die auf der großen Wiese gemeinsam spielen. "Das hier wird ziemlich einfach", sind sich Holger Galler und seine Kollegen sicher. "Die Situation ist entspannt. " Wegen der sehr geringen Anzahl von Menschen im Park wird das weitere Vorgehen geändert. "Wir teilen uns auf", lautet die Anweisung. Würde die Zahl der Polizisten die der Besucher übertreffen, gäbe das in der Öffentlichkeit kein gutes Bild ab. Daher werden drei Gruppen gebildet, die jeweils verschiedene Bereiches des weitläufigen Geländes durchstreifen.

Gezielt sprechen kleine Teams von Beamten Menschen an, die sich nicht an geltende Verordnungen halten. Etwa ein Vater mit seinem Sohn, der es sich gerade mit einer Decke und einem Picknickkorb gemütlich machen will, oder die wenigen Gruppen auf der Wiese. Probleme gibt es keine, die Ansprachen der Polizei zeigen Erfolg, die Menschen sind offenbar einsichtig.

"Die Erfahrung macht viel aus", sagt Galler: "Man weiß, wie man mit den Leuten redet. Da ist natürlich auch Fingerspitzengefühl erforderlich. " Dabei seien sich die Ordnungshüter auch ihrer Außenwirkung bewusst. Es dürfe auf keinen Fall der Eindruck entstehen, dass man mit der Polizei machen kann, was man will. Doch oberstes Ziel bei jedem Einsatz müsse es sein, jede Form von Eskalation zu verhindern. An diesem Samstagnachmittag im Klenzepark ist damit aber nicht zu rechnen, wobei freilich einige Parkbesucher bereits das Weite gesucht haben, als die ersten Polizeiautos aufgetaucht sind. Nach einer Stunde ist der Einsatz schon beendet, die Polizei hat Präsenz gezeigt.

Eine Woche zuvor war die Lage dagegen eine ganz andere, erzählt ein Polizist: Der Klenzepark war voller Menschen, die Beamten mussten teilweise Lautsprecher einsetzen, um sich Gehör zu verschaffen. Doch an diesem Samstagnachmittag gibt es hier nichts mehr zu tun. Nach kurzer Überlegung entschließt sich die Einsatzleitung, noch zum Baggersee zu fahren, wo sich erfahrungsgemäß immer viele Menschen aufhalten. Der nächste Einsatz in Sachen Corona-Kontrolle in der Öffentlichkeit. Wie viele noch folgen werden, kann derzeit noch niemand sagen. "So eine Situation war noch nie da", erinnert sich Holger Galler, dem es damit so geht wie fast allen: "Ich frage mich, wie lange das noch dauert. "

DK

Bernhard Pehl