Ingolstadt
Ernüchterung bei Brauereien und Volksfestbetreibern

Nach der Absage von Großveranstaltungen geht unter Schaustellern, Marktbeschickern und Wirten die Existenzangst um

16.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:38 Uhr
Die Krüge hoch: Auf Einnahmen aus Volksfesten müssen Fieranten und Brauereien heuer größtenteils verzichten. −Foto: Hauser (Archiv)

Ingolstadt - Überraschend kam die Nachricht nicht, ernüchternd war sie dennoch.

Dem Verbot von Großveranstaltungen bis Ende August fallen alleine in Ingolstadt das Pfingstvolksfest, das Afrikafest, das Fest der Kulturen, das Zam-Festival sowie - wie bereits berichtet - das Fest zum Reinen Bier und das Kulturig zum Opfer. Ob das Zam-Festival eventuell in den September verlegt wird und das Herbstvolksfest wie geplant am 25. September starten kann, darüber möchte Tobias Klein, Geschäftsführer der städtischen Veranstaltungs GmbH, derzeit nicht spekulieren. Es sei nicht vorherzusehen, wie sich die Situation in den nächsten Wochen und Monaten entwickelt. "Ich werde jedenfalls nichts pauschal absagen, wenn es nicht sein muss", versicherte Klein gestern. Bei Festen vor dem 31. August sei freilich nichts zu machen. "Darauf haben wir keinen Einfluss. " Klein wartet nun auf konkretere Vorgaben des Freistaates: Was heißt "Großveranstaltung" genau? Was ist mit Konzerten etwa des Georgischen Kammerorchesters im Festsaal, Veranstaltungen in der Halle 9 oder der Neuen Welt?

Während Feierfreudige den Ausfall der Feste bedauern, ist er für einige Unternehmer eine Katastrophe. Fischbrater Siegfried Schön, der Vorsitzende der ARGE Volksfest und Märkte, fürchtet, dass bis zu 40 Prozent der Betreiber von Marktständen und Fahrgeschäften das Jahr 2020 wirtschaftlich nicht überstehen werden. Es sei in der Branche normal, dass spätestens nach den Christkindlmärkten das Geschäft ruhe. "Darauf sind wir eingestellt, für diese Zeit legen wir unter dem Jahr ein Polster an", erklärt Schön. Wenn dann aber Frühjahrsfeste, Dulten und Volksfeste nicht stattfinden, bringt das viele an den Rand der Existenz. Schließlich laufen die Kosten weiter. "Ich kenne einen Riesenradbetreiber, der sich jetzt schon auf die Suche nach einem anderen Job macht. Ein Markthändler hat mir gesagt, dass er Hartz IV beantragt hat. "

Schön selbst betreibt sonst auf Festen einen Fischstand und verdient über den Verkauf von Rohfisch und den Betrieb seines Grillmobils derzeit zumindest etwas Geld. "Aber auch ich musste Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken", bedauert er.

Für sich und seine Kollegen hofft er nun, dass das Ingolstädter Herbstfest und andere Volksfeste im September doch irgendwie stattfinden können. "Wir brauchen nicht so viel Vorlauf wie die Wiesn in München. Wir könnten in zwei Wochen aufbauen", ist er überzeugt. Auch strenge Hygienevorschriften und Abstandsregeln seien zu bewerkstelligen. "Wenn wir dürfen, dann schaffen wir das. "

Der Wegfall der Feste reist ein großes Loch in die Bilanzen von Brauereien. "Wir beliefern im Jahr sonst rund 500 Veranstaltungen", sagt Gerhard Bonschab, der Geschäftsführer von Herrnbräu. Die fallen nun größtenteils weg. Da auch die Gastronomie geschlossen ist, beliefert die Brauerei derzeit keine der 920 Gaststätten, die sie sonst mit Getränken versorgt. "Wir rechnen mit Umsatzeinbußen von 50 Prozent", so Bonschab. Auch bei Herrnbräu gilt bereits teilweise Kurzarbeit. Bonschab hofft nun, dass möglichst bald die ersten Lokale wieder schrittweise öffnen können. Vor allem in Biergärten sollte es doch kein Problem sein, die geltenden Abstands- und Hygienevorschriften einzuhalten, findet er. Ministerpräsident Markus Söder hat gestern schrittweise Öffnungen von Lokalen ab Pfingsten ins Gespräch gebracht. Immerhin. Aber bis dahin werde es für viele eine "verdammt lange Zeit", fürchtet der Brauereichef.

DK

 

Johannes Hauser