Großmehring
Besondere Badesaison

Großmehringer Wasserwacht erwartet Corona-bedingt mehr Schwimmer am Weinzierlweiher als sonst

22.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:28 Uhr
Für den Sommer 2020 gewappnet: Vorsitzender Jens Dennerlein (von links), Technischer Leiter Kevin Dennerlein und zweite Technische Leiterin Claudia Mees vor der Wachstation der Großmehringer Wasserwacht am Weinzierlweiher. −Foto: Stephan

Großmehring - Die Großmehringer Wasserwacht bereitet sich in diesem Sommer auf mehr Badegäste am Weinzierlweiher vor, weil viele Schwimmer die Freibäder aufgrund der Corona-bedingten Regeln heuer meiden könnten.

 

Auch die Mitglieder selbst stellen sich auf Änderungen ihres Wachdienstes ein.

Es hat viel geregnet in der vergangenen Woche, deshalb war meist noch kein großer Trubel rund um die grüne Wachstation, die vor idyllischer Kulisse direkt am Weiher steht. "Ab dieser Woche geht es los", vermutet Claudia Mees, zweite Technische Leiterin der Wasserwacht. Bis zu 30 Grad sind angesagt - da kommen an manchen Tagen üblicherweise über 1000 Badefreunde an den Weiher zum Abkühlen.

Dieses Jahr könnten es noch mehr werden. Weil wegen Corona Urlaub im Ausland heuer nur eingeschränkt möglich ist und Freibäder unter Auflagen - wie begrenzte Badezeiten oder Regeln im Schwimmbecken - öffnen, wollen viele auf die Badeseen in der Region ausweichen, wie Kommentare in den sozialen Medien zeigen. "Es wird passieren, dass mehr als sonst kommen", bestätigt Technischer Leiter Kevin Dennerlein.

Das stellt die Wasserwacht vor Herausforderungen. "Unsere größte Sorge ist, dass der Rettungsweg zugeparkt wird", sagt Vorsitzender Jens Dennerlein. Es gibt nur eine Zufahrt, über die der Rettungsdienst oder die Wasserwacht samt Einsatzfahrzeug und Boot den Weinzierlweiher vom etwa 250 Meter entfernten, im vergangenen Jahr neu gebauten Vereinsheim aus im Notfall erreichen können. Diese wird erfahrungsgemäß auch in "normalen" Sommern insbesondere von Auswärtigen als Parkplatz genutzt. "Es geht aber nicht nur um den Weiher", betont Mees. "Wir fahren zum Beispiel auch zu First-Responder-Einsätzen wie Fahrradunfällen, um zu helfen, bis der Krankenwagen da ist. " Die Wasserwachtler freuen sich deshalb über gute Zusammenarbeit mit der Polizei, die notfalls abschleppen lässt, damit im Ernstfall keine wertvolle Zeit verstreicht.

Darüber hinaus musste die etwa 300 Mitglieder - darunter Bootsführer, Taucher, Wasserretter oder Sanitäter - starke Gemeinschaft ihren Wachdienst umstrukturieren. In Absprache mit der Gemeinde leistet sie diesen eigentlich nur an Sonn- und Feiertagen - einsatzbereit ist sie aber immer. Sind normalerweise bis zu zehn Mitglieder im Wachdienst eingeteilt, müssen es jetzt "so wenige wie möglich" sein, sagt Kevin Dennerlein. Pro Dienst sind nur noch fünf Männer und Frauen zulässig.

Auch für die Mitglieder selbst gibt es Einschränkungen - im Fall einer Wasserrettung beispielsweise. Hat jemand nur einen Krampf, bemühen sich die Einsatzkräfte um kontaktlose Rettung über einen Schlitten oder einen Ring. "Wenn der Patient bewusstlos ist, dann hilft's natürlich nichts", sagt Kevin Dennerlein. Nicht zu den Aufgaben der Wasserwacht zählt es, die Badegäste darauf hinzuweisen, ausreichend Abstand einzuhalten. "Da kann man nur an die Vernunft appellieren", sagt Jens Dennerlein. Aber schon beim ersten Wachdienst der Saison hat er gemerkt, dass das sowohl im Wasser als auch auf der Liegewiese nicht funktioniert. "Corona ist einfach nicht mehr in den Köpfen drin", vermutet er. Und Kinder wollen sich im See nun einmal anspritzen.

Trotz der neuen Bedingungen freuen sich die Wasserwachtler, dass das Vereinsleben langsam wieder anläuft. Zwar gilt die Gruppe als systemrelevant, sodass sie zuletzt durchaus Einsätze gefahren ist, Corona-Fortbildungen abgehalten hat und die Zeit zum Herrichten der Wachstation genutzt hat. "Die Kinder sind uns aber schon abgegangen", meint Kevin Dennerlein, der mit für die Ausbildung der Jugend verantwortlich ist. Allein 50 Kinder haben bei der Wasserwacht Schwimmtraining und lernen Nützliches über Naturschutz, Erste Hilfe oder den Umgang mit dem Notruf als Vorbereitung aufs Einsatzleben. Weil die Jugendarbeit wichtig ist - und auch die Eltern sehr engagiert sind, merkt Jens Dennerlein dankbar an -, hat das Team in den vergangenen Wochen zum Beispiel über ein Quiz Kontakt zu den Kindern gehalten, "damit sie uns nicht vergessen".

Nun kann die Ausbildung wieder stattfinden - in kleinen, festen Gruppen und möglichst draußen. Schwimmen dürfen die Kinder nur im Kreis, und für die Knotenkunde erhält "jeder seinen eigenen Strick, der am Ende desinfiziert wird", erklärt Jens Dennerlein. Am Wachdienst dürfen allerdings erst Jugendliche ab 16 Jahren teilnehmen. Die Kleineren müssen laut Mees heuer darauf verzichten, beim Surfbrettverleih auszuhelfen und zu kontrollieren, ob Badegäste verbotenerweise einen Grill angezündet haben oder jemand falsch parkt. "Dabei gehen sie immer so stolz mit ihrem Funkgerät über die Wiese", erzählt Jens Dennerlein.

Auch die großen Treffen der Vereinsmitglieder aller Generationen rund um die Wachstation bei Kaffee und Kuchen müssen heuer ausfallen. Schade, findet der Vorsitzende: "Wir sehen uns wie eine große Familie. "

DK


Wer sich für die Arbeit der Großmehringer Wasserwacht interessiert oder Mitglied werden möchte, kann sich beim Vorsitzenden Jens Dennerlein melden. Er ist erreichbar unter Telefon (08407) 1502 oder per E-Mail an dennerleinjens@aol. com.

 

Tanja Stephan