Manching
"Aus der Krise Chance für Azubis gemacht"

Manchinger Friseurin Eva Hoffmann nutzt Schließung des Haarstudios für neuartige Ausbildung von Azubis

29.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:49 Uhr
Ungewohnte Ausbildung: Eva Hoffmann (Mitte) konnte während der coronabedingten Schließung ihres Haarstudios ihren zwei Azubis Gulia und Marisa vieles beibringen. −Foto: Pehl

Manching - Auch Eva Hoffmann hat einige harte Wochen hinter sich.

 

Wie wohl fast alle ihrer Kolleginnen und Kollegen hatte die Inhaberin von Evas Haarstudio im Manchinger Donaufeld einige schlaflose Nächte, wie sie einräumt. Doch sie hat die Zeit genutzt und "aus der Krise eine Chance für die Azubis" gemacht. Ohne Berufsschule, aber mit moderner Technik und Übungen konnten ihre Lehrlinge weiter lernen - und das womöglich sogar intensiver als zuvor. "Es war jede Menge Zeit, auf unsere Fragen einzugehen", bestätigen denn auch Gulia und Marisa.

"Ich war erstmals in meinem Leben mit Kurzarbeit konfrontiert", schildert Eva Hoffmann die vergangenen Wochen. Vor der angeordneten Schließung am 22. März hatte sie noch so viele Termine wie möglich eingeschoben. Umso härter sei es ihr gefallen, den Kunden dann abzusagen, erzählt die Geschäftsinhaberin mit ihren 14 Angestellten, die ihren Salon bereits 24 Jahre führt. Langweilig ist es ihr in den zurückliegenden fünf Wochen aber nicht geworden. "Wir waren gut beschäftigt", erinnert sie sich: Verkauf von Gutscheinen, Ausfüllen von Förderanträgen, Be- schaffung von Masken und Desinfektionsmitteln, Ausmessen der Abstände nach der Wiedereröffnung, Planung des Schichtbetriebs und vieles mehr.

Eine ganz spezielle Form der Ausbildung genossen während der vergangenen Wochen Gulia und Marisa, beide Lehrlinge im ersten Jahr. Jeden Tag gab es zwei Stunden Unterricht in Theorie und Praxis, immer von 10 bis 12 Uhr - und das trotz Corona-Krise. "Wir hatten auch einen Trainingskopf zuhause", erzählen die 17- und die 18-Jährige. Jede ihren eigenen, den nur sie in die Hand bekommt. "Dann haben wir Aufgaben bekommen und geübt. "

Dank Internet ist dies heute auch über PC und Laptop möglich. Anfangs über Skype, folgten schon bald sogenannte Webinare. Das sind Seminare und Präsentationen über das Internet mit Hilfe der App Zoom, einer Art Plattform dafür. "Die sind direkt auf die Auszubildenden zugeschnitten", ergänzt Eva Hoffmann. Sie werden von der Firma Wella zur Verfügung gestellt. Im ersten Lehrjahr schneiden die angehenden Friseurinnen noch keine Haare. Lerninhalte sind beispielsweise das Wickeln von Dauerwellen, Strähnentechniken, Farbtypologien oder die Biologie des Haares. Aus eigener Initiative hat Eva Hoffmann außerdem noch einen Trainer geholt, der dem ganzen Team die Technik von Kundengesprächen am Telefon erläutert hat. "Durch die Videos versteht man es ganz gut", loben Gulia und Marisa die Initiative ihrer Chefin. Auch der Trainingskopf daheim kommt ganz gut an: "Ohne Üben wäre es viel schwieriger", sagen sie.

Der größte Vorteil für die beiden jungen Frauen war aber die Zeit, die Eva Hoffmann für sie aufbringen konnte und in der eingehend alle Fragen beantwortet werden konnten.

Wenn nächste Woche der Betrieb unter Einschränkungen wieder losgeht, werden die Kolleginnen nicht mehr ganz so viel Zeit für die Ausbildung aufbringen können, zumal wegen Corona auch mit Mundschutz gearbeitet werden muss. Nach Wochen ohne Friseure ist die Nachfrage enorm, der Mai ist praktisch schon voll.

Besonders ihre Mitarbeiterinnen dürfte das freuen, dann für einige musste sie Kurzarbeit beantragen. "Ich habe eine Verantwortung ihnen gegenüber", sagt Eva Hoffmann. Denn gerade Friseurinnen trifft der Wegfall des Trinkgelds besonders hart. Aber nicht nur deswegen freuen sich alle auf die Wiedereröffnung am 4. Mai.

DK

 

Bernhard Pehl