Ingolstadt
CSU bricht mit Ex-OB Alfred Lehmann

Nach DK-Bericht über fragwürdige Beraterhonorare bei Grundstücksgeschäften der Stadt ist das Tuch zerschnitten

26.01.2020 | Stand 23.09.2023, 10:12 Uhr
Ende einer politischen Beziehung: OB Christian Lösel - und mit ihm der CSU-Kreisverband - distanziert sich von Amtsvorgänger Alfred Lehmann (rechts). −Foto: Hammer (Archiv)

Ingolstadt - Das war zu viel: Nachdem der DONAUKURIER in der Samstagausgabe von der wahrscheinlichen Einflussnahme von Ex-OB Alfred Lehmann (CSU) auf kostspielige Grundstücksgeschäfte der Stadt und von Beraterhonoraren an Lehmann bei ebendiesen Vorgängen berichtet hat, ist die Ingolstädter CSU zu ihrem früheren Spitzenmann auf Distanz gegangen.

 

In einer am Sonntagabend veröffentlichten Pressemitteilung des CSU-Kreisverbandes, die von Oberbürgermeister Christian Lösel, CSU-Kreisvorsitzendem Alfred Grob und Fraktionschefin Patricia Klein unterzeichnet ist, ist von persönlicher Betroffenheit und Enttäuschung der Unterzeichner über Lehmanns Gebaren in dieser Sache die Rede. Zugleich wird betont, dass die private Verstrickung Lehmanns und seine daraus resultierenden persönlichen Einnahmen aus den bewussten Grundstücksgeschäften dem amtierenden Oberbürgermeister Christian Lösel nicht bekannt gewesen seien. Jegliche Versuche, den jetzigen Rathauschef mit Lehmanns Handeln in Verbindung zu bringen, seien völlig unbegründet. Dennoch, so offenbar der Eindruck der heutigen CSU-Verantwortlichen, werde dies "immer wieder in unzulässiger Weise versucht".

Lesen Sie hierzu auch den Artikel "Provision nicht nur an die Makler".

Die neuerlichen Enthüllungen über Alfred Lehmanns geschäftliche Aktivitäten als CSU-Mandatsträger - er war zum Zeitpunkt der fraglichen Grundstücksgeschäfte rund um große Flächen beim Klinikum zwar nicht mehr Rathauschef, aber doch einflussreicher Stadtrat der Christsozialen - treffen seinen Nachfolger Christian Lösel völlig zur Unzeit. Ist schon der langwierige Untreueprozess gegen Lehmann im vergangenen Jahr (Urteil: Zwei Jahre Haft zur Bewährung) eine schwere Hypothek für die Ingolstädter CSU und ihren amtierenden Oberbürgermeister, so werden die jetzigen Neuigkeiten mitten in der heißen Phase des Kommunalwahlkampfs offenbar als brandgefährlich für die Partei und insbesondere ihren erneuten OB-Kandidaten empfunden.

Christian Lösel wird in der Mitteilung vom Sonntag so zitiert: "Mir war völlig unbekannt, dass es Verträge zwischen Herrn Dr. Lehmann und Maklern oder Immobilienfirmen im Zusammenhang mit städtischen Grundstücksgeschäften gab. Ich habe davon erst im Rahmen der Ermittlungen erfahren. " Diese Ermittlungen der Staatsanwaltschaft haben zwar - wie berichtet - keine strafrechtlich relevanten Verfehlungen Lehmanns ergeben, für die Öffentlichkeit sind die Vorgänge allerdings dennoch moralisch fragwürdig.

In der CSU-Erklärung heißt es denn auch: "Wir alle sind auch deshalb menschlich so enttäuscht, da wir erwartet hätten, dass Alfred Lehmann spätestens zu Beginn der Aufarbeitung uns persönlich und umfassend über alle Sachverhalte informiert und die Karten offen auf den Tisch legt. Dies ist - trotz gezielter Nachfrage - nicht geschehen, und dies betrachten wir als Vertrauensbruch. " Lehmanns nun aufgedecktes Handeln, so heißt es an anderer Stellen in der Mitteilung, "entspricht nicht unseren Vorstellungen von korrektem und moralisch richtigem Handeln".

Der DK-Bericht vom Samstag ("Provision nicht nur an die Makler") hat übers Wochenende in allen politischen Zirkeln der Stadt und darüber hinaus ein großes Echo gefunden. Offiziell äußerte sich bereits die Bürgergemeinschaft (BGI), deren OB-Kandidat Christian Lange die Auffassung vertritt, dass die Stadt "dringend ein besser funktionierendes System der Korruptionsprävention" benötige. 

Bernd Heimerl