Ingolstadt
Ein bunter Marsch durch die Innenstadt

Der erste Ingolstädter Christopher Street Day nimmt Konturen an - und bekommt breite Unterstützung

12.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:32 Uhr
Sie stehen für eine größere Gruppe, die den ersten Ingolstädter Christopher Street Day auf die Beine stellen will: Steffi Kürten (Grüne, links), Eva Bulling-Schröter (Linke) und Bernd Sandner (Die Partei). Das Transparent haben sie zusammen mit vielen anderen Unterstützern am vergangenen Sonntag gefertigt. Der Begriff Stonewall steht für eine Razzia der New Yorker Polizei in einer Homosexuellen-Bar vor 50 Jahren, bei der sich zum ersten Mal eine größere Gruppe Homosexueller und Transsexueller einer Verhaftung widersetzte. −Foto: Eberl

Ingolstadt (DK) Dem ersten Christopher Street Day in Ingolstadt steht wohl nichts mehr im Wege.

Nach einer Sitzung von Behördenvertretern, Polizei und Veranstaltern sind auch die Rahmenbedingungen klar. Wie bereits berichtet, findet die Aktion für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transgender-Personen am Samstag, 21. September, statt. Beginn und Ende wird allerdings auf dem Josef-Strobl-Platz sein und nicht, wie ursprünglich geplant, auf dem Paradeplatz. Neben Kundgebungen wird es einen Marsch durch die Innenstadt sowie eine Abschlussparty geben.

Die Lokalpolitiker Eva Bulling-Schröter (Die Linke) und Bernd Sandner (Die Partei) sind offiziell als Veranstalter gemeldet - allerdings sind sie nur Teil einer bunten Truppe, zu der auch etliche Schüler gehören, die unbedingt mithelfen wollten, einen CSD nach Ingolstadt zu bringen. Zwischen 25 und 30 Leuten ist der harte Kern der Organisatoren groß.

Am vergangenen Sonntag habe man sich getroffen, um zwei Transparente und Buttons für den CSD zu basteln, erzählt Sandner. Und auch da seien viele der Jugendlichen dabei gewesen. "Die haben richtig mitgearbeitet. " Schüler ohne konkreten politischen Hintergrund, aber mit viel Engagement bei der Sache.

Wenn jemand dort mitmache oder beim CSD mitlaufe, bedeute das natürlich nicht, "dass man kurz vorm Coming-out steht", sagt Steffi Kürten (Grüne), die ebenfalls zum Organisationsteam gehört. "Es bedeutet einen Schritt zur Normalität, Respekt und Willkommenskultur. "

Sie erinnere sich noch an den ersten Christopher Street Day in München, sagt Bulling-Schröter. 2000 Menschen seien da mitgelaufen, "ganz verschämt". "Und heute sind es 200000." Da habe sich doch einiges getan. Steffi Kürten erzählt, sie erinnere sich an einen Beitrag auf intv irgendwann in den Neunzigern, als die Homosexuellengruppe Romeo und Julius vorgestellt wurde. "Da sprach einer mit dem Rücken zur Kamera und verzerrter Stimme. " Da habe sich seitdem doch einiges geändert.

"Ingolstadt wird mehr zur Großstadt", sagt Bulling-Schröter. Seit durchgesickert war, dass es hier einen CSD geben wird, habe sie viel positives Feedback bekommen - von ganz normalen Bürgern, Gastronomen oder Musikbands. Dazu meldeten sich einige Sponsoren. Auch Polizei und Stadtverwaltung seien im Anmeldeverfahren sehr wohlwollend gewesen, erklärt Sandner. Dazu werden viele Parteien mit von der Partie sein: neben Linken, Die Partei und Grünen auch SPD, BGI, ÖDP und FDP. Sie werden mitlaufen und mit Infoständen vertreten sein. Von der CSU sei nach offenbar längerer interner Diskussion eine Absage gekommen, sagt Bulling-Schröter. Allerdings sei der oberste CSUler der Stadt, OB Christian Lösel, als Schirmherr der Veranstaltung angefragt worden - sollten alle Genehmigungen vorliegen, dürfte Lösel die Schirmherrschaft übernehmen. Und bei einem Vorbereitungstreffen habe sich ein homosexuelles Pärchen als CSU-Mitglieder geoutet - so gesehen marschiert die Partei auch mit. Die Freien Wähler, sagt Kürten, wären auch gerne dabei gewesen - doch die Vorbereitungszeit sei für sie zu kurz gewesen. Die UDI hätten abgesagt, auch die AfD sei nicht dabei.

20 Mitglieder der Queer-Gruppe von Audi werden mitmarschieren - für eine richtige Beteiligung des Automobilkonzerns ist die Anmeldung laut den Organisatoren zu kurzfristig gekommen. Im nächsten Jahr könnte das schon anders aussehen - bis dahin soll der CSD Ingolstadt auch schon von einem (noch zu gründenden) Verein veranstaltet werden.

Jetzt muss erst einmal die Premiere des CSD in Ingolstadt gelingen. Die Veranstaltung ist erst einmal ganz tiefgestapelt für 200 Personen angemeldet. Start soll am 21. September um 13 Uhr am Josef-Strobl-Platz beim Sozialen Rathaus sein. Dort gibt es Essen, Getränke, Musik und Reden - dazu Infostände von Parteien und Gruppierungen. Um 14 Uhr setzt sich der bunte und von Musik begleitete Zug dann in Bewegung - durch die Fußgängerzone, auch vorbei am Rathausplatz, mit Zwischenstation am Theatervorplatz. Und von da geht es dann wieder zurück Richtung Josef-Strobl-Platz.

Sicher wird der eine oder andere kostümierte Teilnehmer mitlaufen. Vielleicht wird einer von ihnen dann das Ingolstädter CSD-Model 2019: Zu dem Wettbewerb kann sich an dem Tag jeder Teilnehmer melden - eine Jury kürt die Gewinner.

Um 19 Uhr soll der offizielle Teil beendet sein. Danach geht es zum Feiern in die Diskothek Amadeus - in die an diesem Abend (bis 24 Uhr) auch Jugendliche ab 16 Jahren dürfen. Damit die jungen Organisatoren mitfeiern können.
 

Thorsten Stark