Ingolstadt
Bürgerbegehren gegen die Kammerspiele an der Schutterstraße n Ingolstadt gestartet

20.01.2022 | Stand 22.09.2023, 23:22 Uhr
Der geplante Kammerspiele-Standort: Das grüne Dreieck etwa in der Bildmitte. −Foto: Archiv/Schoch

Ingolstadt - Ingolstadt - Einen Monat lang war es recht ruhig in der Ingolstädter Kommunalpolitik.

Doch jetzt wird es umso lauter: Ein Bündnis unter der Federführung der Freien Wähler hat am Donnerstagnachmittag ein Bürgerbegehren gestartet. Das Ziel: Keine Kammerspiele am Donauufer. Nach jahrelangen Diskussionen, Prüfungen des Standorts und Kostensteigerungen hatte der Stadtrat dafür am 14. Dezember grünes Licht gegeben. An der Schutterstraße soll für rund 45 Millionen ein Theaterbau entstehen, der erst als Ersatzspielstätte dienen soll, während das Stadttheater umfassend saniert wird; später soll der Bau unter anderem das "Kleine Haus" beherbergen.

Unter anderem die Freien Wähler sind jedoch der Meinung, dass der Ort falsch gewählt ist und dass die Ingolstädter Bevölkerung mehrheitlich den Bau an dieser Stelle ablehnt. Über die Weihnachtsferien entschieden die Freien Wähler gemeinsam mit Unterstützern endgültig, ein Bürgerbegehren zu starten, um das Theaterprojekt doch noch zu stoppen. In einem ersten Schritt sind dazu rund 5100 Unterschriften nötig; dann muss die Stadt mit einem Bürgerentscheid offiziell abstimmen lassen. Ab sofort können Bürgerinnen und Bürger unterschreiben, mehr Infos zur Initiative gibt es im Internet unter www. fw-ingolstadt. de.

Offiziell lautet die Frage des Bürgerbegehrens: "Sind Sie dafür, den Bebauungsplan (. . . )Kammerspiele (. . . ) aufzuheben und die Planungen (. . . ) einzustellen? " Begründet wird die Ablehnung des Projekts mit den befürchteten negativen Auswirkungen auf den Verkehr um das neue Theater, mit dem Wegfall von Bäumen und Parkplätzen in der Theatertiefgarage, mit zu erwartenden Kostensteigerungen beim Bau und mit den zu erwartenden Betriebskosten von jährlich knapp 760000 Euro.

Online-Umfrage als Motivationsschub

Einen Motivationsschub erhielt die Initiative gegen den Bau der Kammerspiele noch einmal Anfang Dezember im Vorfeld der entscheidenden Stadtratssitzung. Damals hatten die FW um ihren Stadtratsfraktionschef Hans Stachel dazu aufgerufen, sich bei einem "Online-Voting" auf der FW-Internetseite für oder gegen die Kammerspiele auszusprechen. Nach Abzug aller zweifelhaften Stimmabgaben zeigte sich da eine "eindeutige Tendenz", so Stachel. 62,5 Prozent der Abstimmenden sprachen sich nach FW-Angaben dabei gegen einen Bau der Kammerspiele am geplanten Ort aus. Bereits im Sommer hatten aber die Vereinsmitglieder (die FW sind als Verein organisiert) auf der Jahresversammlung dem Vorstand den Auftrag erteilt, gegen den Bau der Kammerspiele aktiv zu werden, sollten diese wie jetzt geschehen beschlossen werden.

"Der künftige Standort der Ersatzspielstätte hat aus unserer Sicht eine herausragende Bedeutung für Ingolstadt. Deshalb braucht es dafür eine breite Basis. Und das kann nur ein Bürgerentscheid leisten. Die Entscheidung sollte daher nach dem Willen des Bürgers erfolgen", fasst Armin Herker die Position der Initiatoren des Bürgerbegehrens zusammen. Der Unternehmer Herker ("Grünspecht Naturprodukte") zeichnet gemeinsam mit Franz Appel (Vorsitzender des Vereins Freie Wähler e. V. ) und dem früheren CSU-Stadtrat Ralf Bauernfeind als offiziell verantwortlicher Initiator des Begehrens.

Getragen wird das Begehren aber auch von der Gesamtheit der Freien Wähler und von vielen anderen Unterstützern aus der Ingolstädter Polit-Szene. So waren die Initiatoren in der nur scheinbar ruhigen Weihnachtszeit wohl hinter den Kulissen nicht untätig und können nun gleich zum Auftakt eine illustre Unterstützerliste präsentieren. Darauf finden sich unter anderem Namen wie die der CSU-Stadträte Albert Wittmann, Brigitte Fuchs und Johann Süßbauer, des ehemaligen Bürgermeisters Sepp Mißlbeck, von Franz Götz, Hans Katzenbogen, dem Apotheker Stephan Kurzeder oder dem Architekten Peter Bachschuster. Die Unterschriftenlisten liegen bei den Freien Wählern, in diversen Läden und Betrieben aus und können auch im Internet heruntergeladen werden, falls jemand privat zum Sammeln gehen will. Am Samstag wollen die Initiatoren auch schon in der Fußgängerzone mit einem Infostand Präsenz zeigen.

Wenig Begeisterungbeim Oberbürgermeister

Erwartungsgemäß mäßig begeistert zeigte sich am Donnerstag Ingolstadts Oberbürgermeister Christian Scharpf. Nach dem Bürgerbegehren gegen den Schulbau im Grünring, über dessen Zulässigkeit nun die Gerichte entscheiden, sieht er sich bereits zum zweiten Mal in seiner Amtszeit mit einer derartigen Initiative konfrontiert. "Keine Frage, das ist das gute Recht der Initiatoren, dieses Bürgerbegehren auf die Beine zu stellen", so Scharpf, der sich immer als Verfechter des Kammerspielebaus positioniert hat: "Aber ich möchte schon betonen, dass der Stadtratsbeschluss für den Bau sehr eindeutig ausgefallen ist. "

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Markus SchwarzMarkus