Ingolstadt
Bald weniger Schmutz in der Stadt?

BZA Mitte kann sich Taubenschlag im Zentrum vorstellen - Mehr Feuerkontrollen am Baggersee gefordert

17.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:50 Uhr
Vorbild für die Altstadt könnte der Taubenschlag sein, der seit Anfang des Jahres in der Elisabethstraße am Hauptbahnhof eingerichtet ist und offenbar von den Tieren gut angenommen wird. Helfer tauschen dort unter anderem die echten Taubeneier gegen künstliche aus und kontrollieren damit die Population. −Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Viele Innenstadtbewohner würde das sicher freuen: Das Zentrum von Ingolstadt soll einen Taubenschlag erhalten - zumindest, wenn es nach dem Bezirksausschuss (BZA) Mitte geht.

Vorbild soll der Schlag sein, der seit Januar diesen Jahres in der Halle 8 an der Elisabethstraße nahe des Hauptbahnhofs existiert.

Dort halten sich mittlerweile zahlreiche Tauben auf. Das berichtete die ehrenamtliche Projektleiterin Manuela Kellner jetzt auf der jüngsten Sitzung des Bezirksausschusses (BZA) Mitte. Erst kürzlich habe man dort das 100. Taubenei gegen ein künstliches ausgetauscht, so Kellner. Sie habe aus Gesprächen zudem erfahren, dass Anwohner den Rückgang in der Population bereits wahrnähmen. "Das ist sehr erfolgversprechend", sagte sie.

Der BZA folgte dieser Auffassung. Geschätzt zwischen 600 und 700 Tauben sollen laut Kellner, die das Projekt in enger Abstimmung mit Umweltreferent Rupert Ebner betreut, im Bezirk Mitte leben. Ziel der Maßnahme sei es, den Bestand konstant zu halten, vor allem aber auch eines zu erreichen: Die Tauben tagsüber im Stadtbild quasi nahezu unsichtbar zu machen und somit die Beeinträchtigungen durch die Tiere, etwa durch Taubenkot, spürbar zu reduzieren. Die Tauben hielten sich demnach über einen Zeitraum von bis zu 80 Prozent des Tages im Schlag auf, so Kellner.

Diese Zahlen beeindruckten auch den BZA. Er sprach deshalb die Empfehlung aus, dass in der Stadtmitte nach einem geeigneten Gebäude für die Einrichtung gesucht werden solle. Laut Kellner komme dafür auch das Dachgeschoss eines denkmalgeschützten Gebäudes in Frage. Der Bausubstanz schade der Aufenthalt der Tauben nicht, hätten Untersuchungen ergeben.

Im Juni hatte der DK ausführlich über die Zustände am Baggersee berichtet. Dort erhitzen während der warmen Jahreszeit wilde Bodenfeuer die Gemüter von Badegästen und Spaziergängern. Der Bericht löste eine Vielzahl von Reaktionen bei Lesern aus, die nun auch den BZA beschäftigten. Stein des Anstoßes seien außerdem die Beeinträchtigung durch Müll, laute Musik und Schlingpflanzen, die im See wuchern und das Baden behinderten, hieß es jetzt. Auf Antrag von BZA-Mitglied Brigitte Schellnhuber (SPD), dem der BZA in erweiterter Form zustimmte, soll die Verwaltung nun prüfen, wie die Missstände beseitigt werden können.

Als Vorschläge nannte das Bürgergremium regelmäßige Kontrollen, ein dichtes Netz aus Schildern (auch mit Piktogrammen), größere Abfalleimer sowie Sanktionen wie Bußgelder und Platzverweise. BZA-Vorsitzender Franz Ullinger (FW) machte dazu den Vorschlag, den See zumindest teilweise auszubaggern, um ihn für Badegäste wieder besser nutzbar zu machen. "Die Bürger wollen einen sauberen See", zeigte sich das Gremium einig.

Vom See zurück in die Innenstadt: Dort gab es Beschwerden von Anwohnern aus der Schleifmühlgasse. Demnach sollen dort unberechtigte Fahrzeuge ein- und ausfahren sowie widerrechtlich parken. Eine Ortsbegehung habe ergeben, dass ausreichend Beschilderung zur Regelung vorhanden sei, sagte Ullinger. Einzig, was die gute Sichtbarkeit der Schilder angehe, gebe es Verbesserungsbedarf. Eine ältere Anwohnerin fühlte sich durch diese Aussagen nicht ernst genommen. Sie schimpfte über die "Raser" und bat inständigst darum, ihr mitzuteilen, wohin sie sich noch wenden könne, um ihr Anliegen vorzubringen. "Sparen Sie sich die Kontrolleure und schaffen Sie dafür Blitzer an", sagte sie. Ullinger beteuerte jedoch, der BZA könne nicht mehr tun, als häufigere Kontrollen bei der zuständigen Behörde zu empfehlen und auf ein neues Altstadtkonzept zu warten.

Ähnlich kontrovers diskutierte die Runde die Situation im Bereich des Fußweges zwischen Schlüterstraße und Äußerer Buxheimer Weg. Hier fehlt es nach Ansicht von Anwohnern (einige waren bei der Sitzung anwesend) in der Grünanlage an Hundekotbeutelspendern und Abfalleimern. Zur Erinnerung: Auf Initiative des BZA wurde hier zuletzt ein Spender abgebaut, nachdem Hundebesitzer die benutzten Tüten in großer Menge rund um diesen abgelegt hatten - offenbar, um damit aufzuzeigen, dass es ihnen an Entsorgungsmöglichkeiten fehlt. Nun sollen sowohl der Spender als auch weitere Abfallbehälter wieder her. Das forderten Anwohner in einem Antrag, dem 170 Unterschriften beigefügt waren. Derzeit behelfen sich die Anwohner mit selbst installierten Abfallkörben (siehe Foto).

Zusätzliche Abfalleimer seien möglich, teilte Ullinger den Leuten nun überraschend mit. Diese müssten die Anwohner jedoch selbst entleeren, so der Vorschlag, den er dabei hatte. Das wiederum löste bei den Betroffenen leichte Empörung aus. Dass in einen Park Abfalleimer gehören, wie es seitens der Anwohner nachdrücklich hieß, dem wollte sich der BZA dann doch nicht ganz verschließen. Er sprach sich letztlich mit klarer Mehrheit dafür aus, das Aufstellen von Beutelspender und Abfalleimer als Empfehlung an die Stadtverwaltung weiterzugeben.

Michael Brandl