Ingolstadt
Audis nächste Riesenhalle

Im Gebäude N60.3 werden bald 1100 Roboter und 650 Menschen an den Karosserien für den A3-Nachfolger arbeiten

21.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:38 Uhr
Gewaltige Dimensionen kann das neue Gebäude N60.3 aufweisen, das mit den bestehenden Karosseriebauhallen (N60.2 für A4/A5 und N60 für A3/Q2) zusammengewachsen ist. 46 Meter Höhe, 192 Meter Länge und 220 Meter Breite lassen es flächenmäßig zum größten auf dem Audi-Werksgelände werden. −Foto: Hammer

Der dreigeschossige Bau ist ein gigantisches Projekt, das den Standort Ingolstadt noch flexibler machen soll.

Man kann sich das heute als Außenstehender gar nicht mehr vorstellen. Albert Mayer aber kann es, denn der Audi-Werkleiter war Anfang der 1990er schon an Bord des Autobauers, als der Ingolstädter Norden ganz anders aussah - und das Audi-Werk ebenso. Damals belegte der Stammsitz quasi nur den Süden der Bahnlinie, die das Werk heute in zwei gleich große Hälften trennt, auf denen kaum ein Meter unbebaut ist. Nördlich der Gleise residierte natürlich schon die Technische Entwicklung, aber ebenso in einer anderen Dimension. Dann wurde die Lackiererei umgepflanzt und bald darauf folgte eine der wegweisenden Entscheidungen: "Das Blech in den Norden, damit im Süden Platz für die Montagen ist", erinnert sich Mayer nun 20 Jahre später an den nach wie vor aktuellen Plan für das Stammwerk. "Wie lange es aber dauert, den Standort sukzessive zu verändern." Der Blick zurück ist auch einer voraus. Mayer wirft ihn, als er vor dem neuesten Zigmillionenbauprojekt seines Arbeitgebers steht und in die Höhe blickt. 46 Meter ragt die Halle N60.3 empor, was Hochhausdimensionen entspricht, die im Ingolstädter Stadtbild nur wenige Bauten erreichen. Sogar die Freiheitsstatue würde unters Hallendach passen.
 

Bei den anderen Maßen kommt aber kaum mehr etwas mit; selbst in der Audi-Welt. 192 Meter lang und 220 Meter breit ist die Halle, deren Innenausbau gerade auf vollen Touren läuft. Zwei Millionen Kubikmeter umbauten Raum kann sie aufweisen. Mit 14000 Fertigteilen wurde die N60.3 seit August 2016 in die Höhe gezogen, nachdem hier direkt anschließend an die bestehenden Schwesterhallen N60.2 und N60 ein großer Bau (unter anderem Hochregallager) dem Erdboden gleich gemacht wurde.
 

Von außen sieht inzwischen alles fertig aus. "Das sagen die Kollegen uns auch immer und fragen, wann wir das Produzieren anfangen", sagt der Hallenprojektleiter Thomas Hähl mit einem Schmunzeln. Wer aber einen Blick ins Innere werfen kann, der sieht eine Großbaustelle, auf der sich noch jede Menge Arbeiter für den Aufbau der Produktionslinien tummeln. Hier sollen einmal die Karosserien für den A3-Nachfolger produziert werden, der wohl Ende 2019 debütieren dürfte. "Er lässt noch etwas auf sich warten", umschreibt Albert Mayer den Zeitplan, von dem aber das Jahresende 2018 und der Januar 2019 als wichtige Rahmendaten bekannt sind. Dann sollen die Anlagen für erste Probefertigungen stehen und besonders der Gleisanschluss im südlichen Hallenende voll funktionsfähig sein. Dort können 30 Waggons und 50 Lkw täglich umgeschlagen werden. Im neuen Jahr rollen Tag für Tag noch mehr Züge aus Györ an, da A3-Limousinen von dort in Ingolstadt (über die Einschleusetechnik in der Halle N60.3) in den Montagezyklus eingeführt werden und die Endfertigung erhalten. Letztlich wird auch einmal das Ausschleusen von Teilen/Karosserien für die Endmontage woanders möglich sein.
 

Wobei die neue Halle nichts weniger als das neue Herzstück des zukünftigen Karosseriebaus in Ingolstadt ist und eines der Investitionsprojekte überhaupt, um den Standort fit für die Zukunft zu machen. "Alles ist in einer anderen Dimension", beschreibt Werkleiter Mayer. Und immer wieder taucht das Schlagwort der Flexibilisierung auf. Zwar ist die Halle für den A3 gedacht. Doch wer weiß, was in ein paar Jahren benötigt wird. "Was wir zukünftig mal können sollen, müssen wir hier schon möglich machen", so der Werkleiter. Deshalb sei lange diskutiert worden. Am Ende hieß es: "Wir brauchen drei Geschosse."
 

 
Das brachte zwar bautechnisch noch einmal eine gewaltige Herausforderung. Die Fundamente für die Stützen haben die Größe von Doppelgaragen, im Erdgeschoss messen die tragenden Pfeiler 1,05 Meter auf 1,05 Meter. Damit kam aber auch eine Geschossfläche von 157000 Quadratmetern, was 21 Fußballfeldern entspricht. Viel Raum, um über die Jahre neue Aufbauten und Anordnungen für die (zunächst) rund 1100 Produktionsroboter zu schaffen, die hier punkten, schweißen und kleben, damit am Ende die fertigen Karosserien nach einer Reise durch drei Geschosse in die Lackiererei weiterschweben können. Und dabei soll über eine der Fertigungslinien auch hier alles, was in Ingolstadt gebaut wird (also A4/A5 und A3/Q2), flexibel laufen; für alle Derivate der Modelle und natürlich auch alle Antriebsvarianten. Die Elektromobilität wird auch die Produktion in Ingolstadt bald erreichen.