Ingolstadt
Jedem Menschen offen begegnen

"Von der Abgrenzungs- zur Willkommensbehörde": Karena Brodback leitet seit April das Ausländeramt

13.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:40 Uhr
Global denken - lokal handeln: Karena Brodback hat als neue Leiterin des Ingolstädter Ausländeramtes mit Menschen aus allen möglichen Ländern zu tun. Und sie reist auch gern in ferne Länder. −Foto: Hammer

Ingolstadt (DK) Der Umgang mit Ausländern ist derzeit kein Thema wie jedes andere. Während der bekannteste Ingolstädter Politiker die Migration sogar für die "Mutter aller Probleme" hält, sieht Karena Brodback die Dinge von Berufs wegen eher pragmatisch. Sie plädiert für eine "gewisse Gelassenheit und Achtsamkeit in der Begegnung mit anderen Menschen".

"So lange sich jemand an Recht und Ordnung hält", sagt sie im Gespräch mit dem DK, "hab ich gar kein Problem damit, wenn sich jemand hier aufhält." Die 48-jährige Ingolstädterin leitet seit April als Nachfolgerin von Andreas Perlinger bei der Stadt das Amt für Staatsangehörigkeits- und Ausländerwesen. Gerade in der aufgeregten Diskussion nach Chemnitz und Köthen wirken Stimmen wie ihre wohltuend besonnen. "Man vergisst", sagt die Beamtin, "dass es nicht nur das Thema Flüchtlinge gibt, sondern ganz geordnete Zuwanderung." Und diese vielfältigen Arten der Integration als Behörde zu begleiten, das sei die Hauptaufgabe des Ausländeramtes. Die einen kommen, um mit Visum für einen befristeten Zeitraum bei einem Ingolstädter Unternehmen zu arbeiten, andere möchten hier studieren, wieder andere planen den Nachzug der Familie bis hin zur Einbürgerung. "Das ist das Tagesgeschäft", sagt Brodback, die sich vorgenommen hat, den Service in ihrer Behörde weiter zu verbessern, durch Terminvereinbarungen Wartezeiten zu verringern und den Leuten anzubieten, per E-Mail zu kommunizieren. Im Büro der neuen Amtschefin - "ich bin gern Führungskraft" - geht es zwar noch nicht ganz papierlos zu, aber Aktenordner sind kaum zu sehen.

Die gebürtige Neuburgerin, die mit ihrem Mann im Süden Ingolstadts wohnt, kennt das Ausländerrecht aus langjähriger Berufserfahrung in allen Details. "Das ist kein starres Recht", weiß die Amtsleiterin, "das verändert sich ständig. 1997 war das noch viel restriktiver." Der Weg habe tendenziell "von der Abgrenzungs- zur Willkommensbehörde" geführt, "da kann man ganz viel gestalten". Brodback war vor ihrem Wechsel nach Ingolstadt im Landratsamt München Leiterin des Fachbereichs Ausländer- und Staatsangehörigkeitsrecht. Zwischenzeitlich leitete sie ab 2015 den Aufbaustab des Ankunfts- und Rückführungszentrums in Oberstimm (ARE) und arbeitete als Asylkoordinatorin im Kreis München.

Über Asylanträge wird zwar im Ingolstädter Ausländeramt mit seinen 32 Mitarbeitern nicht entschieden - das ist Sache der Bundesbehörde -, dennoch müssen die Betroffenen ein Papier bekommen, eine vorübergehende "Aufenthaltsgestattung", während ihr Antrag läuft. Gut 400 Fälle sind es aktuell.

Wie werden Menschen in einem fremden Land von einer Behörde behandelt? Karena Brodback nutzt gern Fernreisen, um sich dieser Frage auch im Urlaub anzunähern. Da könne ein Strafzettel für falsches Parken in Südkorea ganz hilfreich sein, meint die Ingolstädterin. Wenn man selbst erlebe, wie die Menschen dort mit einem umgingen, diene es dem "Verständnis für fremde Kulturen".

Ihrem Naturell entspreche es, sagt Brodback, "jedem erst mal offen zu begegnen". Und da sie "gern das Steuer selbst in der Hand" hat, mischt sie sich in ihrer Freizeit immer wieder gern unter das "lustige, bunte Völkchen der Motorradfahrer". Da lerne sie "Leute aus allen Bevölkerungsschichten" kennen. Die Frage, welche Marke sie bevorzuge, erübrigt sich. "Als bayerische Beamtin fahre ich natürlich ein bayerisches Motorrad."