Manching
Als die Schulstraße noch die Ortsgasse war

Blick zurück auf Manchings Ortsmitte vor vielen Jahrzehnten: Viehwaage, Zillen, Familienbetriebe und Gulaschkanone

14.04.2021 | Stand 18.04.2021, 3:33 Uhr
  −Foto: Sammlung Schmidtner

Manching - Der heute über 13000 Einwohner zählende Ort Manching an der Paar hat in den vergangenen 60 Jahren seinen bäuerlichen Charakter Stück für Stück abgelegt.

Nichts mehr erinnert an die Zeit, als sich kleine Familienbetriebe, Söldner-Häuser und Bauernhöfe an den noch unbefestigten Straßen dicht aneinanderreihten. Die Straßen wurden umgestaltet, und die Fischer- und alten Bauernhäuser mussten modernen Neubauten weichen.

Ein Beispiel für den rasanten Wandel in Manching ist die Ortsmitte und die Ortsgasse, die heute Schulstraße heißt. Einst waren dort neben Geschäften landwirtschaftlich betriebene und handwerkliche Familienbetriebe angesiedelt. Es ist heute kaum mehr vorstellbar, wie eng die Zufahrt in die Schulstraße einmal war, bevor 1955 die Kirche erweitert und einige Gebäude abgerissen wurden.

Eine Krämerei (Kirchenkramer), die Lehrer-Wohnung und das Schulhaus auf der rechten Seite und das Strehlehaus auf der gegenüberliegenden Seite vor dem Jungbräu (heute Bürgerhaus) ließen kaum Platz für die Einfahrt in die Schulstraße. Zumal die Kreuzung durch ein mit einem Zaun eingefasstes Feldkreuz - das Missionskreuz - zusätzlich noch für eine Verengung sorgte.

Doch die Schulstraße, die sich heute auf der gesamten Länge fast platzartig ausbreitet, stand im Manchinger Alltag immer im Mittelpunkt. Ein Maibaum war mitten in der Straße platziert, unweit der Einfahrt in die Pfarrgasse (heute Otto-Frey-Straße). Eine Viehwaage und die aus Holz gezimmerte Notkirche während des Kirchenneubaus fanden ausreichend Platz.

Neben einigen Bauernhöfen war dort auch die Bäckerei Weiß, ein Zillenbauer für die in Manching betriebene Fischerei, später auch die Bäckerei Ettinger, ein Friseur und das Textil- und Bekleidungsgeschäft Hesson untergebracht. Und alle fanden ihr Auskommen.

Das Militär nutzte um 1937 die breite Straße, um alle kriegstauglichen Pferde, die im Ort vorhanden waren, vorführen zu lassen und einzuziehen. Ein en Aufmarsch von Soldaten im Herbst 1937 mit Gulaschkanone in der Schulstraße nutzte die Wehrmacht für ihre Propagandazwecke.

Einen besonderen Spaß hatten die Burschen im Winter: Sie schütteten am Abend Wasser auf die ungeteerte Straße - Verkehr gab es nicht. So bekamen sie eine wunderbare Eisfläche zum Entlangschleifen mit den Holzschuhen, zum Schlittschuhlaufen (soweit vorhanden) oder auch zum Eisstockschießen. Noch heute nutzen Vereine die geräumige Straße für verschiedene Veranstaltungen. Zum Beispiel die Faschingsgesellschaft Manschuko mit dem Weinfest. Zudem präsentieren sich Sportvereine dort am verkaufsoffenen Sonntag - in coronafreien Zeiten.

DK