Mehrere Proteste in der Region
Gegen Corona-Maßnahmen: Hunderte Demonstranten in Ingolstadt

Erneut "Adventskundgebung" in Ingolstadt - Verein Bayern steht zusammen aus Landshut dabei

11.12.2021 | Stand 23.09.2023, 22:14 Uhr
Schon am Nachmittag war der Theaterplatz in Ingolstadt gut gefüllt mit Demonstranten gegen die Corona-Maßnahmen und die Regierung. −Foto: Schneider

Zwei Wochen sind vergangen seit der letzten großen Corona-Demonstration auf dem Theatervorplatz in Ingolstadt. Dieses Mal eine "Adventskundgebung", über die entsprechenden Telegram-Einträge verbreitet. Auch in anderen Städten der Region wurde am Samstag demonstriert.

Wo in der Weihnachtszeit sonst Kripperlfiguren angeboten und Glühwein getrunken wird, wird an diesem Samstagnachmittag betont: "Freiheit ist ein Gottesgeschenk, nicht das der Regierung." Hunderte Menschen sind nach Ingolstadt gekommen, um ihrem Missmut über die Corona-Politik der Regierung auszudrücken. Eine Zielscheibe unter anderem: der neue Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Die Polizei geht in der Spitze von 500 Teilnehmern aus, die sich gleichzeitig auf dem Theaterplatz befanden. Weil aber viel Kommen und Gehen war, dürften in Summe weit mehr Personen dabei gewesen sein.

War es vor 14 Tagen auch in den Wortbeiträgen eher aggressiv - gerade im Blick auf Impfungen -, blieb es dieses Mal weitgehend ruhig. Die Menge hielt Plakate hoch wie "Zusammen statt gegeneinander", machte aber auch mit Transparenten auf eine mögliche Spaltung der Gesellschaft durch eine Impfpflicht aufmerksam.

Ein Redner wetterte gegen das Impfen und machte eine "Impfapartheit" aus, betonte im gleichen Zug, dass man an diesem Nachmittag nichts anderes möchte als "Liebe". Er stellte die Frage in den Raum: "Worum geht es der Politik?" - Als Antwort schallte ihm "Kontrolle!" entgegen. Prophezeit wurde bei einer kommenden Impfpflicht eine "Auswanderungswelle".

Rufe gegen "Lügenpresse"

Seit April 2020 finden regelmäßig Corona-Demonstrationen in Ingolstadt statt, immer wieder ist auch der Verein Bayern steht zusammen aus Landshut mit dabei. Dieses Mal wollten die Veranstalter auch Glühwein ausschenken, die Polizei untersagte das allerdings aufgrund einer geltenden Verordnung der Stadt Ingolstadt. Immer wieder machten die Veranstalter darauf aufmerksam, die Abstände einzuhalten: "Dann brauchen wir keine Masken." Man wolle nicht, dass es ungemütlich werde.

Die Menge skandierte, während der Theaterplatz bereits von weihnachtlichen Lichterketten beleuchtet war: "Frieden, Freiheit.", später wurde an das "Wir-Gefühl" appelliert. Dazwischen gab es auch vereinzelt Rufe gegen die "Lügenpresse".

Redner aus der Region

Ein Redner aus der Region, einst selbst CSU-Mitglied und der Einladung in den einschlägigen Gruppen auf der Plattform "Telegram" zufolge auch Mit-Organisator der Samstagsdemos, hatte ein mutmaßliches Büchlein aus dem zweiten Weltkrieg (1944) mitgebracht, aus dem er zitierte. Seinen Angaben zufolge handelte es sich um eine Anleitung der britischen Regierung, wie den Deutschen zu begegnen sei. "Uns kann es einen Spiegel vorhalten", sagte er und zielte im weiteren Verlauf seiner Rede auf ein Versagen der Regierung ab.

In Richtung von Ministerpräsident Markus Söder rief er - unter Applaus und Johlen: "Der Kurz ist weg, geh du auch!" Der Mann bedauerte, dass sich nicht genügend Unterstützer des Volksbegehrens zur Abberufung des Landtags gefunden hätten. "Es gibt nur einen Herrscher der Welt", rief er auf den Platz. Das sei keine Regierung und "erst recht keine Partei, die seit dem zweiten Weltkrieg gemeint hat, Bayern gepachtet zu haben". Applaus, Johlen, Pfiffe.

Die Polizei sicherte die Demonstration ab, die Ingolstädter Inspektion hatte dabei Unterstützung durch die Bereitschaftspolizei bekommen. Nach Auskunft der Beamten am Abend blieb die angemeldete Versammlung ohne besondere Vorkommnisse.

Demos auch in anderen Städten

Auch in anderen Städten der Region ist am Samstag gegen die Corona-Maßnahmen demonstriert worden. So haben sich etwa bis zu 2000 Menschen in Neumarkt in der Oberpfalz zu einem Protestmarsch versammelt. Vereinzelt sei es dabei zu Verstößen gekommen.

In Niederbayern fanden größere Veranstaltungen in Passau und Straubing statt. Wie die Passauer Neue Presse berichtet, haben sich rund 1000 Personen zu einem "Spaziergang" gegen die Corona-Politik getroffen. Bis zu 700 vermeintliche Impfgegner sind am Samstag durch Straubing gezogen.

Auch in Fürth versammelten sich nach Polizeiangaben knapp 2000 Menschen zu einer Kundgebung gegen die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie. Die Demonstration sei friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher.

Am Münchner Marienplatz trafen sich nach Angaben eines Polizeisprechers etwa 100 Menschen zu einer Demo gegen die Corona-Maßnahmen. Weitere Demonstranten seien in 100 Fahrzeugen durch die Stadt gefahren und hätten mit Transparenten demonstriert. In Augsburg berichtete die Polizei von bis zu 550 Teilnehmern. Größere Zwischenfälle gab es den Angaben zufolge nicht.

DK/dpa

Marco Schneider