Ingolstadt
"Die Angst ist spürbar"

Opfer der Bluttat von Karlskron ist ein 18-jähriger bulgarischer Schüler - Bevölkerung verunsichert

20.09.2019 | Stand 23.09.2023, 8:40 Uhr
Der Tatort an der Hauptstraße nahe der Kirche in Karlskron war Donnerstagnacht weiträumig abgesperrt. Die Ermittlungen dauern noch an. −Foto: Hauser

Ingolstadt/Karlskron (DK) Eine schreckliche Bluttat hat sich am Donnerstagabend in Karlskron ereignet - und das Opfer ist ein 18-jähriger bulgarischer Schüler, wie am Freitag bekannt wurde.

Wie bereits berichtet, hatte gegen 20.45 Uhr ein Anwohner nahe der Kirche einen jungen Mann mit lebensbedrohlichen Verletzungen gefunden, der stark aus dem Bauch blutete und reanimiert werden musste. Trotz aller Bemühungen starb er wenig später im Klinikum.

Karlskrons Bürgermeister Stefan Kumpf war in der Tatnacht selber vor Ort, seine Frau ebenfalls; sie ist Ersthelferin. "Das war ein bisschen wie im Krieg", beschreibt der Rathauschef die Szenerie. Ein langer Abschnitt der Hauptstraße war seinen Schilderungen zufolge abgesperrt, Hubschrauber mit Suchscheinwerfern kreisten über dem Ort, die Freiwillige Feuerwehr Karlskron war ebenfalls im Einsatz. Auf der Straße selbst hielten sich dagegen nur sehr wenige Menschen auf. "Man hatte fast ein wenig den Eindruck, die Leute blieben lieber daheim", so Kumpfs Eindruck.

In enger Abstimmung mit der Staatsanwaltschaft hat die Kriminalpolizei Ingolstadt die Ermittlungen übernommen. Noch in der Nacht haben die Beamten mit Hilfe von Dolmetschern Befragungen und Vernehmungen im Umfeld des Opfers durchgeführt. Alle Spuren am Tatort und der näheren Umgebung wurden gesichert. Bei der Suche konnte die Polizei in der Nähe des Ortes an der Hauptstraße, wo der Tote gefunden worden war, in einem Grünstreifen die mutmaßliche Tatwaffe sicherstellen: ein Küchenmesser.

"Die Ermittlungen zum Tathergang ergeben derzeit kein klares Bild. Staatsanwaltschaft und Kripo sind derzeit intensiv beschäftigt, das Geschehen vor der Tat zu rekonstruieren. Derzeit können dazu keine belastbaren Angaben gemacht werden", so die Polizei in einer Mitteilung vom Freitag. Die Obduktion des Opfers im Institut für Rechtsmedizin in München dauerte zu diesem Zeitpunkt noch an. Die Ermittlungen wurden fortgesetzt an und sollen noch weitergehen. Die Kripo sucht weiterhin Zeugen und bittet um Hinweise unter der Telefonnummer (0841) 9343-0.

Blieben die Karlskroner in der Tatnacht daheim, war dafür in den sozialen Medien offenbar umso mehr los. Wie Kumpf erzählt, wurde während der Nacht über WhatsApp und ähnliche Kanäle rege kommuniziert. In Mändlfeld sollen die Bürger dazu aufgerufen haben, alles fest zu verschließen und nicht mehr auf die Straße zu gehen. Beim Kindergarten soll es eine Versammlung von besorgten Müttern gegeben haben, die wissen wollten, ob ihre Kinder noch sicher sind.

"Die Leute sind verängstigt", ist der Eindruck des Bürgermeisters. Und er hat durchaus Verständnis für diese Haltung. "Ich kann ja nicht sagen, das passt jetzt alles schon wieder", sagt Kumpf. Schließlich laufe beziehungsweise laufen der oder die Täter noch frei herum. "Und man kennt ihn ja nicht, man weiß ja nicht, wer das ist. "

Die Polizei hatte in der Tatnacht bereits beruhigen wollen und von keinerlei Gefahr für die Bevölkerung gesprochen.

Kumpf hat dennoch den Eindruck, dass die Karlskroner jetzt natürlich sehr sensibel sind und verstärkt aufpassen. Und dass bei Bluttaten wie der am Donnerstagabend in einer 5000-Einwohner-Gemeinde im Donaumoos sich offenbar die Nähe zur Großstadt Ingolstadt bemerkbar macht. "Die Angst ist zu spüren", sagt der Bürgermeister - der hofft, dass die Bluttat vom Donnerstag nicht Wasser auf die Mühlen derjenigen ist, die solche Ängste nur zu gerne schüren.

Bernhard Pehl