Großes Feriendorf am Brombachsee geplant: Center Parcs plant rund 800 Ferienhäuser

16.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:45 Uhr
Eine Welt für sich: Center Parcs baut in der Regel Feriendörfer, die man als Urlauber während seines Aufenthalts gar nicht verlassen muss. Man kann dort essen gehen, baden oder sogar ausgedehnte Spaziergänge unternehmen. −Foto: Hurks/Center Parcs

Langlau - Lange war es nur eine Vermutung, jetzt scheint es sicher: Das niederländische Unternehmen Center Parcs will auf einem rund 150 Hektar großen Waldgrundstück direkt an den beiden Brombachseen bei Langlau eine Feriensiedlung bauen. Das Unternehmen hat sich offenbar zum Ziel gesetzt, möglichst schon 2023 die neue Anlage mit rund 800 Ferienhäusern zu errichten.

 

Der Tourismus im Fränkischen Seenland könnte mit einer solchen Anlage in neue Dimensionen vorstoßen: Verzeichnete das Seenland vor der Coronavirus-Pandemie gut eine Million Übernachtungen pro Jahr, kommt die bereits bestehende Center-Parcs-Anlage im Allgäu - die allerdings 1000 Ferienhäuser hat - alleine auf rund eine Million Übernachtungen im Jahr. So könnte das Projekt in Langlau eines der größten privaten Tourismusvorhaben in ganz Süddeutschland werden.

Bevor das Unternehmen die Pläne jetzt erstmals bestätigte, war hinter den Kulissen, in den gut informierten Kreisen, längst das Interesse von Center Parcs bekannt. So interessiert sich der Ferienparkbetreiber für das sogenannte Muna-Areal in unmittelbarer Strandnähe der beiden Brombachseen. Und das nicht erst seit gestern. Gespräche laufen offenbar bereits seit Jahren.

 

Der Landtagsabgeordnete Wolfgang Hauber (Freie Wähler) dachte im Weißenburger Stadtrat sogar schon öffentlich darüber nach, dass man vielleicht kein Wellnessangebot in einem Weißenburger Bad mehr brauche, wenn Center Parcs mittelfristig ein eigenes Bad ins Feriendorf nach Langlau baue.

Das Unternehmen selbst beantwortet eine schriftliche Anfrage kürzlich zwar noch recht vage, aber innerhalb von Minuten. Man wolle in Deutschland expandieren und neben Mecklenburg-Vorpommern, Thüringen und Berlin-Brandenburg sei Bayern von "höchstem Interesse". Bei dem Gebiet, für das sich Center Parcs interessiert, handelt es sich um die ehemalige Munitionsanstalt (Muna) Langlau, die von den Nationalsozialisten gebaut und später noch von der US-Armee und der Bundesrepublik genutzt worden ist. Sie befindet sich im Eigentum des Bundes und wurde nun von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben zum Verkauf angeboten. Für mindestens knapp zwölf Millionen Euro. Die Angebotsfrist lief am 22. Juli ab. Die Bundesanstalt bestätigte auf Anfrage unserer Zeitung, dass Angebote für das seit Jahrzehnten gesperrte Gelände eingegangen seien. Konkreter wollte die Behörde aber nicht werden. Inzwischen soll durchgesickert sein, dass Center Parcs der Meistbietende sei.

 

Weitere Details des möglichen Projekts sind angesichts der Zurückhaltung der beteiligten Stellen bislang unbekannt. Aber es hilft ein Blick in die Vergangenheit, um die möglichen Ausmaße zu erkennen: Schon 2008 war Center Parcs an einem Areal bei Dennenlohe (Landkreis Ansbach) interessiert - nur ein paar Steinwürfe hinter der Grenze des Landkreises Weißenburg-Gunzenhausen und damit in nächster Nähe zum Seenland gelegen. Damals ging es für ein ebenfalls 150 Hektar großes Gebiet um ein Investitionsvolumen von 250 Millionen Euro und 800 Ferienwohnungen. Die Rede war damals von 400 Vollzeitstellen.

Die Absage für Dennenlohe begründete Center Parcs mit zu hohen Umweltauflagen vom Landratsamt Ansbach. Eine Rolle dürfte auch der Protest von Umweltschützern gespielt haben. Immer wieder war daraufhin das Muna-Areal in Langlau als mögliche Alternative gehandelt worden. So tauchte es damals auch in einer schriftlichen Anfrage im bayerischen Landtag auf. Und auch der damalige Weißenburger Landrat Franz Xaver Uhl brachte die Muna ins Gespräch mit dem Betreiber. Sollte das Projekt nun im zweiten Anlauf tatsächlich konkret werden, dürfte man auch im Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen mit Protesten rechnen. Der Bund Naturschutz hat sich schon gegen ein solches Vorhaben ausgesprochen. Der Kreisverband der ÖDP hat einen Antrag gestellt, die Kaufverhandlungen einzustellen.

Weil Dennenlohe nichts wurde, ging Center Parcs ins Allgäu. Leutkirchens Oberbürgermeister hatte sich 2009 selbst bei Center Parcs gemeldet, als er vom Scheitern des Projekts in Mittelfranken gehört hatte. Nun hat man dort vor zwei Jahren den neuen Park eröffnet. Dieser wurde ebenfalls auf dem Gelände einer ehemaligen Muna gebaut, genauso wie das in Langlau der Fall sein könnte. Im Allgäu hatte man allerdings gut 30 Hektar mehr zur Verfügung, so dass es am Ende 1000 Ferienhäuser mit knapp 6000 Betten wurden. Die investierten Kosten beliefen sich auf 350 Millionen Euro.

Sollte es letztlich zu einem Kauf des Areals bei Langlau durch Center Parcs kommen, müsste ein Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken durchgeführt werden. Im Zuge dieses mehrjährigen Prozesses würde in allen Belangen geprüft, ob und wie ein solcher Park entstehen könnte und welche Auflagen dafür nötig wären.

HK