Wahlen
"Der muss weg"

Volker Bauer verteidigt Direktmandat und kritisiert Seehofer - SPD erlebt Deasaster

30.12.2018 | Stand 02.12.2020, 14:56 Uhr
Gesprächsbedarf mit dem CSU-Parteichef: Landtagsabgeordneter Volker Bauer und Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler kritisieren in der Wahlnacht den Asylkurs von Horst Seehofer scharf, Mortler fordert sogar seinen Rücktritt. −Foto: Foto: Kofer

Die Wahlen zum bayerischen Landtag sind selten so spannend wie dieses Mal.

Und doch bleibt am Ende fast alles, wie es war. CSU-Mann Volker Bauer verteidigt am 14. Oktober sein Direktmandat, ihm reichen dafür 36,9 Prozent. Damit liegt er knapp 9 Prozent hinter dem Ergebnis seiner Partei, die in Roth auf 44,6 Prozent kommt. Von seinen Mitbewerbern Marcel Schneider (SPD, 11,6 Prozent) und Thomas Schneider (Freie Wähler, 15 Prozent) schafft keiner den Sprung in den Landtag. Die Grünen sind auch im Landkreis Roth im Höhenflug, ihr Kandidat Andreas Hofmann holt 14,4 Prozent, liegt aber auf einem aussichtslosen Listenplatz.

Trotzdem hat der Landkreis Roth seit langem wieder einen zweiten Abgeordneten im Maximilianeum sitzen. Es ist Ferdinand Mang von der AfD. Der 40-jährige Allersberger erhält als Direktkandidat im Landkreis Roth zwar nur zehn Prozent, aber dank vieler Stimmen vor allem aus dem Nürnberger Land schafft der Rechtsanwalt am Montag doch noch den Einzug in den Landtag, wo er einer von 22 AfD-Abgeordneten ist. Auch in den mittelfränkischen Bezirkstag wird Mang gewählt. "Das ist mein persönliches Wunder von Bern", sagt Mang. Wenig später gibt er sein Bezirkstagsmandat zurück.

Eng wird es für einen, der gar nicht zur Wahl steht: Den Erfolg der AfD und das schlechte Abschneiden der CSU kreiden in der Wahlnacht viele dem CSU-Chef und Bundesinnenminister Horst Seehofer an, der immer wieder das Thema Migration - "Mutter aller Probleme" - in den Schlagzeilen hält und die Berliner Regierung fast platzen lässt. "Die Querelen des Parteivorsitzenden und Innenministers mit der Bundeskanzlerin waren nicht besonders dienlich", sagt Volker Bauer, der Name Seehofer kommt ihm nicht über die Lippen. "Wir müssen reden, Herr Parteivorsitzender", fordert er. Noch deutlicher schildert die CSU-Bundestagsabgeordnete Marlene Mortler ihre Eindrücke an den Infoständen: "Acht von zehn haben gesagt: Der muss weg. " Nicht nur als Parteivorsitzender. Seehofer bleibt - aber nicht lange. Sein parteiinterner Widersacher Markus Söder schmiedet eine Koalition mit den Freien Wählern und bleibt Ministerpräsident. Jetzt will er auch den Parteivorsitz.

In der SPD herrscht derweil blankes Entsetzen. Kreisvorsitzender Sven Ehrhardt fordert einen "radikalen Neuanfang" seiner Partei. Ein Durchwursteln dürfe es jetzt nicht mehr geben. "Die SPD muss wieder die Partei der sozialen Gerechtigkeit werden", fordert er. Es ist keine Einzelmeinung unter den Genossen.

Immerhin: Ehrhardt schafft den Sprung in den Bezirkstag. Dort sitzen vier Vertreter aus dem Landkreis Roth - so viele wie nie. Neben Ehrhardt ziehen Cornelia Griesbeck (CSU), Walter Schnell (FW) und Robert Gattenlöhner (Frankenpartei) ins Ansbacher Bezirksrathaus ein. Die CSU verliert ihre Mehrheit, Richard Bartsch (CSU) tritt nicht mehr an. In einer turbulenten Sitzung wählt eine bunte Koalition aus FW, SPD, Grünen, Frankenpartei und Linken Armin Kroder (FW) zum neuen Bezirkstagspräsidenten. Kroder ist der einzige Bezirkstagspräsident in Bayern, den nicht die CSU stellt.