Hilpoltstein
Zinslos und schlipslos

Sparkasse Mittelfranken Süd blickt auf ein "durchaus erfreuliches" Jahr 2018 - Verstärkte Aktivitäten bei Immobilien

09.05.2019 | Stand 23.09.2023, 6:56 Uhr
Jahrespressekonferenz mit geballter Immobilienpräsenz: Stellvertretende Vorstandsvorsitzende Daniela Heil, Bernd Beckstein (Immobilien GmbH), Werner Ziegler (Vertriebsdirektor Immobilien), Mathias Bitterwolf (HVMS) und Vorstandschef Jürgen Rohmer (von links). −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) Der anhaltende Niedrigzins lässt auch die Sparkasse Mittelfranken Süd auf den traditionellen Geschäftsfeldern immer weniger verdienen. Gute Renditen lassen sich dagegen auf dem Immobiliensektor erzielen. Kein Zufall also, dass die jüngste Bilanzpressekonferenz des Geldhauses ganz im Zeichen der Immobilien stand.

Gleich auf mehreren Feldern ist die Bank da aktiv, ganz neu sogar mit einer eigenen Hausverwaltung. Die Kunden hätten sie letztlich darum gebeten, so die stellvertretende Vorstandschefin Daniela Heil. Die Menschen hätten eine Immobilie zur Geldanlage, nun wollten sie auch, dass diese gut verwaltet werde. Das Besondere sei, dass sich die HVMS - so der Name der Gesellschaft - auch um kleine Einheiten kümmert. Bei stark wachsender Nachfrage ist sich HVMS-Prokurist Mathias Bitterwolf sicher, dass die Unternehmung gelingt. "Bisher ist die Resonanz nur positiv", sagte Daniela Heil.

Ebenfalls eine eigene Gesellschaft ist die Immobilien GmbH, die auf den Feldern Grundstückserschließung und -entwicklung sowie dem Wohnungsbau aktiv ist. "Wir schaffen Wohnraum, vermieten ihn und sind als Bauträger aktiv", so Geschäftsführer Bernd Beckstein. Seit 2015 seien mehrere Objekte mit 66 Wohneinheiten entstanden. Im Bau seien derzeit zwei Objekte mit insgesamt 18 Einheiten in Eckersmühlen und Rednitzhembach. Rund 30 Einheiten seien in Planung.

Daneben ist die Sparkasse unter eigenem Namen als Vermittler, Makler und natürlich Finanzierer unterwegs. Auf einem Markt, der nur eine Richtung kennt: nach oben, so Vertriebsdirektor Werner Ziegler. "Und das nicht nur in den Ballungsräumen." Dazu legte er Zahlen vor, die das anschaulich zeigten. So ist in den vergangene sieben Jahren der Quadratmeterpreis für Neubauten im Landkreis Roth und der Stadt Schwabach um 78 Prozent gestiegen. Durchschnittlich wurden 2018 im Landkreis 3300 Euro pro Quadratmeter bezahlt.

Die Nachfrage ist auch weiterhin sehr groß. Mehr als 350 Objekte hat die Sparkasse 2018 vermittelt mit einem Gesamtwert von 135 Millionen Euro. Wenn Objekte entwickelt wurden, seien alle Einheiten laut Ziegler stets verkauft worden - bereits vor der Fertigstellung. So auch im Hilpoltsteiner Baugebiet Dorotheenhöhe, wo die Sparkasse einen der beiden Riegel an der Straße vermarktete.

Unter dem Strich hat die Sparkasse 2018 mit 1,97 Millionen Euro Bilanzgewinn und 25 Millionen Euro Betriebsergebnis ein wenig unter den Zahlen des Vorjahrs geschlossen. Für Vorstandschef Jürgen Rohmer bieten die nackten Zahlen ein durchaus erfreuliches Ergebnis, trotz des anhaltenden Zinsproblems. "Wir haben bereits Azubis, die nicht mehr wissen, was Zinsen auf Einlagen sind." Für die Alteingesessenen sei der Minuszins aber immer noch eine ungewöhnliche Geschichte.

Trotz des gleichbleibenden Gewinns hat die Bilanzsumme laut Rohmer 2018 einen deutlichen Schub erhalten. Um rund 5,3 Prozent sei diese auf 3,8 Milliarden Euro gestiegen. "Eine stolze Zahl." Besonders freue ihn, dass auch das Kreditgeschäft um mehr als fünf Prozent gestiegen sei. Vor allem bei den Unternehmenskrediten sei das Volumen gewachsen. Auch wenn es hie und da Sorgen gebe, das Umfeld sei nach wie vor stabil. Finanziert wurden Immobilien, Erneuerungen der Maschinenparks, aber auch auf dem Feld der Robotik werde immer mehr investiert. "Offensichtlich ein Vorgriff auf den immer extremer werdenden Fachkräftemangel."

Auch bei den Einlagen verzeichnet das Geldhaus ein Plus. "Die Menschen haben immer noch Vertrauen in uns", sagte Rohmer. Etwa 3,15 Milliarden Euro halte die Sparkasse an Kundeneinlagen, dazu kämen noch einmal 900 Millionen Euro an Wertpapieren. "Die vier Milliarden haben wir damit deutlich überschritten."

Ihr Geschäft bewältigt die Sparkasse mit 758 Angestellten, wovon 47 Azubis sind. Laut Rohmer sind darin auch die Mitarbeiter enthalten, die für die Nachbearbeitung nach Nürnberg ausgelagert wurden. "Die sind weiterhin bei der Sparkasse Mittelfranken Süd." Weiter verändert hat sich auch 2018 das Kundenverhalten - noch mehr hin zur digitalen Kontaktaufnahme: 6,5 Millionen Aufrufe hat die Internetfiliale verzeichnet, 5,3 Millionen die App. Trotzdem bespiele man die ganze Bandbreits, so Rohmer, von der Kasse in der Filiale über App und Internet bis bald hin zur Robo-Advise. Wenn der Kontakt zu den 349 Ansprechpartnern vor Ort gesucht wurde, dann kaum noch für einfache Vorgänge wie Überweisungen oder Abhebungen, sondern für qualifizierte Gespräche. So verzeichnete die Sparkasse 2018 rund 120000 Beratungsgespräche.

Wer im Übrigen doch noch vor Ort erscheint, dem wird vermutlich auffallen, dass männliche Sparkassenmitarbeiter plötzlich zum Teil schlipslos sind. "Krawatten kann man seit letztem Jahr tragen, muss sie aber nicht, wir sehen das entspannt", sagte Jürgen Rohmer.

Rainer Messingschlager