Greding
White Christmas und Gebet eines Schriftstellers

44. Gredinger Adventssingen am dritten Advent lockt zahlreiche Besucher in die Pfarrkirche St. Jakobus

17.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr
Jeanette Hecker
Ein Stammgast beim Adventssingen in Greding ist der Agbachchor. Zunächst auf der Empore aktiv, wechseln die Sänger später in den Altarraum, um mit dem Carmina-Chor zu glänzen. −Foto: Hecker

Greding (HK) Der Schnee blieb zwar kaum liegen, aber zumindest waren tagsüber ein paar Schneeflöckchen vom Himmel gefallen. So wurden die Besucher des Gredinger Adventssingens am Abend des dritten Advents sowohl musikalisch als auch vom Wetter her in eine besinnliche Vorweihnachtszeit eingestimmt.

Ob jung, ob alt: Von allen Richtungen kamen sie geströmt, aus Greding und Umgebung. Das Ziel: Die Pfarrkirche St. Jakobus. "Die Kirche wird wieder voll sein, davon kann man ausgehen", prognostizierte ein Mann auf seinem Weg durch die weihnachtlich beleuchtete Altstadt. Und er hatte recht: Die Bänke der Pfarrkirche waren wie jedes Jahr voll besetzt.

"Das Adventssingen macht deutlich, wie gut wir unseren Glauben in unsere Kultur integriert haben", sagte Pfarrer Richard Herrmann in seinen einleitenden Worten. Er erzählte von der Flucht der heiligen Familie nach Ägypten, um den Häschern des Herodes zu entgehen - der Machthaber wollte Jesus töten lassen. Pfarrer Herrmann zog mit der Geschichte Parallelen zur heutigen Zeit. Immer noch gibt es Menschen, die aus ihren Heimatländern fliehen müssen. Deshalb ruft der Geistliche die Menschen auf, die Botschaft Jesu im alltäglichen Leben umzusetzen.

Eröffnet wurde das vielseitig gestaltete Programm mit dem Lied "Herr, send herab uns deinen Sohn", gespielt auf der Orgel von Matthias Faber. Die Schwarzachauer Saitenmusik gab "Maria durch ein Dornwald ging" zum Besten. Begleitet von Gitarren- und Flötenklängen sang der Carmina-Chor "Die Weisen der Welt folgen dem Stern". Die Veeh-Harfengruppe zupfte auf ihren Saiteninstrumenten das besinnliche Lied "Adventliche Weisen". Als Stern der Weisen verkleidet, schritt eine Schülerin der Grund- und Mittelschule Greding durch den Gang der Kirche, während ihre Mitschülern das Lied "Als der Morgenstern" anstimmten.

Madalena Brigl von der städtischen Musikschule war neben dem Organisten die einzige Solistin an diesem Abend. Sie trug das "Christmas Lullaby", komponiert von John Rutter, vor. Sie beeindruckte sowohl gesanglich als auch als Harfenspielerin, unter anderem ließ sie "Stille Nacht, Heilige Nacht" erklingen.

Der Agbachchor erhellte mit "Göttlicher Sternenglanz" das Kircheninnere mit seinem Gesang. Das Blockflötenensemble, ebenfalls von der Musikschule Greding, ließ "Away in a mangar" von John Denver und das französische Weihnachtslied "Engel haben Himmelslieder ertönen. Die Gruppe wurde dabei vom Organisten Matthias Faber begleitet.

Die Gredinger Kulturamtsleiterin organisiert das Adventssingen nicht nur seit zwölf Jahren, sie regt mit Textbeiträgen zwischen den Musikblöcken auch immer wieder zum Nachdenken an. Dabei griff sie diesmal unter anderem auf den französischen Schriftsteller Antoine de Saint-Exupéry zurück. In einem Gebet bat er um Kraft für Zucht und Maß und um Hilfe, die jetzige Stunde als die wichtigste zu erkennen. Mit dem beeindruckenden Satz "Lehre mich die Kunst der kleinen Schritte!", beendet er seinen Anruf Gottes.

Die Tiefgründigkeit von Saint-Exupéry wurde vom imposanten Auftreten der Gredinger Stadtkapelle unterstrichen. Die dunklen Töne der Posaune standen im Kontrast zu den Klängen von Klarinette und Flöte. Der Einsatz des Schlagzeugs verlieh dem Klassiker "Feliz Navidad" eine geradzu poppinge Note und lud das Publikum zum Mitwippen ein. Organist Faber und die Veeh-Harfengruppe leiteten dann wieder zu getrageneren Stücken über.

Was es bedeutet materiell arm zu sein , wie es die Hirten aus der damaligen Zeit waren, können sich die meisten Menschen in der heutigen konsumorientierten Welt wohl kaum mehr vorstellen. Der nächste Vortrag von Bettina Kempf handelte von einer Vater- Sohn-Geschichte, die die Gegensätze von Arm und Reich aufgriff. Jedoch: "Wahrer Reichtum hat nichts mit haben, haben, haben zu tun, sondern mit Dankbarkeit für das Leben, die Natur und die Menschen, die uns umgeben", sagte Kempf. Die Geschichte wurde von einem Auftritt des Blockflötenensemble unterstrichen.

Auch bei ihrem zweiten Auftritt zeigten sich die Schüler kreativ und setzten neben Gitarre und Akkordeon zusätzlich Trommeln und Rasseln ein. Mit "White Christmas", dem zeitlosen amerikanischen Klassiker von 1954, bot die Stadtkapelle unter Leitung von Manfred Meyer wieder eine herausragende Darbietung dar und ließ das Publikum in Nostalgie schwelgen. Gefühlvoll ging es weiter mit einem gemeisamen Auftritt des Carmina-Chors und des Agbachchors, die gemeinsam "Jesus, höchster Name" erklingen ließen.

Bürgermeister Manfred Preischl betonte in seinen Schlussworten die Wichtigkeit des Innehaltens in der Adventszeit: "Der Blick soll wieder nach innen gerichtet werden, erst recht im Zeitalter von Konsum und Schnelllebigkeit", sagte er. Das Adventssingen biete einen Rahmen dafür. Zudem verzichten die Mitwirkenden des Adventssingens auf ein Honorar, so dass die Spenden in vollem Umfang einem guten Zweck zugute kommen. Gelebte Nächstenliebe in der Pfarrkirche. In diesem Jahr geht der Erlös an die Caritas-Sozialstation in Greding. Das Engagement und die Leistung der Musiker würdigte das Publikum mit einem stürmischen Applaus.

Zum gemeinsamen Schlusslied "Nun freut euch, ihr Christen" stand die Gemeinde auf und widmete so dem 44. Adventssingen in Greding ein würdiges Ende.
 

Jeanette Hecker