Obermässing
Vom Fernsehsender 3sat geadelt

Obermässinger Journalistikstudentin Sandra Lohse hat mit Kommilitonen sehenswertes Webspecial geschaffen

24.06.2018 | Stand 23.09.2023, 3:32 Uhr
Am Schnittrechner im Radiostudio der Eichstätter Universität arbeitet Sandra Lohse aus Obermässing an einem Radiobeitrag. Mit zwei Kommilitonen hat sie ein Webspecial geschaffen, das beim Sender 3sat auf der Homepage zu sehen ist. −Foto: Mühling

Obermässing (HK) Sie ist erst 20, doch hat sie jetzt in ihrem Lebenslauf eine Referenz stehen, um die sie wohl manch altgedienter Journalist beneidet: Ein Beitrag der Journalistikstudentin Sandra Lohse aus Obermässing ist beim Fernsehsender 3sat auf der Homepage zu sehen.

Es ist nicht gerade die leichteste Kost, die sich Sandra Lohse sowie ihre Kommilitonen an der Katholischen Universität (KU) Eichstätt, Bastian Mühling und Thomas Balbierer, für ihr Projekt ausgesucht haben: Die drei angehenden Journalisten beschäftigen sich mit alternativen Bestattungsformen, wie sie in der heutigen Welt mehr und mehr gefragt sind. Genauer nehmen sie den Friedwald in Pappenheim unter die Lupe. Im einzigen Luftkurort Mittelfrankens können Menschen an den Wurzeln eines Baumes ihre letzte Ruhe finden - ohne Grabstein, ohne Schmuck, ohne Blumen. Rund 500 Verstorbene liegen bereits hier, weitere 1500 Menschen haben sich bereits einen Platz reserviert.

"Wir wollten ein Thema aus der Region nehmen", erzählt die junge Frau, "aber mit einer gesellschaftlichen Relevanz für ganz Deutschland." Auch weil die Dozentin Sandra Demmelhuber die Studenten ihrer Medienwerkstatt ein wenig geködert hatte: mit der Aussicht, eventuell bei 3sat veröffentlich zu werden. Letztlich ist der Beitrag des Trios um Sandra Lohse der einzige, der beim Sender zu sehen ist. "Herzlichen Glückwunsch zu dieser tollen Arbeit!", gratuliert denn die KU auch auf ihrer Homepage den ausgezeichneten Bachelor-Studenten des vierten Semesters. Und attestiert dem Webspecial, das den Titel "Über allen Wipfeln ist Ruh'" trägt, "ausdrucksstarke Fotos, hintergründige Audio-Interviews und spannende Statistiken".

Webspecial bedeutet, dass das Multimedia-Stück nicht im Fernsehprogramm gelaufen ist, sondern eigens fürs Internet produziert wurde. Auch die öffentlich-rechtlichen Sender versuchen, ihre Internetauftritte ein Stück weit unabhängiger vom Fernsehprogramm zu gestalten und auch für junge Menschen interessant zu machen. "Online werden lange Texte kaum gelesen", weiß Sandra. Weshalb die Studenten auf kurze, erklärende Texte setzen, die mit Audio-Spuren und Videobeiträgen garniert werden. "Es war gar nicht so einfach, alle Medien zu bespielen." Gute Fotos sollten außerdem hinzukommen. "Alleine ist das gar nicht machbar", sagt Sandra, "außer du hast viel mehr Zeit."

Zeit war jedoch ein knappes Gut, schließlich sollte an drei Tagen im März alles fertig sein. Ein großes Problem nach der Themenfindung: "Wie kriegen wir überhaupt zu irgendjemandem Kontakt?" Doch der war mit Eckhard Freist schnell gefunden, einem von drei Förstern, die sich im Auftrag der evangelischen Kirche um den Friedwald kümmern - "er hatte zum Glück spontan Zeit". Also ging es zu dem Areal der Baumbestattungen, ausgestattet mit Block, Mikros und drei verschiedenen Kameras.

Dort traf das Trio auch auf Gerlinde Feiner. Die hat im Friedwald einen Familienbaum mit zehn Plätzen, der bereits zur Hälfte gefüllt sei, wie sie erzählt. "Das war Reporterglück", sagt Sandra Lohse. Denn die Frau habe wie eine gewöhnliche Spaziergängerin im Wald gewirkt; "wir haben sie vorsichtig gefragt, ob sie hier einen Baum hat". Sie hatte. Blockte aber ab, als die drei Nachwuchsjournalisten sie interviewen wollten. Erst als diese ihr zusicherten, sie werde nicht gefilmt, ihr Gesicht werde nicht zu sehen sein, sprach Gerlinde Feiner über sich und die Toten in ihrer Familie. Nun ist sie als Audio-Beitrag in das Webspecial eingefügt.

"Im Nachhinein war das eine Riesenarbeit", sagt Sandra, "wir hatten so viele O-Töne, mussten aber schauen, dass wir die einzelnen Beiträge runterkriegen auf etwa eine halbe Minute." Die technischen Kenntnisse für das Schneiden hatten die Studenten erst kurz zuvor im dritten Semester gelernt.

Dennoch: Der Hörfunk ist ihre Sache nicht unbedingt. Obwohl sie sich im Studium gerade hier ausgezeichnet hat, sie hat sogar eine Empfehlung für ein Praktikum beim Bayerischen Rundfunk in der Tasche. Beworben hat sie sich auch schon dafür. Jedoch muss sie ihr Herz erst noch fürs Radio entdecken, bislang wäre ihr der Printjournalismus im Berufsleben lieber, wie Sandra sagt - "am liebsten bei einem Magazin". Auch als Korrespondentin im Ausland zu arbeiten, könne sie sich vorstellen, als Fremdsprachen hat sie bis zum Abitur 2016 am Gymnasium Hilpoltstein neben Latein auch die quicklebendigen Sprachen Englisch, Französisch und Spanisch gelernt. Falls es wirklich einmal mit einem Korrespondentenjob klappt, ginge Sandra am liebsten nach Südamerika. "Aber nicht für immer", betont sie.

Jedenfalls legt sie im kommenden Semester schon einmal die Grundlagen hierfür, wenn sie von September bis Februar nach Murcia an die Universidad Católica San Antonio geht - und unter anderem ihre Spanischkenntnisse erweitert. Dass man in Südeuropa auch nach der Vereinheitlichung des Studiums, dem sogenannten Bologna-Prozess nicht alles so genau nimmt wie in Deutschland, hat die junge Frau bereits bei der Vorbereitung ihres Auslandsemesters gemerkt. Während hierzulande das Modulhandbuch fein säuberlich austariert und bekannt ist, "juckt die das in Spanien nicht".

Klappen wird der Aufenthalt bestimmt, danach muss sich Sandra Lohse schon relativ bald Gedanken machen, in welche Richtung ihr Berufsweg wirklich gehen soll, denn das Bachelor-Studium will sie in der Regelstudienzeit von sechs Semestern hinter sich bringen. "Ich denke , dass ich nicht direkt den Master dranhänge", sagt sie. Was nicht bedeutet, dass sie nicht auf diesen Abschluss hinarbeitet; nach dem Bachelor will sich die angehende Journalistin, die bislang auch für unsere Zeitung als freie Mitarbeiterin agiert, mit Praktika aber erst einmal einen tieferen Einblick in die Praxis verschaffen.
 

Volker Luff