Allersberg/Hilpoltstein
Warten auf die S-Bahn

Neue Züge nach Allersberg bringen zwar viel Komfort, aber kaum besseren Takt - Acht neue Verbindungen am Samstag

09.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:17 Uhr
  −Foto: Karmann, dpa

Hilpoltstein/Allersberg"Vom Empfinden her ist das ein Quantensprung", sagt Andreas Mäder, Geschäftsführer Verkehrsplanung beim VGN (Verkehrsverbund Großraum Nürnberg). Er meint damit die neuen Züge der Baureihe 1440 Coradia Continental, die zum kleinen Fahrplanwechsel ab Sonntag, 14. Juni, auch auf der Strecke Nürnberg-Allersberg eingesetzt werden sollen. Ein lange erwarteter Quantensprung beim Takt bleibt dagegen aus. Es wird eine zusätzliche Fahrt von Montag bis Freitag um 7.40 Uhr von Nürnberg nach Allersberg angeboten. Völlig neu ist allerdings, dass erstmals auch am Samstag der Allersberg-Express verkehrt. Insgesamt gleich acht Verbindungen gibt es in jede Richtung.

 

"Hell, freundlich, leise, komplett barrierefrei und vor allem klimatisiert", schwärmt Mäder von der neuen S-Bahn, die am Montag in Nürnberg vorgestellt wurde. An Steckdosen kann man sein Smartphone laden, in der behindertengerechten Toilette gibt es auch einen Wickeltisch. Wer mit großen Koffern, Kinderwagen oder Fahrrad einsteigt, hat keine Probleme mehr. Ein Informationssystem in Echtzeit hält die Fahrgäste auf dem Laufenden, alle Abteile werden videoüberwacht. Der 1440 Coradia Continental bietet maximal 230 Fahrgästen Platz und ist 160 Kilometer pro Stunde schnell.

Insgesamt 27 Garnituren hat die Deutsche Bahn beim Hersteller Alstom bestellt, 14 davon sind einsatzbereit. Ab dem nächsten Fahrplanwechsel im Dezember sollen laut DB Regio dann die übrigen neuen Fahrzeuge bei der S-Bahn Nürnberg zum Einsatz kommen und die mehr als 30 Jahre alten, lokbespannten Züge, ersetzen. "Ab diesem Zeitpunkt sind im gesamten S-Bahn-Netz Nürnberg nur noch moderne elektrische Züge auf allen Linien im Einsatz", schreibt DB Regio in einer Pressemitteilung.

 

Gute Nachrichten für die Fahrgäste, die allerdings nicht darüber hinwegtäuschen können, dass sie noch immer auf eine wesentliche Verbesserung warten müssen: den seit Jahren angekündigten S-Bahn-Takt für die Linie S5 nach Allersberg. Während in Roth alle 20 Minuten eine S-Bahn nach Nürnberg fährt, kann es auf dem Regionalbahnhof in Altenfelden schon mal eine Stunde dauern, bis der nächste Zug kommt.

Ein bekanntes Problem. Vor exakt einem Jahr, als man im Landkreis Roth wieder vergeblich auf den Anschluss ans S-Bahn-Netz gehofft hatte, teilte die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG), die für die Bestellung der Züge zuständig ist, mit: "Aufgrund der weiterhin noch nicht erfolgten Zulassung und Inbetriebnahme der für den München-Nürnberg-Express vorgesehenen Skoda-Doppelstockzüge und der damit verbundenen Zwänge bei DB Regio, die alten Wagenzüge im München-Nürnberg-Express-Verkehr weiterhin einsetzen zu müssen, kann zum 9. Juni das von uns bestellte S5-Fahrplanangebot Nürnberg-Allersberg von DB Regio noch nicht im vollen Umfang gefahren werden." Allerdings gehe man davon aus, dass spätestens mit der Inbetriebnahme der neuen S-Bahn-Züge die ab Juni 2020 zwischen Nürnberg und Allersberg zum Einsatz kommen sollen, "das Fahrplankonzept auf der S5 unter dem S-Bahn-Label vollständig umgesetzt werden" kann, so die BEG damals.

Daraus wird wohl wieder nichts. Unter der Woche gibt es mit der Regionalbahn um 7.40 Uhr genau eine Verbindung mehr als bisher. Dagegen wird das Allersberg-Express-Angebot am Samstag deutlich von null auf gleich acht Zugpaare ausgeweitet. Ab 14. Juni verkehren von Nürnberg nach Allersberg morgens um 7.40 Uhr, 8.40 Uhr und 9.40 Uhr. Weitere Züge fahren um 12.40 Uhr und von 14.40 Uhr bis 17.40 Uhr jede Stunde. In die Gegenrichtung fährt die Regionalbahn bis Mittag um 8.03 Uhr, 9.03 Uhr, 10.03 Uhr und 13.03 Uhr. Am Nachmittag gibt es von 15.03 Uhr bis 18.03 Uhr eine stündliche Verbindung.

 

Damit ist zumindest das leidige Problem überfüllter Regionalexpress-Züge aus oder nach München, die für Fahrgäste aus Allersberg in Stoßzeiten kaum mehr zu betreten waren, behoben. Auch ein Stadionbesuch beim Club ließe sich mit diesen Verbindungen besser organisieren - zumindest solange der 1. FC Nürnberg in der zweiten Bundesliga spielt und samstags um 13 Uhr angepfiffen wird.

"Das Gesamtpaket für die S-Bahn Nürnberg, das neben dem Einsatz der neuen Fahrzeuge auch die Erweiterung des Netzes und einige Mehrverkehre umfasst, bedeutet einen echten Gewinn für den Großraum Nürnberg und alle Fahrgäste, die in der Metropolregion unterwegs sind - und damit für das ganze Bahnland Bayern", sagte Thomas Prechtl, Geschäftsführer der BEG bei der Vorstellung der S-Bahn-Züge am Montag in Nürnberg.

HK

 

Robert Kofer