Nürnberg
Nürnberg löst den Ticket-Streit

Kompromiss hinter verschlossen Türen - CSU-Fraktionschef Marcus König fühlt sich als Sieger

09.07.2018 | Stand 02.12.2020, 16:07 Uhr
Der automatische Preiseinstieg ist nun gestoppt. Nun soll das VGN-Tarifsystem auch noch transparenter werden. −Foto: VGN

Nürnberg (npe) CSU-Fraktionschef Marcus König feiert den Kompromiss nun als politischen Punktsieg. "Wir haben den Automatismus der Preissteigerungen durchbrochen", erklärt Marcus König gegenüber diesem Medienhaus. 

Kleine Sachfrage, großer Politikstreit: Zum Ärger der SPD hatte die CSU ein Ende der automatischen Erhöhungsrunden bei den städtischen Verkehrsbetrieben (VAG) gefordert. 

CSU-Fraktionschef Marcus König trat eine Lawine los, als er überraschend ankündigte, dass er nicht mehr jedes Jahr eine automatische Preiserhöhung bei der VAG hinnehmen wolle. Damit stellte König nicht nur den Status quo in Frage. Mit seinem Vorstoß dürfte König besonders den roten Kooperationspartner im Rathaus politisch kalt erwischt haben. 

Seit rund 20 Jahren werden die öffentlichen Ticketpreise der jährlichen Preisentwicklung angepasst. Nach dem sogenannten "Atzelsberger-Modell" werden dabei insbesondere Steigerungen bei Personal- und Betriebskosten berücksichtigt. Mittlerweile kostet der Einzelfahrpreis in Nürnberg genau 3,10 Euro. Nach diesem Muster hatte Bürgermeister und VAG-Aufsichtsratschef Christian Vogel (SPD) erneut einen Anstieg der Fahrpreise fest eingeplant. 

Kurz vor den entscheidenden Sitzungen platzierte CSU-Fraktionschef Marcus König seinen Vorstoß. Im Hinblick auf die stetig steigenden Ticketpreise sprach König von Grenzen, die "nicht mehr überschritten" werden könnten. Vor den Augen der Öffentlichkeit drohten die Sozialdemokraten als "Partei der Ticketpreis-Treiber" vorgeführt zu werden. Nahezu panisch verwies der SPD-Bürgermeister und VAG-Aufsichtsratschef, Christian Vogel, auf klamme Kassen und drohende Einnahmeverluste für den Stadthaushalt. Hinter verschlossenen Türen hat das rot-schwarze Rathausbündnis schließlich einen Kompromiss gefunden. 

CSU-Fraktionschef Marcus König fühlt sich dabei als Sieger. "Hätten wir nichts gesagt, wären die Ticketpreise wieder erhöht worden." Durch den CSU-Vorstoß habe man die automatischen Preisrunden, die nach dem Schloss Atzelsberg bei Erlangen benannt sind, beendet. Die jährlichen Anhebungen der Ticketpreise hätten laut CSU-Fraktionschef König nicht mehr so weitergehen können. Vor zwei Jahren seien die Preise für Abo-Kunden im Rahmen einer Reform verbessert worden. Nun seien die Gelegenheitsfahrer an der Reihe. Die hohen Fahrpreise hätten dem Normalbürger laut König nicht mehr zugemutet werden können.

Bis zum Jahr 2021 sollen nun einige Fahrpreise wie das Handy-Ticket oder die 4er-Streifenkarte nicht mehr erhöht werden. Mit dem Handy-Ticket oder der 4er-Streifenkarte sind grundsätzlich Einzelfahrpreise in Höhe von 2,75 Euro möglich. Auch das Tagesticket für Familien wird nicht erhöht. Das sogenannte Tagesticket Plus soll nach dem Kompromiss weiterhin 12,30 Euro kosten. 

Der aktuelle "Tarif-Kompromiss" sieht neben eingefrorenen Tickettarifen allerdings auch zahlreiche Preisanstiege im städtischen Nahverkehr vor. Wer am Automaten einen Fahrschein kaufen will, muss ab 2019 für die Kurzstrecke 1,70 statt 1,60 sowie für die Einzelfahrschein 3,20 statt 3,10 Euro bezahlen. Das Tagesticket Solo wird um 2,47 Prozent auf 8,30 Euro erhöht. Die Preise für Monatskarten steigen ebenfalls zwischen zwei und drei Prozent. Auch Schülermarken und Semestertickets werden ab dem nächste Jahren teurer. 

Auf den Erfolg im Tarif-Streit ausruhen will sich CSU-Fraktionschef Marcus König offensichtlich nicht. Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) sei laut König beauftragt worden, die Preisentwicklung mit den Partnern im Verkehrsverbund neu zu verhandeln.

Außerdem drängt er auf Veränderungen bei den städtischen Verkehrsbetrieben. "Kein Mensch blickt mehr durch bei den Zonen, Preisen und Tarifen." Bis zum Jahr 2020 solle deshalb ein elektronisches Ticket eingeführt werden, dass jede Fahrt automatisch abrechnen kann. Dafür sollten die städtischen Verkehrsbetriebe ihre bürokratische Behäbigkeit aufgeben und schneller werden. Das Ziel muss laut König sein, attraktive Fahrpreise für Bus, Tram und U-Bahn zu entwickeln.