Hilpoltstein
Frühestens 2026 wird es ruhig im Dorf

Bei der gut besuchten Bürgerversammlung in Meckenhausen ist die Ortsumgehung das Thema

29.11.2018 | Stand 23.09.2023, 5:14 Uhr
Eng geht es zu auf Meckenhausens Ortsdurchfahrt, ab 2026 könnte die Umgehung Abhilfe schaffen. −Foto: Messingschlager

Meckenhausen (HK) Wenn alles seinen Gang geht, rauschen ab 2026 die meisten Fahrzeuge an Sindersdorf und Meckenhausen nur noch vorbei und nicht mehr durch. So lautet die Haupterkenntnis der Bürgerversammlung am Mittwochabend in Meckenhausen, zu der die Stadt auch zwei Verkehrsexperten geladen hatte.

So recht an die Umgehung glauben konnten nicht alle Bewohner von Meckenhausen, die erstaunlich zahlreich in die Mehrzweckhalle gekommen waren. Es bewege sich doch nichts, so der Vorwurf angesichts der drei Jahre, die seit dem Bürgerentscheid mittlerweile verstrichen sind. Man komme nicht weiter. Eine Sicht, die Bürgermeister Markus Mahl absolut nicht teilt. Zunächst stellte er erst einmal klar, dass ohne den Bürgerentscheid, "keiner von uns die Umgehung erlebt hätte". Die Umgehung sei lediglich Stufe zwei auf der Liste des Staatlichen Bauamts - was so viel bedeutet, dass frühestens in 20 Jahren oder gar nicht gebaut wird.

Die drei Jahre erklären sich laut Mahl vor allem aus der Vielzahl von Gutachten, Berechnung und Prüfungen, die im Vorfeld zu erledigen sind. Zuletzt habe man noch einmal in Sachen Naturschutz weitere Untersuchungen machen müssen, so Mahl. "Wir wollten jetzt die Trassenvariante entscheiden, das passiert nun im Sommer." Allerdings könne es sein, dass die aufwendigere Untersuchung sich bei der Planfeststellung wieder rechne und man die Zeit wieder hereinhole.

Bauherr der Umgehung einer Staatsstraße ist im Normalfall der Freistaat; da die Umgehung Meckenhaus-Sindersdorf aber im Baulastverfahren entstehen soll, ist die Stadt der Bauherr. Das heißt, sie muss auch planen und mitbezahlen. Rund 80 Prozent der förderfähigen Kosten übernimmt laut Mahl der Freistaat - was den Zahlen entspricht, die zum Bürgerentscheid genannt worden sind. Für das Gelingen des Vorhabens sei es wichtig, "dass wir die Grundstücke bekommen", appellierte Mahl. Auf der Trasse müssten diese nicht unbedingt liegen, da es eine Flurbereinigung gebe. Aber die Stadt braucht etwas zum Anbieten und Tauschen.

Über die Varianten und die Größe der Trasse berichtete Planer Dieter Kamm den Meckenhausenern. Untersucht wurden demnach zwei Südtrassen mit 4,35 und 4,51 Kilometer Länge, die Nordvariante mit 3,56 Kilometern, eine sogenannte Nullvariante sowie eine weitläufige Trasse mit einer Autobahn- und ICE-Überquerung. Da alleine diese Brücke um die sieben Millionen Euro kosten würde, habe man diese Möglichkeit nicht weiter untersucht, so Kamm.

Bei der Nullvariante geht es um Maßnahmen, die ergriffen werden, wenn keine Umgehung kommt. Beispielsweise würden Gehsteige verbreitert, ein Fahrradschutzstreifen eingerichtet, aber auch Begradigungen vorgenommen, für die Häuser weichen müssten. Diese waren in dem Plan, denn Kamm auf die Landwand warf, ausgestrichen, wofür sich der Planer bei den Besitzern entschuldigte. Die Nullvariante sei Pflicht, denn sollte jemand vor Gericht ziehen und man hätte nicht alle Möglichkeiten überprüft, heißt es wie beim Monopoly, "zurück auf Los!", sagte Mahl.

Bei früheren Berechnungen war man davon ausgegangen, dass ein Kilometer Trasse 1,1 Millionen Euro kostet, mittlerweile sind es 2,3 Millionen Euro. Demnach würde eine Nordumgehung bei einer Trassenbreite von elf Metern und einer Fahrbahnbreite von sieben Metern (Standard) 11,7 Millionen Euro kosten. Bei lediglich zehn Metern Breite (Fahrbahnbreite sechs Meter) - die Option hätte man laut Kamm - sind es 8,7 Millionen Euro. Die etwas längere Südvariante 2 würde 14,5 (10,7) Millionen Euro kosten, die kürzere 13,5 (9,8) Millionen Euro. Der Flächenverbrauch läge zwischen sechs (Nord) und fast zehn Hektar (Süd 2).

Zum Zeitplan sagte Kamm, dass nach der Trassenfestlegung durch den Stadtrat im Sommer der Entwurf bis Ende 2020 stehen würde. "Im Idealfall wäre der Baubeginn 2024." Es warten allerdings zahlreiche potenzielle Verzögerer: EU-Ausschreibung, Prüfungen, Untersuchungen, Flurbereinigungsverfahren oder gar Klagen. Die Bauzeit schätzt Kamm auf zwei Jahre.

Was bringt nun die Trasse? Mit dieser Frage hat sich der Verkehrs- und Stadtplaner Patrick Schwenteck auseinandergesetzt. Dabei stützt er sich sowohl auf Zahlen von Verkehrszählungen als auch auf eigene Zählungen. Aktuell sind es auf der Hauptachse durch den Ort rund 4400 Fahrzeuge, die von Süden her kommen, und rund 3800 von Norden. Untersucht und simuliert wurde nun die Entwicklung des Verkehrs. Würde man nichts machen, wären es im Süden bald 4930 Fahrzeuge und von Norden knapp 4000. Am wenigsten Entlastung brächte die Nordtrasse, im Norden wären es noch 1275 Fahrzeuge und 2075 am anderen Ortsanfang. Bei den Südtrassen wäre vor allem die näher an der Ortschaft liegende sehr effektiv, mehr als 75 Prozent der Fahrzeuge würden da über die Umgehung laufen. So dass im Süden des Ortes noch 1475 Fahrzeuge am Tag verkehren würden und im Norden gar nur 450. Bei der längeren Südvariante wären es 1900 beziehungsweise 950 Fahrzeuge. Die Effektivität einer Ortsumgehung scheint demnach für Meckenhausen sehr hoch zu sein.

Rainer Messingschlager