Allersberg
Alles Gilardi, oder was?

Annett Haberlah-Pohl führt am Tag des Denkmals zu prägenden Gebäuden Allersbergs

10.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:42 Uhr
Im 18. Jahrhundert sind viele markante Gebäude in Allersberg entstanden, wie die Kreisheimatpflegerin am Gilardihaus erläutert. −Foto: Unterburger

Allersberg (ub) Das Gilardihaus in Allersberg ist mittlerweile praktisch allen Leuten in der Region bekannt.

Weit weniger im Bewusstsein ist, dass die Familie Gilardi den Ort nicht nur mit diesem Bau geprägt hat. 17 Interessierte nahmen nun am Tag des offenen Denkmals bei einer Führung mit der Kreisheimatpflegerin Annett Haberlah-Pohl teil. Unter dem Motto "Überall Gilardi" wandelten sie auf den heute noch sichtbaren Spuren des Drahtzugsfabrikanten Jacob Gilardi und seiner Ehefrau Sybilla in Allersberg.

Treffpunkt war die Eingangstreppe des Gilardi-Schlosses. Annett Haberlah-Pohl berichtete, dass Johann Jacob Gilardi das Anwesen in den Jahren 1723 bis 1728 errichten ließ. Direkt an dieses waren die Fabrikgebäude der Drahtzugsmanufaktur angebaut. "Im Garten hatte man damals seine Fabrik", so die Kreisheimatpflegerin, "deshalb gibt es in Roth eine Gartenstraße. "

Zweite Station, die an Gilardi erinnert, war das sogenannte Gratter-Haus gegenüber dem Gilardihaus, in dem heute das Geschäft für italienische Lebensmittel Il Siciliano untergebracht ist. Hofkammerrat Johann Anton von Gratter war von 1729 bis 1734 maßgeblich in der Geschäftsleitung der Firma Gilardi tätig und lebte in diesem Haus, das mit dem Nebenhaus zusammengebaut ist und deshalb Zwillingshaus genannt wird.

Weiter ging es zum sogenannten Brentano-Haus, Kolpingstraße 14. Die verwitwete Maria Katharina Brentano-Mezzegra hatte Jacob Gilardi geheiratet, der damals ebenfalls Witwer war. Sie holte ihren Schwager Anton Brentano-Mezzegra nach Allersberg, der hier das Brentano-Haus erbaute.

Annett Haberlah-Pohl wies darauf hin, dass in der Vorstadt gegenüber der heutigen Gaststätte "Zum grünen Baum" ein Haus mit Walmdach steht, das 1741 erbaut worden ist und viel mit dem Drahtzug zu tun hat. Das Haus wurde von einem Buchhalter der Firma Heckel erbaut.

Mit Gilardi haben auch die zahlreichen kleinen Häuser in der Vorstadt zu tun, in denen Heimarbeiter lebten. "37 Häuser wurden damals gebaut, deren Bewohner alle für das Drahtzugsunternehmen Gilardi arbeiteten, insgesamt waren es 240 Personen", berichtete die Kreisheimatpflegerin. "Fast ganz Allersberg arbeitete direkt oder indirekt für die Firma Gilardi, 435 Frauen und Kinder arbeiteten in Heimarbeit. "

Am Heckelhaus angekommen, wies die Führerin darauf hin, dass sich die Drahtzieher-Fabrik nach heftigen internen Fehden zwischen den Familien Heckel und Gilardi in zwei Fabriken aufspaltete. Das Heckelhaus entstand 1722. Bei der Gestaltung hatte - wie auch beim Gilardihaus - der fürstbischöfliche Baumeister Gabriel de Gabrieli aus Eichstätt maßgeblichen Anteil. Wahrzeichen des Heckelhauses ist die "Madonna mit dem Kinde im Strahlenglanz".

Letzte Station der Gilardi-Tour war die katholische Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt, in der Sybilla und Jacob Gilardi begraben sind. Zwei kunstvolle Bronze-Epitaphien erinnern an die beiden. Abschließend wies Annett Haberlah-Pohl darauf hin, dass noch weitere Gebäude rund um Allersberg eng mit den Gilardis verbunden sind: der Appelhof, die Kirche St. Wolfgang, die Vituskirche Altenfelden, die Kirche St. Johannes Evangelist in Uttenhofen und die Kirche St. Georg in Göggelsbuch.

Im weiteren Verlauf des Nachmittags bot Bernhard Böckeler, der Vorsitzende des Vereins zur Sanierung und Förderung des Gilardi-Anwesens, eine Führung durch das Gilardi-Anwesen an. Geöffnet hatte auch der Torturm, in dem die Jahresausstellung der Maler des Offenen Malertreffs und der Fotofreunde des Kultur- und Verschönerungsvereins zu sehen war.