Von Jürgen Leykamm Hilpoltstein
TSG Roth zurück auf dem Thron

Landkreislauf sorgt für eine nicht gewertete und eine echte Frauenpower-Etappe - Kampf gegen hohe Temperaturen

30.06.2019 | Stand 02.12.2020, 13:38 Uhr
Die TSG Roth liegt nicht nur beim Start in Hilpoltstein vorne. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein/Heideck/Greding/Thalmässing (HK) "Ja wo laufen sie denn? " hätte beim 36. Landkreislauf die vierte Etappe überschrieben sein können. Über der sechsten durfte das Motto "Frauenpower" prangen.

Die gesamte Veranstaltung war geprägt vom Kampf gegen die Hitze. Ausfälle gab es aber nur vereinzelt.

Auf dem Siegerpodest gab es einen Tausch. Denn die TSG Roth kehrte auf den Thron zurück und verwies den Vorjahressieger TV Thalmässing auf Platz zwei. vor dem TV Eckersmühlen. Der TV Hilpoltstein und die Laufgemeinschaft (LG) Allersberg machten die Top fünf komplett. Ausgerechnet die Landkreismannschaft landete auf den 33. und damit letzten Platz. Auch bei den Damen siegte Roth vor Thalmässing und Hilpoltstein. Einen doppelten Triumph feierte die LG Hofstetten, die sich sowohl den Titel der besten Dorf- wie den der besten gemischten Mannschaft sicherte.

Von alldem wissen die 41 Teams noch nichts, als bei moderaten Temperaturen um sieben Uhr in Wendelstein Landrat Herbert Eckstein den Startschuss gibt. 160 Kilometer, die sich auf 28 Etappen verteilen, liegen da noch vor den 1148 Sportlern. Polizei und Feuerwehren, THW, BRK und Malteser, Ärzte, Zeitnehmer und Kampfrichtern - sie alle garantieren einen (fast) reibungslosen Verlauf.

Eine Stunde später steht die verflixte vierte Etappe von Büchenbach nach Kammerstein an. Mit dabei der für den TV Thalmässing startende Markus Brautsch. Ein echtes Urgestein des Landkreislaufes. Er ist von Beginn an dabei. Das erste Mal 1983 als Schüler. Aber so etwas hat er noch nicht erlebt: Eine Verkettung diverser Umstände sorgt dafür, dass einige Läufer "über den Heidenberg gelaufen sind und die anderen drum herum. " Denn trotz interaktiver Karte, GPS-Tracking fürs Handy und einigen Probeläufen, verirrt man sich. Der voran fahrende Motorradfahrer ist beim Landkreislauf das erste Mal auf dieser Route unterwegs - und folgt glatt einem falschen Schild. Hier habe sich wohl jemand einen schlechten Scherz erlaubt, vermutet Brautsch. Der Wettkampfleitung bleibt da nur noch eines: Der Teilabschnitt wird "wegen einer unklaren Streckenführung nicht gewertet. "

Die Nummer fünf lebt - hier gibt es keine Unklarheiten. Und dann kommt schon die Aufsehen erregende sechste Etappe von von Rohr nach Barthelmesaurach, mit zehn Kilometern zugleich die längste der gesamten Veranstaltung. Unter den besten Zehn sind vier Frauen, "das ist schon sehr beachtlich", betont Martina Leykauf vom Leitungsteam.

Steigende Temperaturen führen bereits vor den Mittagsstunden zu ersten Ausfällen. Punkt zwölf Uhr gilt es dann bei 28 Grad eine der größten Herausforderungen der Gesamtstrecke zu stemmen: den Rudletzholzer Berg bei Heideck. "Sich selbst gut einschätzen und nicht auf biegen und brechen ans Ziel kommen wollen", sei da wichtig, sagt Kampfrichterin Helga Etzel. Sohn Stefan ist Zeitnehmer und weiß wie schmal der Grat ist. Viele schafften den Zieleinlauf "angezählt und dehydriert". Als es den Berg hoch geht, knallt die Sonne herunter, keine Wolke hat Erbarmen mit den Sportlern. Erst ganz oben gibt es eine Erfrischung aus dem Feuerwehrschlauch, was gerne mit einem lauten "Danke! " goutiert wird. Davor ist meist nur lautes Stöhnen zu hören.

Auch an den anderen Stationen spenden die Kameraden Hunderte Liter Wasser. Und Anfeuerungen gibt es auch überall. Von den Fans und von den Akteuren selbst - nach dem eigenen Lauf werden die Kollegen motiviert. Der Hofstettener Helmut Engerling ist sogar bei sämtliche Etappen mit dabei.

In Thalmässing treffen die Welten aufeinander. Hier lassen es sich die Gäste im Biergarten schmecken. Direkt daneben rettet sich eine Läuferin mit letzter Kraft ins Ziel und muss sich dort übergeben. In Greding zückt Stadtratsmitglied Franz Miehling den Wasserstrahler schon vor dem Startschuss. Viele nehmen hier "eine Mütze voll Wasser" mit auf den Weg den steilen Kalvarienberg hinauf. Besser haben es diejenigen, für die Greding Zielort ist. Sie nehmen ein Bad im Brunnen am Marktplatz.

Derweil hat Jörg Bieber (Abenberg) seine Gemüsebratlinge längst verdrückt und macht sich in Weinsfeld an den Start, begleitet von Frau und Kindern. "Die werden den Papa am Ziel wieder aufbauen dürfen", schätzt er. Das Trikot von Margit Held aus Thalmässing weist auf die Temperaturgrade hin: 31. In jüngster Zeit hat sie pausiert, um ihr Studium der Sonderpädagogik zu beenden. Jetzt meldet sie sich zurück. Der Lauf bei diesen Bedingungen wird "vor allem ein Kampf gegen mich selbst. " Das Ziel in Weins-feld "ist einen gefühlten Kilometer verlegt", sagt ein Sportler, bevor er sich auf eine Bank legt. Tatsächlich sind es nur gut 100 Meter.

Schneller geht es mit passenden Zurufen wie "da gibt es ein Bier! " Die Cousinen Barbara Borzner (Thalmässing mixed) und Stephanie Gerstner (DJK Herrnsberg) greifen nach ihrem Lauf nach Hilpoltstein lieber zum Wasser. Überrascht sind sie am Start in Patersholz, wussten doch beide nicht, dass sie die gleiche Etappe laufen. Mareike Spies aus Schwanstetten läuft als Letzte in Hilpoltstein ein - direkt hinter ihr folgt ein Brautauto. Ihre Familienmitglieder taten es ihr auf anderen Etappen meist gleich. Doch der olympische Gedanke zählt, sagt man sich als Familie und hüpft in den Rothsee.