Heideck
Stimmige Klänge aus der Renaissancezeit

Das Vokalensemble cantus sacralis aus Allersberg konzertiert zum Jubiläum "600 Jahre Heidecker Kapell"

21.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:05 Uhr
Voll besetzt ist die Heidecker Frauenkirche beim Konzert des Chores Cantus sacralis am Freitagabend. Das Allersberger Vokalensemble begeistert mit Lieder aus der Entstehungszeit der "Kapell". −Foto: Klier

Heideck (HK) Immer wieder bietet die Heidecker Frauenkirche den idealen Rahmen für ein Konzert; am Freitagabend in besonderem Maß, denn die Vokalmusik der Renaissance, die das Allersberger Ensemble cantus sacralis zum Erklingen brachte, stammt aus der Zeit vor 600 Jahren, als die "Kapell" erbaut worden ist.

Wohltönend begann der aus 18 Frauen und Männern bestehende A-capella-Chor mit "Parce mihi, Domine - Verschone mich, Herr" von Orlando di Lasso. Das exakte Dirigat von Marco Mulzer, der dieses Amt erst seit rund einem halben Jahr ausübt, und die vielgerühmte Akustik taten ein Übriges. Erfreulicherweise gehört es zum Standard des Chors, ein ausführliches und gut lesbares Begleitheft bereitzulegen und in diesem Fall den zumeist lateinischen Texten eine deutsche Übersetzung beizufügen.

Der Vorsitzende des Chores, Josef Ramsenthaler, erinnerte daran, dass cantus sacralis bei einem seiner ersten Konzerte bereits 1999 hier aufgetreten war. Noch nicht sehr lange ist es her, dass Sängerinnen in den Chor aufgenommen wurden. Mit klaren, kunstvoll ineinander verwobenen Stimmen sangen sie "In pace", ebenfalls von Orlando di Lasso. Der Komponist stammt aus Belgien, war viele Jahre Kapellmeister an der Münchner Hofkapelle.

"Ave Maria" hat der Spanier Tomas Luis de Victoria komponiert, ebenso das "Nigra sum", ein frühlingshaftes Lied. Auch der Engländer William Byrd hat das "Ave Maria" vertont, außerdem eine Messe mit den traditionellen Teilen Kyrie, Gloria, Sanctus, Benedictus und Agnus Dei. Der Chor verstand es, die unterschiedlichen Inhalte einfühlsam zu interpretieren. Jakob Handl, nach damaliger Sitte mit dem latinisierten Namen Jacobus Gallus genannt, ist der Komponist von "Laetitia sempiterna", das ewige Freude verheißt. Entsprechend freudvoll und lebhaft agierten die Stimmen. Im Sopran waren es Carena Faber, Silke Lederer, Katrin Lederer-Wisura, Elisabeth Schöppel und Bella Täffner. Die Altstimmen waren vertreten durch Conni Müller, Josef Ramsenthaler, Anja Tschapka und Constance Weber. Den Tenor bildeten Matthias Faber, Johannes Marx, Christoph Hofbeck, Ludwig Lehner und Andreas Nein. Im Bass sangen Alexander Dinkel, Stefan Erban-Mulzer, Wolfgang Fürst und Jürgen Schmidt.

Traurig und klagend erklang dagegen "Vox in Rama" des aus Flandern stammenden Jacobus Clemens non Papa, eigentlich Jacques Clement. Er hat eine Stelle aus dem Matthäus-Evangelium vertont. Eine besondere Herausforderung stellte "Ego flos campi" dar, das von einer Rose im Libanon erzählt. Obwohl es siebenstimmig angelegt ist, wurde es vom Chor souverän gemeistert. Das einzige deutschsprachige Werk im Programm stammte vom Südtiroler Leonhard Lechner, einem Schüler Orlando di Lassos. In "O Tod, du bist eine bittre Gallen" werden die Schrecken des Todes heraufbeschworen. Der Italiener Giovanni Pierluigi da Palestrina schildert die Klagen der Israeliten im babylonischen Exil, bevor es in einem vertonten Psalm heißt: "Wie der Hirsch schreit nach frischem Wasser, so schreiet meine Seele, Gott, zu dir".

Jetzt endlich durfte der lange aufgesparte Applaus in voller Lautstärke und Länge aufbranden. Nachdem Josef Ramsen-thaler seinen Dank an die Organisatorinnen Monika Kauderer, Roswitha Köstler und Renate Raumberger ausgesprochen hatte, gab der Chor den frommen Wunsch "Gott behüte Dich! " den Besuchern mit auf den Heimweg. Die Freunde der Renaissancemusik waren in der vergangenen Stunde voll auf ihre Kosten gekommen.

Manfred Klier