Landkreis Roth
Der Höhepunkt als Pausenfüller

Landrat Herbert Eckstein wirft Dramaturgie der Sportlerehrung über den Haufen - Jubelnde Hilpoltsteiner

12.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:37 Uhr
Den umjubelten Schlusspunkt der Sportlerehrung setzen die Dominos vom Neumarkter Circusverein mit ihrer spektakulären Artistik-Show. Akrobatisch geht es auch beim Auftritt von Hip-Hop-Tänzerin Elena Schiller aus Thalmässing und bei der Cheerleader- Showtanzgruppe vom Schwander Carnevals Club zu. Aus Hilpoltstein dabei sind die Freestyle-Tanzgruppe vom Auhof und die Mädchen aus der Turnerjugendgruppe des TV Hilpoltstein (von oben nach unten). −Foto: Münch

Hilpoltstein/Roth (HK) Die meisten Titel und auch die meisten Auftritte: Die Sportlerehrung des Landkreises Roth ist am Freitag fest in Hilpoltsteiner Hand gewesen. Die Vorsitzende des gleich dreifach triumphierenden Turnvereins, Elke Stöhr, strahlte deshalb über das ganze Gesicht - auch wenn Landrat Herbert Eckstein den Stars des Abends ein wenig die Show vermasselt hatte.

So gut wie jeder im Landkreis weiß, was einen erwartet, wenn man am zweiten Freitag des Jahres die Sporthalle der Anton-Seitz-Schule in Roth ansteuert: Ein paar hundert Sportler dürfen sich im Rampenlicht ihre goldene Medaille und ihre Urkunde abholen, dazwischen gibt es ein paar flotte Aufführungen, und zum Schluss der langen Übergabeprozedur kürt Landrat Herbert Eckstein die neuen Sportler des Jahres. Im geselligen Teil wird dann bei Bier und Wurstbrot noch gerne und ausgiebig darüber gelästert, dass der Ehrenabend mal wieder viel zu lange gedauert hat. Gleich nach Hause gehen trotzdem nur die wenigsten.

Seit Landrat Eckstein vor einigen Jahren selbst die Moderation übernommen hat, ist es sein Ziel, den offiziellen Teil der Veranstaltung nicht ausufern zu lassen. Binnen drei Stunden sollen die mehr als 500 Ehrungen über die Bühne gebracht sein, bevor sich die Hallentrennwand für das große Orginal-regional-Büffet hebt. An diesem Freitag entschied sich Eckstein jedoch für eine radikale Methode, um seinen Zeitplan einzuhalten. Denn er warf die gewohnte Dramaturgie des Abends über den Haufen.

Die Ehrung der erfolgreichen Landkreisbürger in den verschiedenen Sportarten war nämlich noch längst nicht vorbei, als sich Eckstein von seinen Mitarbeiterinnen die roten Umschläge reichen ließ und mit der Bekanntgabe der neuen Sportler und Mannschaften des Jahres begann. Der kleine Umbau, der gerade für die Turnerjugendgruppe des TV Hilpoltstein lief, dauerte dem Landrat offenbar zu lange. Während nun also vor den ersten Stuhlreihen die Matten für die nächste sportliche Darbietung ausgelegt wurden, startete Eckstein auf die Schnelle die Bekanntgabe der Wahlergebnisse. Ganz hinten an die Hallenwand gedrängt, holte er die Nominierten zusammen drückte dann der Reihe nach den vier Siegern die gläsernen Trophäen in die Hand. Der Höhepunkt des Sportlerehrung war damit zum Pausenfüller degradiert und der Spannungsbogen des Abends hektisch zerstört.

Oder hatte Herbert Eckstein doch alles richtig gemacht? Wegen der vorgezogenen Kür der Wahlgewinner bildete nun nämlich der Neumarkter Circusverein den krönenden Abschluss des Ehrenabend. Und auf diese spektakuläre Artistik-Show reagierte das Publikum mit tosendem Applaus. Selten zuvor ist in der langen Geschichte der Sportlerehrung ein solcher Auftritt derart lautstark bejubelt worden.

In dieser guten Stimmung beendete der Landrat den Ehrenabend und gab den Weg zum Büffet frei. Zwischen den Tischen strahlte dort die Vorsitzende des TV Hilpoltstein über das ganze Gesicht. "Ich hoffe, wir werden jetzt nicht für die Sportlerehrung im nächsten Jahr ausgeschlossen", scherzte Elke Stöhr, weil ihr Verein mit Tischtennis-Jungenmannschaft, den B-Juniorinnen aus der Fußballabteilung und dem laut Eckstein "Tischtennis-Ikonenanwärter" Hannes Hörmann gleich drei der vier neuen Sportler und Mannschaften des Jahres im Landkreis stellte. "Da müssen wir doch gleich mal mit dem Bürgermeister über die Übungsleiterpauschalen verhandeln", sagte Stöhr grinsend, nachdem der Stadtrat erst am Donnerstagabend über die künftige Form der Vereinsförderung beraten hatte.

Auch Bürgermeister Markus Mahl strahlte am Ende des Ehrenabends und war zu Scherzen aufgelegt. Auf die Frage von Elke Stöhrs Ehemann Klaus, ob man denn nicht auch in Hilpoltstein eine Sportlerehrung machen könnte, sagte Mahl augenzwinkernd: "Wieso, das machen wir doch einfach hier beim Landkreis." Da passte es auch gut ins Bild, dass Hilpoltstein mit der Turnerjugendgruppe des TV und der Freestyle-Gruppe vom Auhof die meisten Auftritte des Abends hatte. Aus Hilpoltsteiner Sicht wird das alles bei der 40. Sportlerehrung des Landkreis Roth im kommenden Jahr nur schwer zu toppen sein.
 

Jochen Münch