Allersberg
Große Liebe zu langen Strecken

Christine Ramsauer gewinnt mit 50 die deutschen Meisterschaften im Marathon und Halbmarathon

08.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:53 Uhr
Liebt die Langstrecke: Christine Ramsauer holte sich 2018 die deutschen Meistertitel im Halbmarathon und im Marathon. −Foto: Kiefer

Allersberg (HK) Seit Jahren gehört sie zu den besten Läuferinnen der Region: Christine Ramsauer. Nach diversen mittelfränkischen und bayerischen Meistertiteln über die Halbmarathon und die Marathondistanz hat sie sich 2018 nun auch auf nationaler Ebene in die Siegerlisten. Sowohl im Halbmarathon wie auch wenige Tage später im Marathon wurde sie Deutsche Meisterin in ihrer Altersklasse. Dafür wurde sie für die Wahl zur Sportlerin des Jahres im Landkreis Roth nominiert.

"Laufen, das ist mein Ding, das liegt mir einfach", antwortet Christine Ramsauer, wenn man sie nach dem Grund fragt, warum sie gerade diese Sportart so mag. "Ich laufe eigentlich schon immer", bereits in der Jugend habe sie damit angefangen. Und auch trotz ihrer fünf Kinder nicht damit aufgehört. Im Gegenteil: Dank Baby-Jogger sei das Laufen derjenige Sport gewesen, der nach den Geburten wieder am schnellsten und einfachsten zu betreiben gewesen sei. "Nach einer Stunde weiß man, dass man etwas gemacht hat."

Um Platzierungen kämpft die Allersbergerin, die im Familienbetrieb, einer Zimmerei, das Büro führt, allerdings nicht von Anfang an. Das sei erst relativ spät losgegangen. 1999 habe sie zum ersten Mal beim Landkreislauf mitgemacht und auf Anhieb ihre Etappe als Dritte beendet, erzählt sie. "Ab da habe ich dann mit Wettkämpfen angefangen." Der Landkreislauf, wo sie oft auf dem längsten Teilstück von Rohr nach Barthelmesaurach unterwegs ist, ist seitdem ein fester Termin in ihrem Sportjahr. 2018 habe sie zum 14. Mal eine Etappe gewonnen, rechnet die 50-Jährige vor. "Da wird es nicht so viele geben, die so oft Gold geholt haben." Auch beim Läufer-Cup im Kreis Mittelfranken-Süd gehört sie zu den Seriensiegern. Mittlerweile bringt sie es in dieser regionalen Rennserie auf acht Gesamtsiege.

2018 konzentriert sich Christine Ramsauer allerdings nicht auf den heimischen Läufer-Cup. Ihr Fokus liegt ganz eindeutig auf den deutschen Meisterschaften im Halbmarathon im April in Hannover. "Nach dem Allersberger Fasching", einem Pflichttermin, verrät sie lachend, beginnt sie mit der gezielten Vorbereitung. In der Regel trainiert sie an fünf Tagen pro Woche. Die Laufeinheiten absolviert sie vor allem am Rothsee. - "da ist immer was los, man ist nie alleine und es ist flach" - oder auf dem Radweg Richtung Seligenporten.

Ausgleichseinheiten in Form von Radfahren oder Schwimmen gehören für Ramsauer aber ebenso fest zum Programm. Im Frühjahr kommt sie so auf "rund 90 Laufkilometer pro Woche". Mehr aber auch nicht, erklärt Ramsauer, lieber setze sie sich dann noch die eine oder andere Stunde aufs Rad. "Der Halbmarathon ist meine Lieblingsdisziplin", meint sie. "Da ist man nicht so lange unterwegs wie beim Marathon und es ist nicht so schnell wie ein Zehner."

Da sie 2018 gerade erst 50 geworden ist und damit zu den Jüngsten ihrer neuen Altersklasse, der W50, gehört, hat sie in Hannover ein klares Ziel vor Augen: Nachdem sie 2014 in Freiburg in der damaligen Altersklasse W45 bereits deutsche Vizemeisterin über die 21 Kilometer geworden war, soll es diesmal endlich mit dem Titel klappen. Entsprechend motiviert und gut vorbereitet steht sie schließlich am 8. April bei der Halbmarathon-DM am Start. Da sie die Konkurrenz nicht wirklich kennt und es in den Altersklassen immer schwer ist, den Überblick zu behalten und die Platzierungen der anderen zu verfolgen, läuft sie von Anfang an ihr eigenes Rennen. Konstant spult sie Kilometer um Kilometer ab. Auch gegen Ende werden ihre Durchgangszeiten kaum schlechter. "Die Erfahrung macht's aus", sagt Ramsauer. Nach 1:28:04 Stunden läuft sie über die Ziellinie. Letztlich wird es ein Start-Ziel-Sieg. "Ich hab mich schon sehr gefreut", blickt Ramsauer auf ihren ersten deutschen Meistertitel zurück.

Mit diesem Erfolg im Rücken fährt sie drei Wochen später nach Düsseldorf. Nach dem Sieg im Halbmarathon will sie es nun auch beim Marathon wissen und hofft insgeheim auf einen Podiumsplatz. Obwohl der Wettbewerb doppelt so lange ist und es diesmal statt Sonnenschein und warmen Temperaturen, die Ramsauer eigentlich liegen, kühl ist und regnet. Der einzige Vorteil eines dreistündigen Regenrennens ist laut Ramsauer, "dass man weniger trinken muss und ein paar Verpflegungsstationen auslassen kann". Trotzdem läuft die Allersbergerin erneut "von vorne weg" ein sehr gutes Rennen. Just in dem Moment, als Sebastian Reinwand bei der Flower Ceremony für seinen zweiten Platz geehrt wird, kommt Christine Ramsauer ins Ziel. Mit einer Zeit von 3:04:54 Stunden gewinnt sie ihre Altersklasse und sichert sich die Marathon-Krone. "Heuer war schon echt gut", lautet dementsprechend ihre Saisonbilanz.

Nur ein verpasster Sieg im Jahr 2018 ärgert sie: der zweite Platz beim "wichtigsten Wettkampf" des Jahres, wie sie mit einem Augenzwinkern erzählt, dem Bike & Run in Ungerthal. Das sei einfach die Kult-Veranstaltung in der Region nach dem Challenge. Dass es 2018 für die Allersbergerin in der Endabrechnung des Läufercups dann "nur" zu Rang zwei in ihrer Altersklasse reicht, macht ihr hingegen wenig aus. "Es ist doch toll, dass Jüngere nachkommen."
Nach dem Saisonabschluss beim Silvesterlauf, den sie im Gegensatz zu den Vorjahren diesmal nicht in Pleinfeld, sondern in Nürnberg bestreitet, bekommen sogar bei Christine Ramsauer die Laufschuhe eine Verschnaufpause. Der Januar ist für die Allersberger Ausdauerläuferin - zumindest sportlich gesehen - ein ruhigerer Monat. Statt gezielter Laufeinheiten steht nun einige Wochen lang Regeneration auf dem Programm. Für dieses Jahr hat sie sich erneut ein klares Ziel gesetzt: "Da will ich meine Titel verteidigen." Dann allerdings nicht mehr im Trikot des LAC Quelle Fürth, sondern als Teil der Damenmannschaft des Team Memmert.