Dollnstein
Seit 150 Jahren rollen Züge durch das Altmühltal

Jahresausstellung im Dollnsteiner Altmühlzentrum mit vielen historischen Fotos, Dokumenten und Gegenständen

24.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:44 Uhr
Erinnerungen an die Anfänge der Bahn im Altmühltal: Rudolf Hager hat viele Eisenbahn-Accessoires zur Verfügung gestellt. Zuglaufschilder wie der des legendären "IC Rheinpfeil" bereichern die Ausstellung. −Foto: Mayer

Dollnstein - Paddelt man auf der Altmühl, fährt auf dem Altmühltal-Radweg oder erwandert die Region zwischen Eichstätt und Treuchtlingen auf dem Panoramaweg.

Immer wieder begegnet man ihr, sei es sehend oder hörend: der zweigleisigen, elektrifizierten Bahnlinie von Ingolstadt nach Treuchtlingen. Seit 150 Jahren rollen Züge durch das Altmühltal, nicht immer zur Freude der Anwohner, die mit dem täglichen Bahnlärm zu kämpfen haben. Der Bau der Strecke verfolgte aber zu Gründerzeiten im Jahr 1870 ein großes Ziel: die Zentren Bayerns und Frankens auf kürzestem Wege miteinander zu verbinden.

Auch wenn das große Jubiläumsfest in Dollnstein heuer coronabedingt ausfiel, so gedenkt die Jahresausstellung im Dollnsteiner Altmühlzentrum doch mit vielen historischen Fotos, Dokumenten, Gegenständen und Zeitungsartikeln diesem Ereignis, dass genau vor 150 Jahren die Strecke in Betrieb ging. Ein Umstand, der damals in Dollnstein groß gefeiert wurde, in Eichstätt, wo trotz intensiver und vehementer Bemühungen dagegen der direkte Anschluss an die Strecke nicht gelang, herrschte lähmendes Entsetzen. Dort hatte die Strecke, quasi in der Einöde - abseits von der Stadt entfernt - ihren Platz gefunden.

Nicht nur Eichstätt blieb ohne direkten Anschluss, auch viele andere Märkte und Gemeinden hatten das Nachsehen, was in der Folgezeit zu vermehrten Anstrengungen und Initiativen führte, das Umland sowie die Seitentäler mit sogenannten Lokal- und Nebenbahnen zu erschließen. In der Folgezeit kam es zum Bau weiterer Strecken, wie der Strecke Dollnstein-Rennertshofen, welche am 18. Mai 1916 in Betrieb ging. In Dollnstein erinnert noch heute das vor dem Feuerwehrhaus aufgestellte ehemalige Einfahrtsignal aus Richtung Rennertshofen an die Lokalbahn. An deren Stelle heute ein Radweg verläuft.

Neben der Urdonautalbahn ist der ebenfalls als Altmühlbahn deklarierten Strecke Eichstätt Bahnhof - Beilngries ein Schwerpunkt gewidmet.

In der Ausstellung ist ebenso zu erfahren, dass die Strecke in den Folgejahren nach seiner Fertigstellung ein stetig steigendes Verkehrsaufkommen zu verzeichnen hatte, was im Jahre 1890 zu einem zweigleisigen Ausbau führte. Die 1935 geplante Elektrifizierung kam während des Krieges ins Stocken und konnte erst in den frühen 60er-Jahren endgültig abgeschlossen werden.

Von nun an rollten Fernzüge und dann später ab 1979, mit Umstellungen auf das doppelklassige Intercity-System, auch schnelle und modernere Züge durchs Altmühtal, freilich ohne an einem der Bahnhöfe anzuhalten. Zuglaufschilder wie vom legendären "IC Rheinpfeil", dem "Christopherus-Express" oder dem "IC Wetterstein" erinnern an diese Zeit. Als die neue ICE-Strecke zwischen Ingolstadt und Nürnberg 2006 in Betrieb genommen wurde, verschwanden diese Züge dann aber auf der kurvenreichen, sich durch das enge Tal schlängelnden Strecke.

Auch Originalgegenstände wie ein Schienenstellhebel, ein Relikt aus dem Herzstück des ehemaligen Dollnsteiner Bahnhofs, wo die Signale bis zum Betriebsende 2007 mit der Hand gestellt werden mussten, sind zu sehen. Ebenso der Auszug aus dem Bahnhofsgebäude, das heute in privater Hand ist.

Weiterhin sind Berichte über den schweren Bahnunfall aus dem Jahre 2004 zu finden, als im Bereich des Haltepunkts Dollnstein ein Güterzug auf einen weiteren auffuhr, auf dem 20 Neuwagen demoliert wurden. Die hinteren beiden Wagen des stehenden Güterzuges wurden dabei aus den Gleisen gehoben und beschädigten die Oberleitung auf 150 Metern Länge. Damals entstand Schaden in Höhe von über zwei Millionen Euro.

Für Bahnnostalgiker gibt es Modelle zu bestaunen, angefangen vom König-Ludwig-Zug mit seinem königlichen Salonwagen und Terrassenwagen, bis hin zum Gläsernen Zug, der jeweils am Faschingssonntag Gäste aus München nach Dollnstein brachte, die dort mit großem Hallo und Blasmusik empfangen wurden.

Alle Bahnhöfe entlang der Strecke sind ebenso aufgeführt, angefangen vom Audi-Bahnhalt über Gaimersheim, Eitensheim, Tauberfeld, Adelschlag bis zum Eichstätter Bahnhof, der das Herz eines jeden Eisenbahnnostalgikers höherschlagen lässt, weil er mit seinen altehrwürdigen Bahnsteigen und Bahnhofsüberdachungen jeder Veränderung trotzte. Im Bahnhalt Solnhofen, sitzt noch - genauso wie in Gaimersheim - ein Fahrdienstleiter, der ein wachsames Auge hat, dass die Reisenden unbeschadet über ein zu passierendes Streckengleis zum Zuge kommen. Viele Eisenbahnaccessoires können bestaunt werden, unter anderem eine historische Bahnuniform, Wagenschlussleuchten, Rangierhandlampen oder auch ein altes Streckentelefon.

Die Aufschrift "K_B_E" trägt ein Grenzstein, der ebenfalls in der Ausstellung zu finden ist. Wie so viele andere Steine, die auch heute noch an der Bahnlinie zu finden sind, deuten sie auf den Landerwerb durch die "Königlich-Bayerische-Eisenbahn" vor dem Bahnbau hin.

Geöffnet ist die Ausstellung im Altmühlzentrum Dollnstein zu den üblichen Öffnungszeiten von Dienstag bis Sonntag, jeweils von 9:30 bis 17 Uhr.

HK

Edgar Mayer