Roth
Schreien, rappen, schwimmen, lesen

Fähigkeiten von Mädchen, aber auch ihre Benachteiligung stehen im Mittelpunkt eines Aktionstages

14.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:37 Uhr
Typgerechtes Schminken steht auf dem Programm der KJR-Freizeit. −Foto: Potzler

Roth/Hilpoltstein (HK) Mädchen und Frauen machen mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland aus - und doch sind sie in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens nicht entsprechend vertreten - das soll sich ändern.

Im Rahmen des Internationalen Mädchentags machte die landkreisweite Aktion #wirsinddiehaelfte des Netzwerks Mädchenarbeit Mittelfranken auf die Benachteiligung von Mädchen und Frauen in gesellschaftlichen und politischen Bereichen aufmerksam.

Unter Federführung von Daniela Potzler vom Kreisjugendring Roth und mit Unterstützung der Gleichstellungsbeauftragte Claudia Gäbelein-Stadtler wurden verschiedene Aktionen organisiert. Die Aktion #wirsinddiehaelfte bestand aus drei Teilen: Dem Takeover als symbolische Übergabe der Geschäfte einer wichtigen gesellschaftlichen Position an eine junge Frau, sowie aus einer Ausstellung und Aktionen für und mit Mädchen.

Die Takeover-Aktion fand während einer Sitzung eines Kreisausschusses statt: Mit Leni Meermann übernahm dort eine junge Frau für ein paar Stunden den Job an der Landkreis-Spitze. Zu Beginn der Sitzung waren die Kreisratsmitglieder sichtlich irritiert. An der Kopfseite des Sitzungssaals im Landratsamt hatten zwar wie immer Landrat Herbert Eckstein und die Spitze seiner Verwaltungsriege Platz genommen. Doch zwischen Eckstein und seinem Kämmerer saß Leni Meermann.

Tagesordnungpunkt eins war dann auch gleich die Eröffnung der Ausstellung im Foyer des Sitzungssaals. Hier stellte Meermann einige erstaunliche fakten vor: Im Landkreis gibt es in den 16 Gemeinden derzeit keine einzige Bürgermeisterin. Und in den vergangenen 50 Jahren konnten gerade einmal zwei gezählt werden. Der Kreistag ist mit 30 Prozent Frauen deutlich weiblicher besetzt.

Bei den insgesamt sieben Aktionen sahen sich die Mädchen im Jugendtreff "All Inn" in Allersberg die Aussagen der Ausstellung an und diskutierten über die Ungleichheit. Aber natürlich ging es auch um die Schönheit und Andersartigkeit einer jeder Frau. Denn Jede ist auf ihre Weise hübsch und sollte sich wohl fühlen, ohne irgendeinem Schönheitsideal hinterher zu hecheln.

In der Ganztagsschule in Röttenbach wurde ein Plakat gestaltet. Unter dem Motto "Ich kann als Mädchen gut. . . " wurden viele Aussagen gesammelt. So kam einiges zusammen, denn die Mädchen können nicht nur backen, lesen, und Geschichten erzählen, sondern auch rappen, schwimmen, fröhlich sein, schreien und vieles mehr.

Im Jugendtreff Hip ging es zuerst um Mädchen, denen es in anderen Ländern schlechter geht als bei uns. Zum Beispiel, dass Mädchen nicht in die Schule gehen dürfen. Aber natürlich gibt es auch bei uns in Deutschland Ungleichheit, wie die Plakatausstellung zeigte. Anschließend wurden herbstliche Teelichter für die Dekoration zu Hause oder zum Verschenken gebastelt.

Durch die breite Streuung der Aktion konnten zahlreiche Menschen mit dem Thema der Ungleichheit von Mädchen und Frauen erreicht werden. Insbesondere bei den Aktionen, die in den Jugendtreffs und Jugendzentren durchgeführt wurden, zeigte sich, welchen besonderen Stellenwert Mädchenarbeit haben kann und dass Nachfrage und Bedarf herrscht. In mindestens einem Jugendtreff wird es künftig auf expliziten Wunsch der Mädchen zusätzliche Treffen nur für Mädchen geben. Auch die Fachkräfte bekamen neue Ideen und Impulse zum Thema Mädchenarbeit.