Hilpoltstein
Rother Spedition treibt die Angst vor dem Brexit um

Während viele Unternehmen aus der Region dem Austritt der Briten gelassen entgegensehen, macht sich die Firma Heinloth Sorgen um ihre Zukunft

13.02.2019 | Stand 02.12.2020, 14:38 Uhr
Das Logistikunternehmen Heinloth in Roth ist eines von wenigen Unternehmen im Landkreis Roth, das auf die Geschäfte mit Großbritannien angewiesen ist. Der Betrieb macht 50 Prozent seines Umsatzes dort. Speditionsleiter Florian Bast macht sich deshalb Sorgen, besonders über die möglichen Folgen eines harten Brexits. −Foto: Hofmann

Hilpoltstein/Roth (bhm) Der Brexit gilt als der große Schrecken der Wirtschaft.

Im Landkreis Roth hält sich die Sorge jedoch in Grenzen. Der Großteil der Firmen in unserer Region sieht den EU-Austritt Großbritanniens nicht als Bedrohung für ihre Geschäfte an. Die Unternehmen verfolgen zwar gespannt das Hin und Her in London, aber sie erwarten überwiegend nur geringe Beeinträchtigungen ihrer Handelsbeziehungen.

"Die großen Fragen sind: Wie verhält sich der Finanzmarkt? Wie entwickeln sich die Zinsen? ", sagt Matthias Götz, Exportleiter des Badmöbelanbieters Burgbad in Greding. Er erklärt, dass sich seine Firma derzeit mit Investitionen in Großbritannien zurückhält. "Mittelfristig kann es sein, dass es durch die Importzölle zu einer Abschottung des Marktes kommt. " Großbritannien sei für Burgbad zwar "nicht der Schwerpunkt im Export", aber die Gredinger rechnen trotzdem mit einem geringeren Absatz. Sie gehen davon aus, dass sich der Wechselkurs des Pfunds verschlechtert und dadurch die angebotenen Produkte teuerer werden.

Aktuell überlegt die Firma, welche Vorbereitungsmaßnahmen für den EU-Austritt Großbritanniens getroffen werden müssen. "Man muss alles hinterfragen", sagt Götz. Burgbad diskutiere etwa, wie die Logistikkosten reduziert werden können, mit welchen Händlern in Zukunft zusammengearbeitet werde und wie die Preispolitik verbessert werden könne. "Die Abkehr vom Brexit wäre das Beste, aber das wird nicht kommen", sagt Götz. Er hofft, dass es nicht zu einem harten Brexit kommt und dass sich die Politiker letztendlich doch auf einheitliche Regelungen verständigen können. Besonders eine Zollunion wäre nach Ansicht des Exportleiters eine große Erleichterung für alle betroffenen Unternehmen.

Alexander von der Grün, Vorstandsmitglied des Beschilderungsherstellers Maas + Roos in Hilpoltstein erwartet: "Durch den Brexit werden Import und Export erschwert. Die Zollabwicklungen machen den Warenverkehr langsam und teuer. " Er rechnet durch die Zollkontrollen mit deutlichen Lieferverzögerungen. "Wir versuchen uns auf die Situation kurzfristig einzustellen. Wir überlegen zum Beispiel, früher mit der Produktion zu beginnen. "Außerdem übernehme die Firma keine langfristigen Aufträge in Großbritannien mehr, da man Bedenken habe, die Lieferung nach dem Brexit reibungslos durchzuführen.

Da nur fünf Prozent der Exporte von Maas + Roos nach Großbritannien geliefert werden, sei der Brexit für das Unternehmen insgesamt aber "kein existenzbedrohendes Thema". Trotzdem bedauert von der Grün den Wettbewerbsnachteil gegenüber englischen Firmen, der sich durch den Zollaufschlag für die Hilpoltsteiner Firma ergeben wird.

Der Konzernumsatz des Rother Kabelproduzenten Leoni in Großbritannien liegt hingegen im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich. Das Unternehmen hat auf der Insel aber nicht nur Kunden, sondern betreibt auch einen Teil seiner Fertigung in diesem Land. Leoni-Pressesprecher Sven Schmidt bemängelt vor allem, dass die Bedingungen des britischen EU-Austritts nach wie vor unklar sind. "Es ist schwierig für Unternehmen, sich auf den Brexit einzustellen, weil die Planungssicherheit fehlt. "

Gerade ein sogenannter No-Deal-Brexit könne zu steigenden Zoll- und Abwicklungskosten führen sowie zu einer Abwertung des Pfunds. Deshalb rechnet das Unternehmen mit sinkenden Absatzzahlen. Schmidt erwartet aber auch, dass der britische EU-Austritt Auswirkungen auf die Bereiche Logistik, Verwaltung und Arbeitsrecht haben wird.

Auch die Rother Firma Schlenk, die sich auf die Herstellung von Metallpulvern, Metallpigmenten und Metallfolien spezialisiert hat, erwartet durch den Brexit Umsatzeinbußen. Pressesprecher Daniel Matulla betont jedoch, dass die Bedeutung von Großbritannien als Industriestandort in den vergangenen Jahren schon stark abgenommen habe und die Geschäftsbeziehungen mit britischen Unternehmen für Schlenk weniger als ein Prozent des Umsatzes ausmachten. Trotzdem hofft Matulla auf einen geregelten Brexit, der einen freien Warenverkehr ermöglicht. Er erwartet jedoch, dass die wirtschaftlichen Folgen des britischen EU-Austritts sich auf die gesamte europäische Konjunktur auswirken werden.

Während also die meisten Unternehmen im Landkreis keine größeren Einschränkungen durch den Brexit befürchten, rechnet hingegen das Logistikunternehmen Heinloth in Roth damit, vom EU-Austritt der Briten "ziemlich hart" getroffen zu werden, besonders im Falle eines "harten Brexits". Speditionsleiter Florian Bast sagt: "50 Prozent unseres Umsatzes erzielen wir durch den Transport von und nach Großbritannien. " Er fürchtet: "Wenn Großbritannien ohne Abkommen aus der EU ausscheidet, sind alle Genehmigungen, die wir haben, null und nichtig. " Großbritannien sei dann nicht mehr Teil des europäischen Binnenmarktes, die Auswirkungen gingen womöglich sogar so weit, dass der europäische Führerschein dann nicht mehr anerkannt werde. "Es wird Verzögerungen geben und alles wird teurer werden, aber was genau kommt, weiß noch keiner. "