Hilpoltstein
Manege frei für die Jubiläumsspielkiste

Seit 20 Jahren kreativ für und mit Kindern - An diesem Sonntag wird hinter der Burg groß gefeiert

10.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:22 Uhr
  −Foto: Fotos: Meyer, Heimbach

Hilpoltstein (HK) Es ist längst ein Markenzeichen für kreative Arbeit mit Kindern, die diesen auch Spaß macht: die Spielkiste. Auf 20 Jahre blickt die Hilpoltsteiner Institution mittlerweile zurück, an deren Anfang eigentlich ein "Kulturschock" stand, wie Elisabeth Dietz bei einem Gespräch mit unserer Zeitung verriet.

Mitte der 90er sei sie mit ihren Kindern zum Fasching in die Stadthalle gegangen und da war außer der Stadtkapelle - nichts. So geht das nicht, habe sie sich damals gedacht und mit Elke Aschebrock und Edeltraud Stadler 1995 ein Programm auf die Beine gestellt - der Anfang war gemacht. "Wir haben dann auch Puppentheater im Hofmeierhaus gespielt", erinnert sie sich. Mit einer ganz einfachen selbst gebauten Bühne. Nicht das Optimale, weshalb "wir gejammert haben" - und vom Lions Club erhört wurden.

Der gab Geld für eine richtige Puppenbühne und wollte dafür aber eine Spendenquittung. "Dafür braucht es aber einen Verein, den wir zunächst selbst gründen wollten", sagt Dietz. Was wegen des großen Aufwands wieder verworfen wurde. "Der Tipp kam dann von Franz Stadler, der uns empfahl, eine Untergruppierung eines bestehenden Vereins zu werden." Die Wahl fiel auf den heutigen Museums- und Heimatverein. "Ende 1997 haben wir uns dann als Spielkiste gegründet."

Von den damaligen Gründungsmitgliedern sind heute neben Elisabeth Dietz noch Marianne Lachner und Angela Bauer dabei. Der Vereinszweck lässt sich am besten mit "Wir sind Frauen, die sich für Kinder und Jugendliche im kulturellen Bereich stark machen" beschreiben. Rekrutiert haben sich die Mitglieder der Spielkiste aus den Lohbachlerchen. "Das war ein Team", sagt Elisabeth Dietz. Allerdings lösten sich die Bande, als die Kinder der Lerchen größer wurden und damit der Bezug zu den Aktivitäten der Spielkiste nach und nach schwand.

Zum ersten Mal groß in Aktion ist die Spielkiste dann mit dem ersten Sommerfest getreten. Im Übrigen exakt vor 20 Jahren. "Ritter trotzen tapfer der sengenden Hitze", titelte damals der HK. Es folgten Zigeuner, Country und Western, Asterix, Steinzeit mit Wilma und Fred, Orient, Piraten, Zirkus, Australien, Weltraum, Unterwasserwelt, Asien, Afrika, Amerika, Märchen, Räuber Hotzenplotz, Planeten, Wicki und jetzt wieder Zirkus. Wie schon beim ersten Fest pendelte der Zuspruch immer um die 120 Kinder. Aber es gab auch Ausreißer. "Bei Asterix und Obelix haben sie uns schier überrannt", sagt Elisabeth Dietz. Zu den Planeten seien dagegen gerade einmal 30 gekommen. "Da haben wir uns schon Gedanken gemacht." Mit Wicki sei dann aber wieder die übliche Anzahl da gewesen.

Es habe sich eben gezeigt, dass man die Kinder am besten mitnimmt, wenn die Spiele in eine Geschichte eingebettet seien, so Dietz. Allerdings seien die klassischen Geschichten wie Pippi Langstrumpf, Pumuckl oder Augsburger Puppenkiste im Moment nicht gefragt, habe sie zu hören bekommen. Weshalb auch die Idee, zum Jubiläum die Puppenkiste zu holen, verworfen worden sei.

Dafür gibt es am morgigen Sonntag hinter der Hilpoltsteiner Burg Zirkus mit Kaninhop, Pferden vom Pferdehof aus Reckenstetten und den Profis von der Neumarkter Zirkusschule. Die werden allerdings nicht selbst performen, sondern zusammen mit dem Spielkistenteam und den Kindern ein Zirkusprogramm machen. Weshalb von 15 bis 17 Uhr einstudiert wird und ab 17 Uhr die Manege freigegeben wird.

Das Sommerfest ist aber nur eines von vier großen Festen der Spielkiste. Denn da gibt es ja noch den Kinderfasching am Faschingsdienstag, dazu gehören vor allem die 1997 ins Leben gerufenen Flecklaskinder, die ab November dazu einen Tanz einstudieren. Im Mai folgt das Mittelalterfest mit Märchen erzählen und im Winter gibt es das Puppen- oder Schwarzlichttheater für den Hilpoltsteiner Weihnachtsmarkt. Auf welchem im Übrigen seit 2005 eine Glühweinhütte bewirtschaftet wird - um sich finanziell etwas aufzupolstern.

"Dazwischen unterstützen wir viele andere Vereine mit unseren Ideen und Aktionen", sagt Dietz. Zwischen 1998 und 2005 habe man zudem noch das Kürbisfest veranstaltet. "Ein absolutes Highlight war da unsere lebende Geisterbahn im Freyerskeller, sogar einen richtigen Sarg hatte wir dabei." Auch ein Schwarzlichttheater für Erwachsene sei einmal auf die Beine gestellt worden.

Ihr Domizil hat die Spielkiste seit 2003 im Kellerraum im LBV-Kindergarten. Dort wird auch geprobt, wenn auch nicht zu viel, denn es ist vor allem die Kunst der Improvisierens, die zu den großen Stärken der Spielkiste zählt. Was zur Folge hat, dass sich die zeitliche Belastung in Grenzen hält. Trotzdem sei es immer schwerer, Erwachsene zu finden, die mitmachen, sagt Dietz. "Jeder kann das, auch wenn es nur ein kleiner Beitrag ist." Sie selbst möchte die Leitung auch irgendwann abgeben. "Ich habe mir gesagt, bis 25 mache ich es noch."

Was für die Erwachsenen gilt, gilt allerdings nicht für die Kinder. Da ist der Zuspruch ungebrochen groß. "Beispielsweise bei den Flecklaskindern, da fiebern die richtig dem Zeitpunkt entgegen, wo es wieder losgeht", sagt Elisabeth Dietz. Aber jetzt heißt es erst einmal am Sonntag Manege frei...

Rainer Messingschlager