Kammerstein
Politische Familientradition

Der Urgroßvater des Landtagsabgeordneten Volker Bauer gestaltete Bayerns Verfassung mit - Ausflug am 21. August

10.08.2018 | Stand 02.12.2020, 15:53 Uhr

Kammerstein/Roth (HK) Hundert Jahre Verfassung feiert der Freistaat Bayern in diesem Jahr.

Der Kammersteiner CSU-Landtagsabgeordnete Volker Bauer nimmt dieses Jubiläum zum Anlass, um an das Wirken seines Urgroßvaters Heinrich Haiger zu erinnern, der zwei Verfassungen mitgestaltete.

Bei der Vorbereitung eines Familientreffens hatte sich Bauer in die Vita seines Urgroßvaters vertieft, der von 1919 bis 1932 für die Bayerische Mittelpartei (BMP) und die Deutsche Volkspartei der Pfalz (DVdP) im Landtag saß. Mit nur 31 Jahren war Haiger zum Kammersteiner Bürgermeister gewählt worden. Dieses Amt bekleidete er von 1907 bis 1932 sowie von 1945 bis 1952. Haigers Schwiegersohn Leonhard Schnell übernahm das Amt im Jahr 1952. Dessen Sohn Walter ist bereits seit 1996 im Amt des Bürgermeisters in der Gemeinde am Heidenberg. Seit 2013 sitzt mit Volker Bauer ein Nachfahre von Heinrich Haiger wieder im Landtag.

Während diese politische Familientradition im Landkreis Roth längst bekannt ist, gilt es bislang als weniger bekannt, dass Heinrich Haiger in seiner politischen Laufbahn eine Ehre zuteil wurde, auf die sein Nachkomme Bauer jetzt mit Stolz verweist: der Kammersteiner Bauernsohn, der sich durch Fleiß, Bodenständigkeit und wirtschaftlichen Sachverstand nach oben gearbeitet hatte, gestaltete beide modernen Verfassungen Bayerns mit.

"Wenn man in die Geschichte schaut und liest, wie sehr ein Acht-Parteien-Parlament blockiert war und wie dann von den Sozialisten die Räterepublik ausgerufen wurde und es im Landtag sogar zu Schießereien kam, dann kann ich mir allerdings gut vorstellen, dass sich mein Urgroßvater die Umstände der Verfassungsgebung am 14. August 1919 in Bamberg etwas anders gewünscht hätte", sagt Volker Bauer. Wegweisend sei sie allerdings gewesen, diese erste demokratische Verfassung als Begründung des Freistaats Bayern, samt Grundrechten, Staatsbürgerschaft, starker Stellung des Landtags und Bestimmungen zur kommunalen Selbstorganisation. Schmunzelnd nahm der CSU-Politiker nach eigener Aussage manche politische Stellungnahme der Zwischenkriegsjahre zur Kenntnis. "Schon in den 1920er-Jahren prägten zahlreiche Auseinandersetzungen mit der Reichsregierung in Berlin, etwa zu Zuständigkeiten und Steuereinnahmen, die bayerische Politik. "

Bauers Urgroßvater habe damals mit Weitsicht für die Stärkung regionaler Wirtschaftskreisläufe plädiert und sich gegen die Modernisierungsskepsis sowie für eine gute Ausbildung der Jugend ausgesprochen, um im schon damals harten Wettbewerb die Landwirtschaft in der Region zu erhalten. Deutlich habe Haiger auch Anfang der 1930er Jahre im Landtag gegen den aufziehenden Nationalsozialismus gesprochen. Ohne Erfolg. 1932 errang die DNVP nur noch drei Landtagsmandate und Haiger verlor nach 24 Jahren auch sein Amt als Bürgermeister.

Wie eine Episode aus dem "Königlich Bayerischen Amtsgericht" klingen dagegen die Erinnerungen des 1941 geborenen Heinrich Volkert zur zweiten Bürgermeisteramtszeit seines Großvaters von 1945 bis 1952. Auf dem Haiger-Hof verrichteten Gemeindeamt und Gemeinderat ihre Arbeit, im Wohnzimmer wurde getraut und Streit geschlichtet. Neben dieser kleinen Politik durfte Haiger als Abgesandter der CSU aber nochmals große Politik machen. Als Mitglied der Verfassungsgebenden Landesversammlung beriet und verabschiedete der Kammersteiner am 30. Juni 1946 die noch heute gültige Verfassung des Freistaats Bayern.

Um dem Wirken seines Urgroßvaters bei der Verfassungsgebung 1919 nachzuspüren und an die Rolle Frankens bei diesem für die Staatlichkeit Bayerns wichtigen Ereignis zu erinnern, organisiert der Landtagsabgeordnete Volker Bauer am Dienstag, 21. August, ab 8.45 Uhr einen Tagesausflug nach Bamberg (Anreise mit dem Zug ab dem Bahnhof Schwabach). Anmeldungen sind möglich per E-Mail an buero@bauer-landtag. de oder telefonisch unter (09171) 97970.