Allersberg
"Pfarrer sein, heißt gastfreundlich sein"

<?Tab> Beim vierten Allersberger Pfarrhausgespräch überrascht Kaplan Korbinian Müller musikalisch

16.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:01 Uhr
Josef Sturm
Vierter Gast beim Pfarrhausgespräch ist der Hilpoltsteiner Stadtkaplan Korbinian Müller, der seine Praktikums- und Diakonenzeit in Allersberg verbracht hat. Als begeisterter Musiker überrascht er mit einem Stück von Brahms auf seiner Bratsche. −Foto: Pfarrei Allersberg

Allersberg - Mit Kaplan Korbinian Müller konnte Pfarrer Peter Wenzel ein bekanntes Gesicht, eigentlich keinen Gast, denn er hat ja hier gelebt, wie er festhielt, beim vierten Gespräch im Allersberger Pfarrhaus nach Pfarrer Ulrich Schnalzger, Pfarrer Dominik Pillmayer und Innenminister Joachim Herrmann begrüßen.

Der Hilpoltsteiner Stadtkaplan Korbinian Müller habe ja seine Pastoral- und Diakonenzeit in Allersberg verbracht, ehe er 2019 in Eichstätt zum Priester geweiht wurde. Seine Primiz habe er in seinem Heimatort Ingolstadt gefeiert und seine Nachprimiz in Allersberg, ehe er seine Kaplanstelle in Hilpoltstein antrat, erinnerte er.

Müller war mit seiner offenen und freundlichen Art überaus beliebt in der Pfarrgemeinde Allersberg und ist heute noch im Einsatz als Leiter der jährlichen Fußwallfahrt nach Trautmannshofen. Selbst im Coronajahr 2020 konnte die Wallfahrt unter Einhaltung der Vorschriften stattfinden. Vielmals pilgerte Müller auch schon nach Altötting und Wemding, wie man im Gespräch erfuhr. Pilgern sei ihm ganz wichtig, sagte Müller, die Mischung aus Beten, Singen, Schweigen auf dem Weg in der Landschaft, die ganz eigenen Gedanken, das Gemeinschaftserlebnis und die Freude des Ankommens, das alles zusammen mache einen glücklich und zufrieden. Er fühle sich als Wallfahrtsleiter wohl und es mache ihm Freude.

Alles wirkliche Leben ist Begegnung und dies sei jetzt wegen Corona nicht möglich, deshalb die Pfarrhausgespräche, sagte Pfarrer Peter Wenzel eingangs, als er um ein Resümee seines Gastes nach zwei Jahren als Priester, mittlerweile einem Exotenberuf, bat. Alles habe begeisternd angefangen mit der letzten normalen Kirchweih in Allersberg und dem Burgfest zum Anfang in Hilpoltstein, beide Feste geprägt von großem Miteinander, wo er sich als Priester sehr wohl gefühlt habe, antwortete Müller. Viele Personen seien ihm auf seinem Werdegang Vorbild gewesen, er habe immer noch großen Respekt vor dem Priesterberuf aber gleichzeitig das Gefühl, sich in der Liturgie gut bewegen zu können, Dinge tun zu dürfen, wo ein anderer - Gott - handelt.

Es gebe immer weniger aktive Priester und ohne sie verändere sich etwas, das sei besorgniserregend, waren sich die Gesprächspartner einig. "Die Institution Kirche wird hinterfragt, es herrscht eine gewisse Unruhe, das macht ihn ratlos", sagte Wenzel und Müller ergänzte, dass das größte Problem die Unruhe im Klerus selbst sei und das es keine Einheit, keine klare Linie gebe. Jeder Priester aber könne seinen eigenen Stil finden, betonte er. Die Kirche habe schon viele solche Zeiten erlebt und man hoffe, auch diese durchzustehen. "Die Grundkonstante ist die Begegnung mit dem Priester, ob er Vorbild ist und wie er sich verhält", zeigte sich Müller überzeugt.

Pfarrhäuser waren immer Orte der Begegnung und Pfarrhauskultur sei ihm wichtig, im Allersberger Pfarrhof sei das einzige bayerische Wirtshaus, das auch während der Pandemie immer offen war, so Pfarrer Wenzel. Stets gastfreundlich sei es in seinem Elternhaus zugegangen und in gleicher Weise versuche er es zu leben, sagte Müller. "Pfarrer sein, heißt gastfreundlich sein, stets sollten Tür und Tor im Pfarrhaus offen stehen. " Doch ein Jahr Corona habe alles verändert.

Es ist laut Müller ein seltsames Gefühl gewesen, am Beginn der Pandemie jeden Tag allein am Altar zu stehen und so habe man die Veränderung etwa durch Online-Angebote, selber auf den Weg gebracht. Doch eine gewisse Angst habe man schon, ob die Gläubigen wieder in die Kirche kommen, denn man gewöhnt sich ans Nichtgehen und müsse sich, wie auch in anderen Bereichen, erst wieder an den Kirchenbesuch gewöhnen.

Ein bewusstes Berufungserlebnis habe er nicht gehabt, sagte Müller, sondern viele, unter anderem das Elternhaus, die Domspatzen, aber vor allem das Umgehen mit der Kirchenmusik habe ihm das Gefühl gegeben, "das musst du machen, du musst Priester werden. " Die Liturgie mit Musik öffne Zugänge und die Musik sei eine wahnsinnige Bereicherung, wenn man sich auf sie einlässt, so Müller, der am Schluss des Gesprächs auf eine Zuschaueranfrage hin ein Brahms-Stück auf seiner mitgebrachten Bratsche darbot.

Jungen Menschen riet Kaplan Müller, der wie Pfarrer Wenzel eine Zeit in Rom gelebt hat, in die Heilige Stadt zu fahren, denn Weltkirche erlebe man nirgendwo so wie dort. "Jeder Christ sollte in Rom und in Israel gewesen sein", waren sich beide einig. Neugierig sei er immer auf alles Neue und ferne Länder gewesen und es sei immer lustig gewesen, wenn ausländische Gäste im Allersberger Pfarrhaus waren, sagte Müller. Stolz sei er auch darauf, dass er sein ins Leben gerufenes "Weihnachtsabo", das ihm viel Freude gemacht habe, durch Corona gebracht habe. Die Idee sei ihm noch in Allersberg gekommen, als er sich gefragt habe, "wie bekommt man die Leute nicht nur an Weihnachten, sondern das Jahr über in die Kirche".

Auf die Zuschauerfrage, was ihm in Erinnerung geblieben sei vom zweimaligen Mitfeiern des Allersberger Faschings, antwortete er, dass ihm der Jubel und die geballte Freude unvergessen sei, die beim Faschingszug geherrscht habe, als er mitspielend beim Musikverein durch den Torturm auf den Marktplatz gezogen sei. "Das war der Wahnsinn. "

Um die Mettenwurst ging es schließlich bei der dritten Zuschauerfrage, eine Spezialität einer Ingolstädter Metzgerei, die leider letzte Woche zugemacht habe, bedauerte Müller. Stets habe er diese nach der Christmette verzehrt und so habe er als zweites Gastgeschenk auch für den Pfarrhausdackel Camillo Würstchen-Leckerli dabei - und für alle als begeisterter Musiker ein Stück von Brahms zum Abschluss der Gesprächsstunde.

HK

Josef Sturm