Obermässing
Windräder auf dem Hofberg bleiben umstritten

30.11.2010 | Stand 03.12.2020, 3:24 Uhr

Ein dominantes Windrad statt freier Sicht auf Obermässing: In der Bürgerversammlung für die Bewohner der Orte um den Hofberg waren die Stimmen gegen vier Windräder – weit größer dimensioniert als auf dem Bild – auf der Anhöhe zahlreicher und lauter als die der Befürworter. Doch das letzte Wort ist noch lange nicht gesprochen. - Foto: Luff

Obermässing (HK) Sehr kontrovers haben die Bewohner der Orte rund um den Hofberg bei Obermässing das Für und Wider der Windkraft diskutiert. In der Bürgerversammlung in Obermässing zeichnete sich ein Stimmungsbild eher gegen vier Windräder ab.

Recht viel schlauer als zuvor waren die Stadtratsmitglieder nach der Bürgerversammlung – mit mehr als 100 Teilnehmern aus den um den Hofberg liegenden Orten – nicht. Werner Emmer und Hermann Lorenz vom Verein Energiebündel Roth-Schwabach wiederholten ihren Vortrag, den sie schon in der Stadtratssitzung Mitte Oktober gehalten hatten. Erwartungsgemäß stellten sie die Vorteile der Windkraft heraus. Im Anschluss äußerten sich vor allem die Bürger, die aus unterschiedlichen Gründen die Spargelstangen nicht wollen. Doch gab es auch Befürworter, die für ihre Redebeiträge Beifall erhielten.

"Wir haben keine Asse und kein Gorleben", redete einer dem kritischen Publikum ins Gewissen. Nur weil man den Atommüll nicht vor der Haustüre habe, dürfe man nicht meinen, es gebe kein Problem mit ihm. Es gebe auch Leute, die sich daran erfreuten, "wenn sich ein Windrad dreht und Strom erzeugt wird", sagte er – und erntete Gelächter. Nähme man die geäußerten Befürchtungen alle für bare Münze, "könnte man meinen, da oben entsteht ein Sperrbezirk".

Ein Sperrbezirk sicher nicht, doch wollte auch niemand bestreiten, dass die Windräder enorme Fernwirkung erzielen. Bislang ist die Rede von vier Anlagen mit einer Nabenhöhe von rund 135 Metern und einem Rotordurchmesser von 100 Metern. Die Windräder würden also rund 185 Meter über das Plateau am Hofberg ragen. "Je höher ich hinauf gehe, desto mehr Wind kann ich ernten", erklärte der Energiebündel-Sprecher Hermann Lorenz. Ein Rad könne den Strombedarf von 2000 Haushalten abdecken, ergänzte der Vereinsvorsitzende Werner Emmer. Der Hofberg sei als Standort "eine Perle, da haben Sie eine ganz besondere Verantwortung", wandte er sich an die Zuhörer. Überdies entstünden mit dem Bau Arbeitsplätze und der Gewinn werde bei entsprechender Organisation vor Ort abgeschöpft, Gewerbesteuer für die Kommune inklusive. "Wir sprechen über ein Wirtschaftsförderungsprogramm für die ganze Region."

Allerdings überzeugte Emmer viele Anwesende nicht: Ein Mann brachte seine Einstellung lapidar auf den Punkt: "Ich will es nicht haben, weil – ich habe ja nichts davon." Drastischer wurde ein Jäger aus Offenbau: "Man nennt es Heimatverschandelung, so einen Scheißdreck brauchen wir da oben nicht." Er wurde von vielen allerdings zur Mäßigung gerufen.

Bessere Argumente brachte ein Jagdgenosse hervor, der verriet, dass die Jagd in Obermässing im kommenden Jahr neu verpachtet werden müsse. Mit den Windrädern auf dem Hofberg könne man niemals die derzeitigen Konditionen erzielen. "Weniger Geld für die Jagdgenossen bedeutet, es werden keine Gräben mehr geputzt und keine Hecken mehr geschnitten", machte er klar.

Ästhetische Gründe machte ein Mann aus Hofberg geltend. Windräder seien für den kleinen Inselberg "zehn Nummern zu groß", beschied er den Vertretern des Energiebündels. Er stehe hinter den erneuerbaren Energien, aber in diesem Fall solle man sich auf kleine Blockheizkraftwerke fokussieren. Holz gebe es im Umland genug und mit den dezentralen Anlagen könne man gleichzeitig Wärme und Strom gewinnen. "Der Hofberg ist Treffpunkt dreier Wanderwege", gab er zu bedenken.

Aber den persönlichen Geschmack wollte ein Obermässinger als Argument nicht gelten lassen. Die Zerstörung der Natur wäre für ihn ein guter Grund, sagte er. Die Gefahr sehe er jedoch nicht, "wir haben die Chance, saubere Energie zu produzieren", warb er um Zustimmung zu den Windrädern.

Da sich auch nach langer Diskussion keine eindeutige Stimmungslage unter den Bewohnern herauskristallisierte, schlug einer der Zuhörer vor, man solle Unterschriftslisten in den betroffenen Orten herumgehen lassen. So könnten auch diejenigen ihre Meinung kund tun, die nicht zur Bürgerversammlung gekommen oder still geblieben waren. "Das werden wir mitnehmen und prüfen", versprach Bürgermeister Manfred Preischl salomonisch.