Nürnberg
"Es ist wirklich ein magisches Ort"

Die Katharinenruine ist die wohl erhabenste und stimmungsvollste Open-Air-Bühne im Herzen der Stadt

12.06.2017 | Stand 02.12.2020, 17:57 Uhr

Das Gotteshaus ohne Dach ist Mitte der 80er-Jahre als Konzertbühne wiederentdeckt worden. - Foto: Bing-Hong Hsiao /Stadt Nürnberg

Nürnberg (HK) Die Katharinenruine ist nicht nur ein Menetekel des Krieges. Das alte Gemäuer mit dem freien Blick in den Himmel ist heute die wohl erhabenste und stimmungsvollste Open-Air-Bühne im Herzen der Stadt. Seit Anja Schmidt das Programm macht, kommen immer spannendere Bands in die Ruine.

Wie in einem Amphitheater ragen die Wände in die Höhe. Wenn Anja Schmidt über die Katharinenruine spricht, kommt sie schnell ins Schwärmen. "Es ist wirklich ein magisches Ort", sagt Schmidt, die seit drei Jahren das Musikprogramm für die Konzertreihen in der Katharinenruine auf die Beine stellt. Wenn langsam die Sonne über der Ruine untergehe und der Mond durch die gotischen Maßwerkfenster majestätisch hindurchscheine, würden Publikum und Musiker regelmäßig in kollektive Verzückung geraten.

Die Decke des uralten Gemäuers ist den Bomben des letzten Krieges zum Opfer gefallen. Seitdem bilden die vorbeiziehenden Wolken das Dach des einstigen Gotteshauses, in dem seit dem 13. Jahrhundert die Dominikanerschwestern gemäß ihren Regeln den Gott in sich selbst gesucht und sicher auch gefunden haben. Nach den Wirren der Reformation haben sich in der Kirche die Meistersänger aus Nürnberg zum berühmten Sängerwettstreit getroffen.

In den 70er-Jahren hatte die Stadt endlich die Muße gefunden, zumindest die Ruine vor dem Verfall zu retten. Mitte der 80er wurde das Gotteshaus ohne Dach als Konzertbühne wiederentdeckt. "Die Atmosphäre ist einfach grandios. Die Leute sind anders drauf. Der Sommer verzaubert die Ruine", ist sich Anja Schmidt sicher, der es in den letzten Jahren gelungen ist, den Katharinen-Popfestspielen ein neues, jüngeres und damit spannenderes musikalisches Profil zu geben.

Herz der zahlreichen Konzerte ist das St.-Katharina-Open Air, das in diesem Jahr vom 23. Juni bis zum 24. Juli stattfindet. Dabei setzt Schmidt "nicht einfach nur auf Konzerte". Die Programmmacherin stellt jede Musiknacht unter ein Motto und macht die Abende in der Ruine damit zu einem einzigartigen Erlebnis für Augen und Ohren. "Mit Sven Hammond Soul, dem Abräumer der letzten Festivalsaison, starten wir in diesem Jahr am 23. Juni in die neue Open-Air-Spielzeit", sagt Schmidt und schwärmt von der holländischen Formation, die die Stimmung in der Ruine im letzten Jahr zum Kochen gebracht habe.

Unter der Überschrift "From Balkan with Love" steht mit dem Metropolski Cirkus Orkestar bereits am folgenden Abend das nächste Highlight an. Tags darauf dürfen dann die Picknickkörbe in die Ruine mitgenommen werden. Unter dem Motto "Musik & Picknick in der Ruine" bittet Schmidt gemeinsam mit dem bekannten Musikveranstalter David Lodhi vom nicht weniger bekannten Nürnberger Musik-Club "Stereo" zum familienfreundlichen Festivalhappening von 14 bis 20 Uhr in die Ruine. Decken und Liegestühle dürfen an diesem besonderen Sonntagnachmittag gerne mitgebracht werden.

Die erfolgreiche Zusammenarbeit der Stadt mit David Lodhi findet bereits am 8. Juli in der Katharinenruine eine Fortsetzung, wenn heuer zum zweiten Mal das "Slow Down Festival" mit angesagten Bands wie Hundreds oder Cancer steigt.

"Wir machen uns da sehr viele Gedanken über ein stimmiges Programm, das gut zu dieser besonderen Spielstätte passt. Mit dem europaweit tourenden Electro-Pop-Duo Hundreds und dem neuen Projekt Cancer des Sänger von When Saints Go Machine, Nikolaj Manuel Vonsild, sowie den beiden bayrischen Talenten Like Lovers und Sweet Lemon haben wir, das glaube ich auch, gefunden", freut sich David Lodhi auf das diesjährige "Slow Down Festival".

Nach diesem "Festival im Festival" geht es weiter mit dem normalen Programm in der Katharinenruine. Anja Schmidt freut sich heuer besonders auf die Auftritte von Moddi am 29. Juni und Wallis Bird am 30. Juni. "Die beiden standen schon in Nürnberg auf der Bühne. Aber die sind einfach so großartig, dass wir sie unbedingt in diesem Jahr auf die Bühne der Katharinenruine holen wollten", erzählt Schmidt.