Thalmässing
Mit viel Sonne und guter Laune

UKB lädt in Thalmässing zum Kirchweihtanz - Ein rührender Abschied und eine neue "Miss Dirndl"

20.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:26 Uhr
Den Tanzreigen eröffnet Plotzknecht Johannes Sieghardt gemeinsam mit Plotzmoid Laura Hilbert. −Foto: Fotos: Leykamm

Thalmässing (HK) - Pünktlich zum Höhepunkt des 34. Kirchweihfestes hat es das Thermometer wieder geschafft: Als die Unterdorfer Kerwamoidla und -buam (UKB) ihren Tanz um den Kirchweihbaum zelebrieren, sind die 30 Grad Celsius wieder erreicht. Doch die 22 Paare geben trotzdem ihr Bestes - zur Freude einer jubelnden Zuschauerschar.

Rund 300 Besucher sind es, die sich an den Biertischen auf der Freifläche vor dem Gasthaus "Zur Krone" verteilen oder auf der gegenüberliegenden Straßenseite dem Einzug der Tänzer entgegenfiebern. Sie lassen etwas auf sich warten, was ihnen bei der Hitze aber freilich niemand übelnimmt. Außerdem ist Vorfreude ja bekanntermaßen die schönste Freude.

Die Spannung steigt immer mehr, die Atmosphäre heizt sich weiter auf - als endlich die erlösenden Klänge der Blaskapelle Thalmässing zum Marktplatz herüberwehen. Sie ist es, die den Feierzug anführt. Unter dem Dirigentenstab von Kapell- und Bürgermeister Georg Küttinger. Hinter dem Tross wird die St. Gotthard-Kirche ins Sonnenlicht getaucht, deren Bau die heutige Kirchweih auch zu verdanken ist. Selbstbewusst und standesgemäß ziehen die Musiker mit dem Frankenlied um den Baum, um den sich immer mehr Gäste scharen. Im gebührenden Abstand natürlich - denn es soll ja Platz für die Tänzer bleiben.

Den Tanzreigen eröffnen Plotzknecht Johannes Sieghardt gemeinsam mit Plotzmoid Laura Hilbert. Eine sehr junge Dame fühlt sich hiervon offensichtliche sehr inspiriert und tänzelt fröhlich mit um den Baum, bevor die Mutter sie zurückholt. Das ist auch gut so, denn kurz darauf zieht die Kapelle das Tempo mächtig an und 88 Beine wirbeln nur so um das Kirchweihwahrzeichen.

Doch bevor es soweit ist, gilt es für Sieghardt lautstarke Überzeugungsarbeit zu leisten. Mit lauten Gstanzln versucht er, die Pärchen zum Mittanzen zu bewegen. Nach dem sechsten Mal wird er nach einem "Kummts alle herbei!" endlich erhört. In seinen gesungenen Worten schießt der Plotzknecht gern ins Oberdorf und schickt die Bewohner dort zum Tierarzt am Marktplatz. Brüsten sie sich doch in ihrem Lied mit der Stärke der Stiere. Besorgt blickt Sieghardt in die eigenen Reihen, die aufgrund Heirat eines Buam diesen zu verlieren drohen. Hochzeit, Eltern werden oder das Alter von 25 Jahren erreichen: Das alles führt unweigerlich zum Abschied von der UKB. Weiter oben seien die Richtlinien mangels Masse eher etwas aufgeweicht, deutet der Plotzknecht an. Aber es gilt ja auch: "Niemand muss OKBler sein", wie es auf einigen T-Shirts zu lesen ist.

Weiter geht der Tanzreigen, bei dem sich auch der Blick auf die schmucken Hüte der Buam lohnt. Die Moidla haben die Kopfbedeckungen nicht nur mit Federn verziert, sondern auch mit anderen Utensilien: Playmobilfigur, Jägermeister, Rettungsring, Taucherbrille oder einen Stuhl sind dort zu sehen. Als Zugabe gibt es auch mal ein Spielzeugauto zum Nachziehen. Für die Nachwelt und zur eigenen Erinnerung wird auch alles auf Film festgehalten.

Für die Hüte sind die Tänzer indes richtig dankbar, da die Sonne unbarmherzig rund um den Baum brennt. Da wird gerne entlang der Schattengrenze getanzt und in den Pausen unter einem der Sonnenschirme Schutz gesucht. Die Paare lassen einen Bierkrug durch ihre Reihen wandern, um sich zwischendurch zu erfrischen, für eine Musikerin wird die Hitze zu viel und sie steigt aus.

Zum Abschluss des Tanzes lässt es sich UKB-Chef Ingbert Schwarz nicht nehmen, offiziell Florian Schneider aus den eigenen Reihen zu verabscheiden, der sich als Kassier und Organisator um die Kirchweih sehr verdient gemacht hat. Zwei kleine Kränze bilden ein Herz - ein passendes Geschenk, dass den so Bedachten auch sichtlich rührt.

Beim Auszug drehen die Paare noch einmal richtig auf und lassen nochmal inbrünstige Gstanzl erklingen. Außer Hörweite der Besucher kommt dabei sogar das Götz-von-Berlichingen-Zitat zu Gehör. Einige Radler halten interessiert, um das gelebte Brauchtum zu genießen, ein Motorradfahrer indes fährt kühn an den Marschierenden vorbei. Zur Nachfeier trifft sich die UKB schließlich im Garten des Chefs Ingbert Schwarz selbst. Der erste Gang führt dabei für viele zu den Kühlschränken im Freien, Erfrischung tut mehr als not. Wenn das nicht reicht, wird eine Dusche im Rasensprenger genommen. Man versucht sich als Baseball-Schlagmann, genießt Kaffee und Kuchen oder nimmt ein kaltes Fußbad. Und lässt Julia Kayr hochleben - sie hat am Vormittag den Wettbewerb zum "Miss Dirndl" für sich entschieden. Dabei zählte nicht nur das Kleidungsstück selbst, sondern auch die Präsentation. Auch mit Witzen oder Liedern durfte gepunktet werden. Kayr entschied sich für Letzteres und trug den Sieg knapp davon. In der Jury saß neben Bürgermeister Georg Küttinger und der Jugendbeauftragten Eva Dorner auch "Kerwa-Legende" Christian Göbel, bekannt als "Doktor". in "Kerwalogie und Dirndlogie", so der Rathauschef. Göbels Sohn Daniel ist es übrigens nun auch, der in Florian Schneiders Fußstapfen treten wird. Eingelernt ist der Neue bereits.

Es passt also alles bei der UKB. Vielleicht ist das ja auch der Grund, warum das Tafelporträt namens "König Ludwig", dass einst aus dem Oberdorf verschwand, einfach nicht dorthin zurück will - vermutet der Plotzknecht.

Jürgen Leykamm