Hilpoltstein
Mit Pfefferspray gegen diffuse Ängste

Django Asül serviert einen souveränen Mix aus Politik, Fußball und Lebensweisheiten

16.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:59 Uhr
Als der gewohnt satirisch-witzige Chronist des Weltgeschehens präsentiert sich Django Asül in Roth. −Foto: Klier

Roth (HK) Einen witzig-satirischen Schwall aus Politik, Fußball, Flüchtlingsproblematik und Lebensweisheiten hat Django Asül am Donnerstag in der Kulturfabrik über sein Publikum ergossen. Dass er dabei ohne Ausdrücke aus der Fäkaliensprache auskam, war wohltuend. Man kann also auch so sein Publikum begeistern.

Das Weizenbier steht auf dem Bühnentischchen in der Kulturfabrik. Der Kabarettist Django Asül kann mit seinem Programm beginnen. "Letzte Patrone" hat er es überschrieben. Allerdings geht hier nicht um Gewalt, sondern um eine Ansammlung von verbalen Streifschüssen. Irgendwann habe man im Leben nur noch eine Patrone und die muss sitzen.

Zunächst ergeht sich Django Asül in einer Lobrede auf die Stadt Roth. Heute, wo Deutschland gegen Russland Fußball spielt, ist trotzdem der Saal voll. Früher hieß es: Roth bei Nürnberg. Heute sei Roth für Nürnberg etwa so wie Kitzbühel für München. Und der neoklassizistische Bau der Kulturfabrik sei bestimmt ein Vorbild für die Hamburger Elbphilharmonie gewesen. Was München nicht hat, Roth aber schon, ist der Ironman, der vermutlich nach Stalin benannt worden ist, denn sein Name bedeutet "Stahl".

Jedes Jahr werde auch er, Django Asül, ein Jahr älter. Jetzt sei es an der Zeit, der Gesellschaft etwas zurückzugeben, allerdings nicht das Eintrittsgeld. In Hengersbach, seinem Wohnort, wollte er zur Feuerwehr gehen und dann zum Krieger- und Soldatenverein, schließlich er eine Bürgerwehr gründen. Doch dann genügte ihm ein Pfefferspray gegen diffuse Ängste.

Des Öfteren taucht der imaginäre Stammtischbruder Hans mit seinen Biertischweisheiten auf. Ab einer bestimmten Menge, so seine geistreiche Aussage, spiele die Quantität eine Rolle. Er bezieht sich darauf auf die Flüchtlinge. Ein Mann hat einen Schiedsrichter erschossen. Der Schütze war zwar kein Flüchtling, aber "man sieht schon, wo das hinführt".

Der offensichtliche Autonarr Django Asül begegnet dem Wettrüsten auf den Straßen mit einem 520-PS-Schlitten. "Da bin ich schneller unterwegs und belaste die Umwelt kürzer", lautet seine Erkenntnis. Viele fahren im "Suff", das heißt: im SUV, wegen des subjektiven Sicherheitsgefühls. Er habe dafür das erwähnten Pfefferspray.

Dass Empathie nicht immer etwas Positives ist, kann man bereits bei Babys erkennen. Wenn eines schreit, dann schreit das andere mit. Dass Europa in den Städten mehr Zustimmung erfahre, liegt möglicherweise daran, dass es in den Städten mehr Schizophrene gebe. Schon als Kind war er - logischerweise - auf der Balkanroute unterwegs gewesen. "Der Türke ist ein feiner Kerl", stellt er fest, "ich war ja selber mal einer." Später wollte er "Gitarrenreicher" werden. Was das ist? Er wollte seinem Idol Mark Knopfler die Gitarre reichen, weil ihm der Song "Money For Nothing" so gut gefallen habe. Geld für Nichtstun, das wär's gewesen.

Sogar in der Pause mischt sich Django Asül unter sein Publikum und beantwortet Fragen. Danach stellt er verwundert fest: "Sie klatschen ja gar nicht, wenn ich wieder auf die Bühne komme." Ein Ausflug in die griechische Mythologie folgt. Ob wohl "Zeus", der bekanntlich als Stier die Europa nach Kreta entführt hat, die Befehlsform von "zahlen" ist? Auf Bayerisch: "Zeuss!" Irgendwie würde das ja zu Griechenland passen.

Sein etwas einschichtiger Vater befürchtet, dass durch die "Golobalisierung" die Probleme auf alle verteilt werden. Und wenn es irgendwo Probleme mit den Menschenrechten gibt, dann soll man das halt ohne Menschenrechte machen.

Nun kommen Elektroautos ins Spiel. Er überlegt, ob die politische Gesinnung des Programmierers in folgender Situation eine Rolle spiele: Drei Kinder rennen vor dem Elektroauto auf die Straße, rechts geht ein Rentnerehepaar, links gehen zwei Flüchtlinge...

Den lange anhaltenden Applaus quittiert er mit den Worten: "Ich spare mir das sinnlose Hin- und Herlaufen und mache gleich die Zugabe." In Holzkirchen hat ein Herr seiner Frau das Handy in die Hand gedrückt mit den Worten: "Mache von mir und Django Asül ein Selfie!" Da mussten viele erst kurz über die Pointe nachdenken.

Manfred Klier