Hohenfels
Materialmangel als ständiger Begleiter

Lagezentrum in Hohenfels koordiniert die Arbeit des BRK-Bezirksverbands Niederbayern-Oberpfalz

12.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:22 Uhr
  −Foto: W. Sturm

Hohenfels - In der Rot-Kreuz-Schule am Tillyweg in Hohenfels ist seit 16. März das Lagezentrum des BRK-Bezirksverbandes Niederbayern-Oberpfalz untergebracht.

Hier laufen seitdem sieben Tage die Woche nahezu rund um die Uhr alle Zahlen, Daten und Fakten in Sachen Corona aus den beiden Regierungsbezirken zusammen. Zu den schwerpunktmäßigen Aufgaben des zehnköpfigen Teams in den Zeiten der Pandemie gehört es vor allem, die Dienste in den angeschlossenen 16 Kreisverbänden mit Schutzmaterial zu versorgen.

Am Montag besuchten der stellvertretende Neumarkter Landrat und Parsberger Bürgermeister Josef Bauer (CSU) sowie die beiden neu gewählten Bürgermeister Christian Schmid (CSU) aus Velburg und, sozusagen als Hausherr, Christian Graf aus Hohenfels das Lagezentrum. Es fungiert nicht nur als Schnittstelle für die Kreisverbände, sondern arbeitet eng mit den beiden Bezirksregierungen zusammen und stellt eine wichtige Verbindungsstelle zum BRK-Landesverband dar. Weil alle Lagezentren in Bayern nach der gleichen Dienstvorschrift arbeiten, ist außerdem eine sehr gute fachliche und damit verbundene einsatztaktische Zusammenarbeit gesichert.

Den Krisenstab vor Ort leitet BRK-Landesbereitschaftsleiter Dieter Hauenstein. Vertreten wird er von Uwe Suchomel vom Kreisverband Neumarkt, der auch die Einsätze koordiniert. Die beiden vermittelten den drei Kommunalpolitikern ein eindrucksvolles Bild vom Geschehen und der täglichen Arbeit in der Stabsstelle, zu der auch eine eigenständige Fahrbereitschaft gehört.

Los geht es auf dem Parkplatz vor dem Gebäude. Dort parken fünf Rettungswagen als mobile Reserve, die jederzeit von den Kreisverbänden abgeholt werden können. Im zentralen Stabsraum steht ein Computer neben dem anderen und eine große Leinwand informiert laufend über das aktuelle Geschehen. Eine Telefon- oder Videokonferenz, in die sich auch andere Hilfsorganisationen und die Polizei einklinken, jagt die andere.

Täglich um 11.30 Uhr ist eine Lagebesprechung und an Pinnwänden befinden sich bunte Zettel, welche die traurigen Auswirkung vom Coronavirus wiedergeben: Landkreis Tirschenreuth 1118 Infizierte, 127 Gestorbene, Weiden 1095 Infizierte, 77 Tote, Landkreis Kelheim 438 Infizierte 33 Verstorbene, Landkreis Neumarkt 372 Infizierte, 18 Tote, steht da. Die Zahlen werden nahezu stündlich aktualisiert. "Niederbayern und die Oberpfalz sind Hotspots bei den Infizierten", erzählte Hauenstein.

Seinen Worten nach eignet sich das Haus in Hohenfels optimal für das Lagezentrum. Neben dem Führungsraum sei für das gesamte Personal die Infrastruktur mit Übernachtungsmöglichkeiten und Verpflegung vorhanden. Als Rückfallebene für das zu Beginn kurzfristig ausgefallene Internet stehe ein Satelliten-Internet zur Verfügung und im Falle eines Stromausfalls könne man auf ein Notstromaggregat zurückgreifen.

Nicht nur besichtigen lautete die Devise. Hauenstein und Suchomel gaben den Politikern auch einige Hausaufgaben mit auf den Weg. Das größte Problem sei, so sagten sie, die Materialbeschaffung. Ob Mund- und Nasenschutz, den man begleitet von einer Polizeieskorte unter anderem schon vom Frankfurter Flughafen herbeigeschafft hat, ob Beatmungsschläuche oder Schutzkleidung und Desinfektionsmittel, der Materialmangel sei ein ständiger Begleiter. "Wir haben bis heute noch nicht alles bekommen, was wir zu Beginn der Pandemie bestellt haben", sagte Hauenstein. Das dürfe in Zukunft nicht mehr passieren, das sei Aufgabe des Staates und auch die Krankenkassen dürfe man nicht aus der Verantwortung entlassen.

Mit einer Portion Skepsis betrachteten Hauenstein und Suchomel die aktuellen Lockerungen der Ausgangsbeschränkungen. "Wenn sich die Bevölkerung nicht an die Regeln hält, kann es ganz schnell wieder rückwärts gehen. Ich hoffe, dass die Menschen vernünftig mit der Situation umgehen, denn wir werden noch lange mit Covid-19 leben müssen", so Hauenstein.

HK