Thalmässing
Left hand flaws machen aus einem Handicap eine musikalische Stärke

16.01.2019 | Stand 02.12.2020, 14:50 Uhr
Kein Fehler, der stört: Andi Frey und Anni Schmidt bieten im Bunker großartige Unterhaltung. −Foto: Hauke

Thalmässing (hau) Um Gitarre zu spielen, braucht man zwei Hände, logisch. Mit der einen, üblicherweise der rechten Hand, zupft oder schrubbt man über die Saiten, mit der linken greift man die Akkorde auf dem Gitarrenbrett. Wenn die linke Hand das nicht kann, ist das Gitarrenspiel nicht möglich. Normalerweise zumindest. Bei dem Duo Left hand flaws trifft genau das allerdings nicht zu - eindrucksvoll zu sehen war das jetzt im Bunker in Thalmässing.

Left hand flaws heißt übersetzt etwa: "Fehler in der linken Hand". Ein solches Handicap tut dem Musikgenuss keinen Abbruch. Natürlich fällt es auf, wenn Andi Frey, ein gebürtiger Gredinger, die Gitarre von oben greift. Aber das gab es auch schon bei anderen, wie etwa dem Ausnahmeblueser Jeff Healey. Auch Django Reinhardt kreierte in Folge seines Handicaps eine neue Technik. Frey und seine Bandkollegin Anni Schmidt stellten den Abend eindeutig unter irische und schottische Vorzeichen. Die Musik dieser beider Länder durchzog den Abend wie ein roter Faden. Mit "Leaving of Liverpool", "Dirty old town", "Flower of Scotland" und wie die Traditionals alle heißen, zauberten die beiden Akteure eine Pub-Atmosphäre in den Bunker, die zum Klatschen und Wippen einlud. Anni Schmidt wechselte dabei immer wieder die Instrumente: Mandoline, Thüringer Waldzither, Guitalele und Kazoo zählten zu ihrem Repertoire.

Aber auch mit anderen Stücken beeindruckten Anni Schmidt und Andi Frey ihr Publikum. So durften die Beatles nicht fehlen, die beispielsweise "Norwegian Wood" beisteuerten; auch österreiche Liedermacher wie Hubert von Goisern und Reinhard Fendrich waren mit dabei.

Dass die beiden Musiker praktisch zu jedem Stück mindestens eine Anekdote ertählten, machte den Abend äußerst kurzweilig und sorgte für manchen Lacher. Nachdenklich wurde es dagegen, als die Thüringerin Anni Schmidt von ihrem ersten Kontakt zu Juliane Werdings Stück "Am Tag, als Conny Kramer starb" erzählte. Eine Lehrerin hatte es ihrer Klasse in den 1980er-Jahren beigebracht; diesen westlichen Antidrogensong in der ehemaligen DDR zu hören, barg durchaus größeres Gefahrenpotenzial. Immer wieder wurden tolle Songs mit einem Augenzwinkern kommentiert, wie etwa "A little bit more" von den Irish Rovers, in dem es ständig über das kleine bisschen mehr im Leben geht. Den Abend beschloss das Duo mit einem Song, den Mary Hopkins berühmt machte, der aber eigentlich ein russisches Volkslied zur Grundlage hatte: "Those were the days" aus dem Jahr 1968.

Die Fehler in der linken Hand, wirkten sich höchst positiv auf diesen Abend aus. Das Publikum im Bunker konnte einen Abend erleben, an dem alles da war - außer vielleicht das eine oder andere Guinness.