UND DANN WAR DA NOCH ?
... die Wahlkampf-Taktik vom Thalmässinger Dorner-Eck

12.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:28 Uhr

−Foto: Foto: Hoppe/dpa

Was hat sich die CSU über die SPD aufgeregt, als diese sich im Sommer die Internet-Domain zu soeder-machts.

de unter den Nagel riss hat. Von "Klamauk" und "Schmutzkampagne" war die Rede. Im Netz, Söders ureigenstem Terrain. Doch vernachlässigt die CSU auch die tradionelle Wahlkampfarena nicht: die Straße. Und so holte sie schon vor einem Jahr heimlich, still und leise zum Gegenschlag aus.

Das Ergebnis lässt die anderen Parteien alt aussehen, denn natürlich hat man sich für den frühen Coup einen prominenten Ort ausgesucht, um sich frühzeitig den besten Platz für den Wahlkampf 2018 zu sichern: die Thalmässinger Hauptkreuzung, das sogenannte Dorner-Eck. Damit die SPD - die ja im Internet vorne mit dabei ist, wenn es darum geht, die CSU-Versäumnisse im Wahlkampf auszunutzen - den Braten nicht vorzeitig riecht, hat man zu einer besonderen Strategie gegriffen: Man hat den Wahlplakat-Platzhalter auf alt getrimmt, nicht nur äußerlich, sondern auch inhaltlich: Das Papier wirkt verwittert, wie man es vom Falschgeld kennt. Blüten sollen immer so abgewetzt aussehen, als seien sie schon lange im Umlauf.

Nach Frickenfelden ins Festzelt kommt nicht der Ministerpräsident Markus Söder, sondern selbstverständlich der damalige Staatsminister für Finanzen und Heimat. Söder schaut unverdrossen zuversichtlich und hebt noch nicht erklärend die Hände, um den umstehenden Bürgern die Vorzüge der bayerischen Grenzpolizei zu erklären. Aber 2017 war ja auch Bundestagswahl - und nicht Landtagswahl.

Egal ob als Ministerpräsident oder Finanz- und Heimatminister: Söder tauchte in Frickenfelden nie auf, sondern schickte einen Lückenbüßer namens Albert Füracker. Aber schließlich war das Plakat ja auch nur als Platzhalter für den Wahlkampf 2018 gedacht. In die Tat umgesetzt hat die CSU ihre brillante Idee allerdings nicht - schließlich ist ja schon Wahlkampf und das alte Plakat sollte längst durch ein neues ersetzt sein.

Vielleicht hat man gerade aber auch anderes zu tun: Denn im Internet holte die CSU zum Gegenschlag aus und veröffentlichte zahlreiche Webadressen, die zwar nach SPD aussahen, aber den automatischen Download von Söders Regierungsprogramm in Gang setzten. Vielleicht sollte man sich doch wieder auf den Straßenwahlkampf besinnen.