Allersberg
Vom CSU-Spross zum AfD-Kandidaten

Ferdinand Mang aus Allersberg tritt bei der Bezirks- und Landtagswahl am 14. Oktober für die Alternative für Deutschland an

17.09.2018 | Stand 23.09.2023, 4:06 Uhr
Angeschrien beim Plakateaufhängen: Der 40-jährige Ferdinand Mang aus Allersberg erntet in Hilpoltstein teils heftige Reaktionen auf seinen Wahlkampf. −Foto: Münch

Allersberg (HK) Schon als 14-Jähriger hat er Wahlplakate für die CSU in Allersberg geklebt und vor drei Jahren wurde er auch zum stellvertretenden Ortsvorsitzenden der CSU in seiner Heimatgemeinde gewählt. Jetzt tritt Ferdinand Mang bei der Landtags- und Bezirkstagswahl am 14. Oktober an - aber nicht etwa für die CSU, sondern für die Alternative für Deutschland (AfD).

Wenn Ferdinand Mang von seinem politischen Werdegang erzählt, der ihn jetzt zur doppelten Direktkandidatur für die AfD im Stimmkreis Roth führte, dann klingt es fast wie eine Familiengeschichte, die ein unschönes Ende genommen hat. Denn der 40-jährige Rechtsanwalt ist einer, der quasi von Geburt an fest mit der CSU verbunden und über die Jahre hinweg auch "fest in der CSU verwurzelt" war.

Warum das so war, ist schnell erklärt: Denn Ferdinand Mang ist der Sohn des langjährigen stellvertretenden Bürgermeisters von Allersberg, Rudolf Mang. 18 Jahre lang war Rudolf Mang der CSU-Ortsvorsitzende und sogar 24 Jahre lang gehörte er dem Allersberger Marktgemeinderat an. Er war "das Herz der CSU", sagte der heutige Ortsvorsitzende Thomas Schönfeld nach dem Tod von Rudolf Mang im März 2015. Wenige Wochen später "erbte" Mangs Sohn Ferdinand den Posten des stellvertretenden CSU-Ortsvorsitzenden in Allersberg.

Im vergangenen Jahr folgte jedoch der Austritt von Mang junior aus der CSU. Sie sei ihm "als politische Heimat immer fremder geworden", sagt Mang und bezeichnet die Partei als einen "Baum im Herbst, der seine Blätter verliert". Die Entscheidung, die CSU letztendlich zu verlassen, sei ihm zwar sehr schwer gefallen - vor allem auch wegen der vielen persönlichen Beziehungen im Ortsverband. "Aber es war die richtige Entscheidung", sagt Ferdinand Mang heute, "vor allem, wenn man sich ansieht, wie sich alles entwickelt hat".

Als neue politische Heimat hat sich der 40-Jährige die AfD ausgesucht. Diese Partei hatte Mang schon 2013 imponiert, als die einstige Führung um Bernd Lucke die europäische Währungsunion kritisierte und sogar auflösen wollte. "Die haben damals schon den Finger in die Wunde gelegt", sagt Mang. Im Herbst 2015 nahm dann der Zustrom von Flüchtlingen nach Deutschland seinen Lauf und Ferndinand Mang fühlte sich immer weniger zugehörig zur CSU. Der Kurs des Parteivorsitzenden Horst Seehofer gefiel ihm immer weniger. Dem Austritt aus der CSU folgte heuer zu Jahresbeginn der Beitritt zur AfD. "Die AfD in Bayern ist wie die CSU in guten, alten Tagen - nur besser", sagt Mang.

Eingebracht in seine neue Partei hat sich Ferdinand Mang vor allem mit Vorträgen, wie er sagt. Gesprochen hat der Rechtsanwalt dabei nach eigener Aussage vorwiegend über die Themen Asyl und Fluchtursachen, die Europa schon vor Jahren hätte besser bekämpfen können. "Das Hilfswerk der Vereinten Nationen hat schon 2014 einen verzweifelten Hilferuf gesendet, aber die Geberländer waren nicht bereit, mehr zu zahlen." Deshalb hätten sich letztlich so viele Menschen auf den Weg nach Europa gemacht. Mang kritisiert auch die Wirtschaftssanktionen der EU gegen Syrien, die letztlich nur zu mehr Armut in der Bevölkerung geführt hätten und ebenfalls zu mehr Flüchtlingen in Europa.

Dass die Flüchtlingspolitik hauptsächlich weder im Landtag noch im Bezirkstag gemacht wird, ist dem Juristen aus Allersberg freilich klar. Für die beiden Parlamente, für die er jetzt kandidiert, hat sich Mang daher die Sozialpolitik als Schwerpunkt gesetzt. "Ich bin schon bei der CSU immer eher als Linker wahrgenommen worden. Außerdem bedeutet mein Vorname: Beschützer der Schwachen." Richtig aufgeschreckt habe den Juristen vor allem die Neuberechnung der sogenannten Düsseldorfer Tabelle, die bundesweit die Höhe von Unterhaltszahlungen regelt. Hier seien zuletzt die fälligen Unterhaltszahlungen mit der Begründung gesenkt worden, dass in Deutschland insgesamt niedrigere Löhne als in den Vorjahren gezahlt werden. "Das ist erschreckend", sagt Mang mit dem Verweis darauf, dass die Konjunktur boome und die größten deutschen Unternehmen derzeit Rekordumsätze einfahren würden. "Wir sind die Exportnation Nummer 1, aber die Leute profitieren nicht davon", klagt der AfD-Kandidat, der nicht zuletzt ein höheres soziales Engagement des Staates fordert. Sinkende Löhne bedeuten laut Mang auch, dass die ohnehin steigende Altersarmut langfristig weiter zunehme. "Wir sind so ein reiches Land, aber wir schaffen es nicht, die Versorgung für unsere Alten sicherzustellen", sagt Mang. "Das darf einfach nicht sein."

Als Nummer vier auf der mittelfränkischen AfD-Liste ist der Allersberger nicht aussichtslos, was einen Sitz im neuen Landtag angeht. Als Mitglied der ersten AfD-Fraktion im Maximilianeum wäre Mang gerne dabei, die Finger in den nächsten fünf Jahren in die Wunden der bayerischen Politik zu legen. Etwa, was die Wohnungsnot angeht, die auch vor dem Landkreis Roth nicht halt machen werde. Regelrecht in Rage gerät Mang, wenn er über den Verkauf tausender GBW-Wohnungen des Freistaats an ein "Miethaikonsortium" spricht. Man dürfe hier nicht dem Kapitalismus nachjagen, sagt Mang und gibt sich als Fan des Genossenschaftswohnbaus. Eigentlich ein ureigenes Thema der SPD, dem sich auch AfD-Mann Mang annehmen will. Ganz getreu dem oft plakatierten AfD-Wahlkampfmotto "Sozial ohne Rot zu werden."

Beim Aufhängen dieser und anderer AfD-Plakate ist Mang zuletzt in Hilpoltstein von Passanten angeschrien worden, wie er erzählt. "So etwas trifft mich und versetzt mir schon einen Stich", sagt Mang, der nach eigenen Worten jegliche Form von Extremismus ablehnt und trotz der jüngsten Vorfälle in Chemnitz für eine Normalisierung im Umgang mit der AfD wirbt. "Ich reiche allen politischen Gegnern die Hand und lasse mich auch gerne von guten Gegenargumenten überzeugen." Egal, ob es im Landtag oder im Bezirkstag wäre. "Ich habe mich erkundigt, dass es auch machbar wäre, beide Mandate verantwortungsvoll zu übernehmen."

Jochen Münch