Allersberg
Kulturelle Impulse für Allersberg gesetzt

Dietrich von Heckel feiert seinen 80. Geburtstag im Gilardihaus - Nachfahre des "Drahtbarons"

13.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:23 Uhr
Zum 80. Geburtstag von Dietrich von Heckel gratuliert der Allersberger Altbürgermeister Bernhard Böckeler beim Festakt im Gilardihaus und überreichte dem Jubilar ein von Grete Farsbotter zusammengestelltes Fotobuch. −Foto: Foto: Unterburger

Allersberg (HK) Zu seinem 80. Geburtstag hat Dietrich von Heckel, ein direkter Nachfahre des "Drahtbarons" Johann Georg von Heckel, der im Jahr 1689 den Drahtzug in Allersberg eingeführt hatte, im Gilardihaus einen Empfang gegeben, zu dem zahlreiche Gäste gekommen sind.

Altbürgermeister Bernhard Böckeler würdigte in seiner Laudatio, dass der ehemalige Berufsschuldirektor Dietrich von Heckel nach seiner Pensionierung seine Jugendträume wahrmachen konnte. Als Schauspieler und Regisseur ganz unterschiedlicher Theaterstücke bereicherte er zwölf Jahre lang das kulturelle Leben in Allersberg.

Zu Heckels Geburtstagsfeier kamen die Gäste bis aus Berlin und München angereist. "Die schöne barocke Dame Gilardihaus ist exakt 290 Jahre alt, da sind meine 80 Jahre ein Klacks dagegen", scherzte der Jubilar beim Sektempfang im Foyer des Gilardihauses. Er lobte die Anstrengungen der Marktgemeinde, das Haus zu sanieren und mit neuem Leben zu erfüllen.

Mit einer launigen und humorvollen Rede würdigte der frühere SPD-Landtagsabgeordnete Max von Heckel, der in München lebt, die Verdienste seines Bruders Dietrich von Heckel. "Beide sind wir nach dem Krieg aufgewachsen, unser Haus in München war zerbombt, wir hatten nichts mehr", erzählte Max von Heckel. Die Wege der beiden Brüder hätten sich später getrennt. "Wir haben beide studiert, ich wurde Jurist, mein Bruder wollte Bierbrauer werden." Daraus sei aber nichts geworden, nachdem Dietrich von Heckel seine spätere Frau Renate kennen gelernt habe. "Dietrich wurde Studienrat, Diplomhandelslehrer, Oberstudienrat, und eines Tages war er Chef im Berufsschulzentrum Nürnberg." In späteren Jahren, so Max von Heckel weiter, habe sich der Bruder mehr dem Kulturbetrieb zugewandt und habe Sänger oder Schauspieler werden wollen. Das habe er nach seiner Pensionierung und gemacht und sich dadurch seine Jugendträume erfüllt.

"Es ist wunderbar, dass das Gilardihaus keinerlei kommerziellem Nutzen zugeführt wird, eine sinnvolle soziale Nutzung ist prima", sagte Max von Heckel und betonte: "Die Beziehung der Heckels zu Allersberg soll aufrecht erhalten bleiben."

"Ihre Vorfahren waren in Allersberg tätig und hatten hier wichtige Funktionen inne", wandte sich Altbürgermeister Bernhard Böckeler, der auch Vorsitzender des Fördervereins zur Sanierung des Gilardianwesens ist, an den Jubilar. Er erinnerte daran, dass Dietrich von Heckel am 6. November 1996 - zum Gedächtnis an den 300. Todestag von Johann Georg Heckel, dem Begründer der Allersberger Drahtzugindustrie - einen Vortrag in Allersberg gehalten hatte. Auch beim Heimatspiel, das anlässlich des 750-jährigen Jubiläums der Marktgemeinde im Jahr 2004 aufgeführt wurde, habe sich Dietrich von Heckel in einer Doppelrolle eingebracht, als er seinen Vorfahren Johann Georg Heckel und den Bänkelsänger "Singgut" verkörperte.

"Ihr Wunsch war es, dass die Drahtzieher-Familie nicht auseinander fallen dürfe", erinnerte Bürgermeister Böckeler, "deshalb haben Sie 2005 an der Mittelschule mit Schauspielern das Lustspiel 'Der Diener zweier Herren' aufgeführt." Bei dem Stück "Die Welle" habe Dietrich von Heckel 2007 Regie geführt und zusammen mit der Schulspielgruppe den Schulleiter Direktor Owens gespielt.

Rochus Castner aus Nürnberg habe das ernste Stück "Die unterbrochene Schulstunde oder Warum Stanislaus sterben musste" geschrieben, das einen direkten Bezug zu Allersberg nimmt und das unter der Regie von Dietrich von Heckel 2009 in Allersberg uraufgeführt wurde. Stanislaus war ein junger polnischer Zwangsarbeiter, der 1941 am Weinberg gehängt wurde, weil er ein Verhältnis mit einem Allersberger Mädchen hatte. Dieses Stück, bei dem Dietrich von Heckel einen Schulrat spielte, wurde 2009 mit dem Karl-Heinz-Hiersemann-Preis der bayerischen SPD in Erlangen ausgezeichnet.

Bernhard Böckeler erinnerte daran, dass Dietrich von Heckel im Anschluss an dieses Stück von der in Krakau lebenden Tochter des ermordeten Stanislaus eingeladen wurde. Sie war zum Zeitpunkt der Ermordung ihres Vaters zwei Jahre alt. 2013 kam sie nach Allersberg, um den Ort der Ermordung zu sehen. "Ich bin gekommen, um Abschied zu nehmen", sagte sie damals bei einem Empfang der Marktgemeinde.

Der Vorsitzende des Fördervereins erinnerte daran, dass von Heckel auch Sketche, Schwänke und Musik zu Feiern des Vereins geschrieben hat, beispielsweise "Die Moritat vom Braunbären Bruno" sowie "Eduard von Stoibern und die Latex-Gabi", beide im Jahr 2007 aufgeführt. Ein Jahr später trat Dietrich von Heckel mit einer historischen Drehorgel auf und schrieb ein Stück zum 300. Hochzeitstag von Sybilla Heckel mit Jakob Gilardi.

2009 präsentierte von Heckel das Lied "An Irish man's philosophy", in dem er sich Gedanken zum Thema Glück machte, 2010 kreierte er das "Lied der Allersberger Drahtzieher". 2012 schließlich trat seine Frau Renate von Heckel als "Magd Vroni" auf und erzählte die Geschichte, als die beiden Drahtbarone Heckel und Gilardi in den Adelsstand erhoben wurden.

Auch in Nürnberg hat Dietrich von Heckel im Dokumentationszentrum als Schauspieler zwei Charakterrollen gespielt: So verkörperte er in dem Stück "Zwischen den Verhören" den Reichsmarschall Göring und in dem Stück "Hitler vor dem Weltgericht" spielte Dietrich von Heckel die Hauptrolle. Rochus Castner, der Autor dieser beiden Stücke, trug jetzt in Allersberg ein selbst verfasstes Sonnett vor, in dem er die Verdienste des Geehrten herausstellte.

"Sie haben Impulse gesetzt mit historischen Theaterstücken", würdigte Bernhard Böckeler. "Sie wollten selbst gemachte Kunst für alle machen und das ist Ihnen vorzüglich gelungen." Zur Erinnerung an die vielfältigen Aktivitäten Dietrich von Heckels in und für Allersberg überreichte Böckeler dem Jubilar im Namen des Fördervereins ein von Grete Farsbotter zusammengestelltes Fotobuch.

Robert Unterburger