Hilpoltstein
Kein Freibrief für Allersberger Pläne

Kreisstraße soll Industriegebiet weichen - Ausschuss fordert Freistellung von jeglichen Kosten und Nachweis der Notwendigkeit

12.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:45 Uhr
Sauber in der Mitte durchschneidet die Kreisstraße das Areal des künftigen Industriegebiets Allersberg West II. −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) Jenseits von Autobahn und ICE-Strecke will der Markt Allersberg zwei große Industriegebiete realisieren: Allersberg West I und II.

Für West II braucht er die Unterstützung des Landkreises Roth, denn aktuell wird die Fläche von der Kreisstraße RH 35 durchschnitten. Dem Antrag, diese verlegen zu dürfen, hat der Tiefbauausschuss des Landkreises in seiner Sitzung am Freitag in Roth mit Vorbehalten zugestimmt.

Warum will die Marktgemeinde, dass die Straße verlegt wird, wäre sie doch für ein Gewerbegebiet eine kostenlose Erschließungsstraße? Allersbergs parteiloser Bürgermeister Daniel Horndasch - der kein Kreistagsmitglied ist und trotzdem Rederecht bekam - stellte klar, dass man sich seitens des Marktes explizit für ein Industriegebiet und kein kleinzügiges Gewerbegebiet entschieden hat. Das gilt sowohl für das Gebiet West I, wo ein Logistiker der Wunschkandidat ist, als auch für West II, für das es laut Horndasch einen mittelständischen Interessenten gibt. Beansprucht dieser die gesamte Fläche, die bis auf einen kleinen Schnerpfel in südlicher Richtung einen fast quadratischen Zuschnitt hat, dann wäre die Kreisstraße im Weg.

Ganz generell ist Landrat Herbert Eckstein (SPD) von den Plänen Horndaschs nicht angetan und hat daraus auch nie einen Hehl gemacht. "Trotzdem werden wir das Vorhaben fair abhandeln", sagte er. Wenn nun die Straße verlegt werden solle, dann müsse dafür auch die Notwendigkeit belegt werden. "Der Landkreis darf keinen Nachteil daraus haben. " Und auch für Kosten, die man nicht verursacht habe, wolle man nicht aufkommen.

In dieser Deutlichkeit war es nicht gerade das, was Horndasch hören wollte. Im Antrag der Allersberger war demnach auch von "der Landkreis befürwortet" - ohne Wenn und Aber - die Rede und lediglich davon, dass die Kosten, die mit dem Flächentausch und der Straßenverlegung anfallen, von der Marktgemeinde getragen werden. Allerdings sieht Oberregierungsrat Siegfried Pfaffinger weitere Kosten und Probleme. Sei es doch vorhersehbar, dass mit dem Gewerbegebiet die gesamte Infrastruktur erheblich stärker belastet wird. Was in der Konsequenz weitere Baumaßnahmen zum Beispiel am jetzt schon sehr stark frequentierten Kreisel nach sich ziehen kann. Kosten, für die sich Horndasch nicht unbedingt in der Pflicht sieht, würde doch im Zuge des zunehmenden Verkehrs die Infrastruktur künftig generell nicht mehr ausreichen.

Verlegt würde die Straße in Richtung des Waldes im Osten. Entweder bereits ab der Mitte des Pendlerparkplatzes oder ab dem Abzweig nach Altenfelden. Sie würde dann entlang des Waldrandes in Richtung Norden geführt und dort, wo sie jetzt schon in den Wald führt, wieder auf die alte Trasse gebracht. "Wir wollen nicht in den Wald eingreifen", stellte Horndasch klar.

Um mehr Planungssicherheit zu haben, wäre es dem Markt Recht gewesen, wenn man auf den Nachweis der Notwendigkeit verzichtet hätte. Alles unter Dach und Fach - und kurz vor Abschluss sagt der Kreistag plötzlich nein, so Horndaschs Befürchtung. "Da kennen Sie das Gremium schlecht", erwiderte Eckstein. Wenn alles seine Richtigkeit habe, werde auch zugestimmt. Aber bisher habe man noch gar nichts. "Legt erst einmal eine gescheite Planung vor! "

Die Reaktion der Ausschussmitglieder waren sehr unterschiedlich. Während Michael Kreichauf (CSU) die Argumente der Marktgemeinde durchaus nachvollziehen konnte, stießen die Pläne bei Wolfgang Scharpff (Grüne) auf völlige Ablehnung: "Ich bin dagegen und sehe es kritisch. " Moderater die Töne von Max Netter (FDP), der den Ansatz des Landkreises für richtig hielt, aber "auch keine Steine in den Weg legen" wollte. Dass im Beschlussvorschlag des Landkreises neben der Notwendigkeit auch eine Verbesserung der Gesamtsituation belegt werden sollte, war Peter Hufe (SPD) zu heftig. Auf seinen Vorschlag heißt es jetzt: keine Verschlechterung.

Zudem wird in dem Beschluss auf eine zwingende Abstimmung mit der Landkreisverwaltung hingewiesen. Ebenso will der Landkreis nicht nur von den unmittelbaren, sondern auch von eventuellen Folgekosten (Kreisverkehr, Autobahnausfahrt) freigestellt werden. Dem Antrag stimmten bis auf Wolfgang Scharpff alle zu.
 

AUS DER SITZUNG

Die Radwegbeschilderung des Landkreises ist zwar gut, entspricht aber nicht den Normen des Bayernnetzes für Radler. Analog zu den SchilderndesWasserradwegs (Kosten rund 80000 Euro) werden nun die Schilder von weiteren 125 Kilometern Radweg ausgetauscht.

Wenig Chancen gibt es für einen Radschnellweg, auch nicht entlang des Kanals. Zu hoch ist die Hürde mit täglich 2000 Nutzern.

Der Geh- und Radweg von Stauf zum Ortseingang von Eysölden wird dort von der westlichen auf die östliche Seite wechseln und mittels Schutzstreifen auf die Straße geführt. Der vorhandene Gehweg wird bis zur Querungshilfe verlängert.

Rainer Messingschlager