Schwabach
Kauf mir einen bunten Luftballon

Schwabachs Marktmeister Christian Lehmann bietet heute einen Rundgang über die Kirchweih an

18.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:39 Uhr
Einen Blick hinter die Kulissen der Schwabacher Kirchweih gewährt heute Marktmeister Christian Lehmann (rechts), hier mit Schausteller Frank Eschenbacher und Laura Reidelshöfer von der Stadt bei einem Rundgang. −Foto: Schmitt

Schwabach (rsc) Die Schwabacher Kirchweih ist ein wunderbares Fest.

Wo sonst in Bayern könnte man von einem Riesenrad aus über die Dächer einer historischen Altstadt blicken und zugleich das Fenster zum Büro des Oberbürgermeisters ins Visier nehmen? Zwischen Fachwerkhäusern Zuckerwatte naschen oder Eis schlecken, neben der Stadtkirche die Atmosphäre am Autoscooter genießen - auch das ist in Schwabach möglich. Der innerstädtische Amüsierpark bietet alljährlich im Spätsommer eine bunte Palette an prallem Vergnügen für alle Generationen.

Wie viel Arbeit für Vorbereitung und Aufbau geleistet werden muss. Welche Besonderheiten dabei in Schwabach eine Rolle spielen. Wie die Geschichte der einzelnen Schausteller mit der Altstadt-Kirchweih verknüpft ist. All das will einer der Hauptverantwortlichen nun allen Interessierten näher bringen. Marktmeister Christian Lehrmann lädt zu einer Führung über die Kärwa ein, bei der intensive Blicke hinter die Kulissen und über zahlreiche Schausteller-Schultern geworfen werden.

"Kauf mir einen bunten Luftballon" heißt der Streifzug am heutigen Mittwoch, ab 15 Uhr. Treffpunkt ist am Rathaus-Eingang. Unterstützt wird Lehmann von Schausteller Georg Bernhard. Die fast zweistündige Führung kostet sechs Euro für Erwachsene und fünf Euro für Kinder unter zehn Jahren. Jeder Teilnehmer erhält dafür fünf Kärwa-Goldbarren im Wert von je einem Euro, die an allen Fahrgeschäften und Buden als Zahlungsmittel gelten. Anmeldungen sind bei der Volkshochschule persönlich oder online möglich.

Spannend ist die Frage, wie es möglich ist auf dem engen Marktplatz so viele Fahrgeschäfte, Imbisse und Süßigkeitenstände unterzubringen. "Das erfordert exakte Planung", sagt Christian Lehmann. Er kann nichts dem Zufall überlassen, denn schließlich gilt: "Sicherheit wird hier ganz groß geschrieben. " Der Marktmeister misst die Stellplätze genau aus, erstellt einen Zeitplan für den Aufbau und teilt Routenpläne für die riesigen Sattelschlepper aus. Jeder Zentimeter wird ausgenutzt. "Es muss klar sein, wer wann wo hereinfährt und aufbaut, denn man kann hier nicht mehr wenden", erklärt Lehmann den Ablauf. Das Schwabacher Terrain ist extrem schwierig. Nicht nur Bäume, Brunnen und Gefälle, so Lehmann, erschweren die Standortplatzierung. "Das macht den Aufbau schwieriger und langwieriger. " Bauamt und TÜV prüfen regelmäßig. Auch das Gewicht spielt für die Verteilung eine Rolle. Schließlich ist ja der Marktplatz gewissermaßen das Dach der Tiefgarage. Wasser und Strom müssen ebenfalls am richtigen Platz sein. Verantwortlich dafür sind die Stadtwerke.

Christian Lehmann wird die Führung im Kärwa-Dorf am Martin-Luther-Platz beginnen. Dort erklärt er die Geschichte der Schwabacher Kirchweih, berichtet über das Sicherheitskonzept und schildert die Vorbereitungen.

Denn die Kirchweih beginnt für ihn nicht mit dem Anstich des ersten Fasses. Jeder Schausteller muss sich jährlich neu um den Platz in Schwabach bewerben. Lehmann entscheidet dann. "Bekannt, bewährt, beliebt", lauten die Kriterien. Oberstes Ziel: "Die Attraktivität darf nicht leiden", sagt Lehmann. Deshalb sind auch Abwechslung und Neuerungen gefragt. Diesmal sind das Laufgeschäft "Psychedelic", ein Air-Brush-Tattoo und das Kirchweihdorf neu. Dort will Georg Bernhard mit einer Bierhütte, verschiedenen Schmankerl-Buden und wechselnder Musik immer für gute Stimmung sorgen. Ein umfangreiches Rahmenprogramm samt weitläufigem Kirchweih-Markt muss vom Marktmeister ebenfalls organisiert werden.

Nach der Einführung nehmen Lehmann und Bernhard die Gruppe in den laufenden Betrieb der Kirchweih mit. Im Dialog mit den Schaustellern wird es Einblicke in deren Leben, das Geschäft und auch die Veränderungen für die Unternehmen geben. "Butterfly"-Betreiber Frank Eschenbacher sowie die Kinderkarusselle des Fürthers Joachim Ulrich und des Erlangers Werner Rudolf sind schon seit Jahrzehnten ununterbrochen zu Gast in Schwabach. Ulrich und Eschenbacher waren bereits als Kleinkinder auf der hiesigen Kirchweih. Schon ihre Großväter haben zwischen Rathaus und Buchhandlung Fahrgeschäfte der ersten Stunde betrieben. "Wir sind hier bekannt und gehören dazu", sagen auch Alexandra und Robert Drliczek. "Wir kommen gern nach Schwabach, weil es eine schöne Innenstadt-Kirchweih ist, wie es sie kaum noch gibt. " Das beruhigt, denn die Fürther Schaustellerfamilie Drliczek würde auf dem Marktplatz unübersehbar fehlen. Sie betreibt das Riesenrad.