Nürnberg
Inzidenzwert Nürnbergs steigt weit über 200

Nach Datenpanne Zahlen korrigiert - Stadt will im Zuge der FFP2-Maskenpflicht Mundschutz kostenlos verteilen

14.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:25 Uhr
Bilder wie diese - vom 3. Januar vor der Lorenzkirche will man am kommenden Wochenende unbedingt vermeiden. −Foto: Eberlein,dpa

Nürnberg - Erst hü, dann hott: Nach der Datenpanne bei der Weitergabe der Infektionszahlen ist Nürnberg am Donnerstag vom Robert-Koch-Insitut (RKI) nun doch wieder zum Corona-Hotspot erklärt worden. Alle Beobachter haben diesen Schritt allerdings erwartet und vorhergesehen. Durch Computer-Probleme bei den gemeldeten Covid-Zahlen war die Frankenmetropole zuletzt plötzlich offiziell unter den Sieben-Tage-Inzidenzwert gefallen. Mit gravierenden Folgen für die Bevölkerung.

Nachdem das Koch-Institut jetzt die aus Nürnberg nachgemeldeten Infektionszahlen aktualisiert und veröffentlicht hat, übersteigt die Nürnberg erwartungsgemäß wieder den kritischen Sieben-Tage-Inzidenzwert von 200 - und das mit 274,1 gleich sehr deutlich. Damit weißt die Stadt den höchsten Inzidenzwert Mittelfrankens und löst damit den Landkreis Roth (aktuell 262,7) ab. Der höchste Wert in Franken wurde am Donnerstagmorgen mit 291,8 für den Landkreis Wunsiedel ausgewiesen. Dahinter folgten die Stadt Bayreuth (282,1), der Landkreis Kronach (275,7) sowie die Stadt Nürnberg und Roth.

Die Folge für Nürnberg: Damit tritt die 15-Kilometer-Regelung ab sofort in Kraft. Touristische Ausflüge sind demnach nur noch in einem Umkreis von 15 Kilometern ab Stadtgrenze erlaubt.

Gleichzeitig sorgt die neue Vorschrift zum Tragen von FFP2-Masken beim Einkaufen und im Nahverkehr für Wirbel in der Frankenmetropole. Strittig ist offensichtlich besonders die Frage der kostenlosen Masken-Verteilung an ärmere Bevölkerungsschichten gewesen. Erst nein, dann doch: Laut Meinung von Oppositionsparteien wie den Linken hätte der Freistaat erst nach entsprechender Kritik am Ende doch noch "grünes Licht" für die kostenlose Vergabe der vermeintlich sichereren Mund-Nasen-Masken an bedürftige Bevölkerungsgruppen gegeben. Auch aus den Reihen der SPD-Stadtratsfraktion hat es hierzu kritische Töne gegeben. Aus Sicht von SPD-Fraktionschef Thorsten Brehm beispielsweise hätte der Freistaat "bei einer derartigen Vorschrift auch für die kostenlose Bereitstellung der Masken" von Anfang an sorgen müssen. Besonders für Geringverdiener seien die zusätzlichen Kosten für die oft bis zu fünf Euro teuren Masken schwer zu schultern.

Nun wollen Freistatt und Stadt Nürnberg gemeinsam zumindest den rund 45000 Sozialhilfe-Empfängern in Nürnberg kostenlose FFP2-Masken aushändigen. Fragezeichen gibt es allerdings wohl noch bei den Details wie der genauen Anzahl der Masken und der Art der Verteilung. Laut Linken-Stadtrat Titus Schüller wolle die Stadt jeweils zwei Masken aus den eigenen Beständen an die Bedürftigen über Tafeln und Sozialämter ausgeben. Der Freistaat wolle laut Schüller weitere fünf FFP2-Masken pro Sozialhilfe-Empfänger kostenlos nach Nürnberg liefern. An der Anzahl der kostenlosen Masken gibt es bereits Kritik.

Nicht nur die Linken bemängeln, dass sieben Masken pro Bedürftigen "nicht ausreichen" werden. Auch die SPD übt scharfe Kritik an der Anzahl der kostenfreien Masken. "Bei korrekter Anwendung müssen die Masken häufig gewechselt werden", betont beispielsweise die gesundheitspolitische Sprecherin der Nürnberger SPD-Fraktion, Jasmin Bieswanger, die als Intensivkrankenschwester an vorderster Front die Corona-Krise bekämpft. "Die Masken können nur zeitlich begrenzt genutzt werden." Eine geringe Anzahl von Masken pro Person würde deshalb nicht ausreichen. "Sobald die Masken von der ausgeatmeten Luft nass befeuchtet sind, bieten sie keinen Schutz mehr und müssen getauscht werden." Auch nach dem Trocknen sei kein Schutz mehr garantiert.

"Ausgehend von einem 30-minütigen Einkauf im Supermarkt, müsste danach die Maske eventuell schon verworfen werden. Bei Fahrten im ÖPNV gilt das ebenso", warnt Bieswanger. SPD-Fraktionschef Brehm ärgert sich generell über den Corona-Schlingerkurs. "Das aktuelle Chaos ist ärgerlich, weil die Leute die Übersicht verlieren und die Akzeptanz gegenüber den Regeln selbst in der Mitte der Gesellschaft sinkt."

Unterdessen hat Nürnberg neue Demonstrationen, die für Sonntag aus dem Umfeld von Corona-Maßnahmen-Kritikern in Nürnberg unter dem Motto "03.01.2021 reloaded - Söder, wir kommen wieder" geplant waren, beispielsweise am Hauptmarkt oder an der Lorenzkirche verboten (siehe eigenen Bericht).

HK

Nikolas Pelke