"Ich habe einiges bewegen können"

05.10.2007 | Stand 03.12.2020, 6:26 Uhr

Hilpoltsteins amtierender Bürgermeister Helmut Neuweg gratuliert seinem Vorvorgänger, Altbürgermeister Leo Benz, im Sitzungssaal des Hilpoltsteiner Rathauses zum 80. Geburtstag. - Foto: Messingschlager

Hilpoltstein (HK) Eine Lebensleistung, die es wert ist, den 80. Geburtstag besonders zu feiern, hat Hilpoltsteins Bürgermeister Helmut Neuweg seinem Vorvorgänger Leo Benz attestiert. Und mit dieser Meinung stand Neuweg bei der Feier am Donnerstagabend im Hilpoltsteiner Rathaus sicher nicht allein.

Es ist in der Tat beachtlich, was der Jubilar auf kommunalem und gesellschaftlichem Gebiet geschafft hat. 146 Dienstjahre hat Helmut Neuweg aufgerechnet, kämen heraus, wenn man die Zeiten als Bürgermeister, Kreisrat, Fraktionsvorsitzender, TV-Vorsitzender et cetera summieren würde. "Da kommt sicher noch das eine oder andere dazu und dann wären es sogar 200." Wenn es Benz auch heute mit seiner Frau Rosa lieber nach Bad Füssing ziehe, könne er zufrieden auf seine Leistungen in Hilpoltstein zurückblicken.

Leodegar Benz wurde 1927 in Lohen als Sohn eines Landwirts geboren. 1929 übersiedelte die Familie nach Untermässing, wo die Eltern ein landwirtschaftliches Anwesen erworben hatten. Nach der Schulzeit begann er bei der BayWa in Thalmässing eine Lehre als Großhandelskaufmann. Im Februar 1944 musste er die Ausbildung unterbrechen, da er, noch keine 17 Jahre alt, zum Wehrdienst eingezogen wurde. Bei Kriegsende kam er in amerikanische Gefangenschaft und wurde wegen einer Verwundung vorzeitig entlassen.

Nach der Rückkehr beendete Leo Benz zunächst seine Lehre, blieb noch ein Jahr bei der BayWa und bewarb sich anschließend beim Landratsamt Hilpoltstein, wo er 1947 seinen Dienst antrat. Hier durchlief er mehrere Abteilungen und blieb schließlich im Kommunalreferat, das die 84 Gemeinden zu betreuten hatte, hängen. Bis zur Gebietsreform war er auch als Kreiskämmerer für die Finanzen des Landkreises verantwortlich.

Leo Benz wurde 1972 zum Bürgermeister der Stadt Hilpoltstein gewählt. Gleichzeitig zog er auch in den Kreistag Roth ein, wo er bis 1990 Fraktionsvorsitzender der CSU war. 1991 musste Benz wegen seiner angeschlagenen Gesundheit das Bürgermeisteramt aufgeben. Während seiner Amtszeit wurde in der Großgemeinde, insbesondere im Bereich der Infrastruktur, viel erreicht.

Erhalt des Finanzamts

Baulandausweisungen und Industrieansiedlungen wurden vorangetrieben, Schulgebäude errichtet, Stadthalle und Bad gebaut, Abwasseranlagen und Wasserleitungen in der Stadt und den Ortsteilen saniert, das Feuerlöschwesen gefördert und die Eingemeindungsverträge erfüllt. Besondere Verdienste erwarb sich Benz um den Erhalt des Finanzamts und des Krankenhauses. Auch andere Landkreisorganisationen blieben in Hilpoltstein, wie Volkshochschule und das Haus des Gastes. Leo Benz war auch 15 Jahre Vorsitzender des TV Hilpoltstein

Er habe die große Feier im Rathaus eigentlich gar nicht haben wollen, erklärte Benz. Aber sich dann überzeugen lassen. Ebenso sei er reichlich beschenkt worden, "das habe ich doch gar nicht verdient". Deshalb werde er auch den Gegenwert der Geschenke für eine Hilpoltsteiner Sache spenden.

Auf sein Lebenswerk zurückblickend, sagte Benz, dass er in vielen Bereichen tätig gewesen sei und "ich habe einiges bewegen können". Hilpoltstein habe eine gute Entwicklung genommen. Mit Leo Benz’ Dienstantritt als Bürgermeister begann die Umsetzung der Gebietsreform. Dabei wurde den kleinen Gemeinden die Selbstständigkeit genommen und ihnen dafür eine bisher nicht für notwendig erachtete Infrastruktur gegeben. "Als die ersten Bescheide kamen, war die Enttäuschung groß", erinnert sich Benz. Aber die Leute hätten auch gewusst, dass es wie bisher nicht weitergehen konnte. "Die Bürger hatten Verständnis, und ich wurde nicht aus dem Dorf gejagt."

Insgesamt 450 Bürgerversammlungen habe er insgesamt geleitet, sagte Benz. "Da war nicht immer eitel Sonnenschein, aber wir haben erreicht, dass sich alle als Bürger Hilpoltsteins gefühlt haben." Die Aufgabe als Bürgermeister habe ihm Freude bereitet. "Wenn etwas schwierig ist, dann freut man sich besonders, wenn man es schafft."

Die Zeit sei ihm noch geläufig, sagte CSU-Landtagsabgeordneter Manfred Weiß. Hilpoltstein habe sich mit dem Zentralitätsverlust abfinden müssen. "Leo Benz hat mit großer Beharrlichkeit versucht, für die Stadt etwas herauszuholen." Und habe dabei viel geschafft. Zu ihm, Weiß, sei er nur gekommen, wenn es wirklich wichtig war und habe dann aber seinen Abgeordneten gefordert. "Aber ich konnte mich immer auf dich verlassen."

Ein besonderes Verhältnis hat auch SPD-Abgeordneter Peter Hufe zu Leo Benz. "Ich habe Kommunalpolitik bei Ihnen gelernt", sagte Hufe. So gut, dass er zeitweise sogar als "Benz’ Lieblingsschüler" galt. Da verwunderte es nicht, dass Hufe nach der Rede des Altbürgermeisters feststellte: "Sie könnten den Posten noch immer nahtlos übernehmen."